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Event reports

Wandel in den Vereinigten Staaten – Obama setzt auf Nachhaltigkeit

National und weltweit Ressourcen sichern – Amerikanische Ressourcenpolitik unter Barack Obama

Dr. Stormy-Annika Mildner, Koordinatorin des Forschungsschwerpunktes „Konkurrenz um knappe Ressourcen“ der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, referierte im Rahmen der Wunstorfer Gespräche 2009 zum Thema: „National und weltweit Ressourcen sichern – Amerikanische Ressourcenpolitik unter Barack Obama“. Nach dem Vortrag über die Zukunft des transatlantischen Bündnisses von Dr. Patrick Keller war dies die zweite Veranstaltung der diesjährigen Wunstorfer Gespräche, die in Zusammenarbeit mit dem Lufttransportgeschwader 62 stattfinden.

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Dr. Mildner gliederte ihren Vortrag in drei Teile. Sie begann mit den Rahmenfaktoren der Ressourcendebatte und unterschied dabei zwischen energiewirtschaftlichen und metallischen Daten. Anschließend nannte sie die Probleme und Herausforderungen der USA, die in den kommenden Jahren anstünden und sie ging dann auch auf die Strategie der Obama-Administration bezüglich der Ressourcenpolitik ein.

Zum Einstieg in die Thematik erläuterte Dr. Mildner den Begriff der Verwundbarkeit, die vom Konzentrationsgrad der Lieferländer und deren politischen Stabilität abhänge: „Wenn eine Importnation wie die USA von wenigen Ländern abhängig ist und eine große Entfernung zwischen Liefer- und Empfängerland besteht, dann ist auch die Verwundbarkeit größer.“

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Voller Saal in der Offiziersheimgesellschaft

Daraufhin nannte sie einige Daten zum Energieverbrauch der USA. Bei nur 5% der Weltbevölkerung verbräuchten die Vereinigten Staaten von Amerika 24% der weltweiten Energie. Täglich bedeute dies einen Verbrauch von 20 Millionen Fässern Öl, von denen 8 Millionen selbst produziert werden könnten. Die restlichen 12 Millionen Fässer müssten importiert werden.

Doch woher kommt das Öl für Amerika? Dr. Mildner machte darauf aufmerksam, dass weniger als 20% aus dem Nahen und Mittleren Osten importiert werde. Das meiste Öl gelange aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko, sowie Algerien, Nigeria und Venezuela in die USA.

Mit mehreren Grafiken zum Import und Export von Metallen wies Dr. Mildner darauf hin, dass die USA auch bei den metallischen Ressourcen sehr abhängig von anderen Ländern sei.

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Neben Gästen aus Wirtschaft und Politik waren auch viele Geschwaderangehörige und Schüler der Gymnasien Wunstorf und Langenhagen anwesend

Den zweiten Teil ihres Vortrags begann Dr. Mildner mit einem Rückblick auf die Präsidentschafts-Vorwahlen, bei denen das wichtigste Thema für die Bevölkerung die Energiepolitik war. Sehr viele Privatpersonen seien auf ihre Autos angewiesen, vor allem die Menschen im ländlichen Raum. Ernst nach den Vorwahlen wurde die Finanz- und Wirtschaftskrise zum wichtigsten Thema für die Amerikaner.

Für die Zukunft gäbe es in der Energiepolitik der USA einige Herausforderungen, die es zu bewältigen gelte. Dr. Mildner nannte hierbei als ersten Punkt die ständigen Preissteigerungen und vor allem -schwankungen im Energiesektor, aber auch die zukünftige Versorgungssicherheit mit der Problematik der hohen Abhängigkeit von Importen. Hierbei werden vor allem die zukünftigen Importe aus der Region des Persischen Golfes eine Herausforderung für Obama darstellen. Auch der Einsatz von erneuerbaren Energien, die bislang weniger als ein Prozent des amerikanischen Energiemixes ausmachen, werden eine Herausforderung für die nahe Zukunft. Eine weitere Problematik läge im Stromnetz der USA, das zu großen Teilen veraltet und das auch Ursache für die häufigen Stromausfälle sei. Hier soll die Schaffung eines modernen und intelligenten Stromnetzes, eines sogenannten Stromgrids, in Angriff genommen werden, was durch die Zuständigkeitsprobleme für die Stromsektorenregulierung noch zu Problemen führen könne. Als letzte Herausforderung nannte Dr. Mildner die steigende Nachfrage nach einzelnen Ressourcen, wie beispielsweise Lithium, zu finden unter anderem in Handys und Laptops. Hier werde auch die Zusammenarbeit mit den Chinesen von Bedeutung sein, die bereits mit Exportstopps der begehrten Metalle drohten.

Im letzten Abschnitt erläuterte Dr. Mildner die Ressourcenstrategie der USA und verglich dabei die unterschiedlichen Positionen von George W. Bush und Barack Obama. Dafür erklärte sie das „Zieldreieck der Ressourcenpolitik“, bestehend aus wirtschaftlicher Effizienz, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit. Für Bush war die Versorgungssicherheit das wichtigste Ziel in der Energiepolitik, und Dr. Mildner zitierte Bush mit dem bekannten Satz: „Amerika ist süchtig nach Öl, das größtenteils aus instabilen Regionen der Welt importiert wird“. Seit dem 11. September 2001 sei die Energiepolitik als Sicherheitspolitik („Energy Security“) konzipiert gewesen. Um diese These zu belegen, verwies Dr. Mildner auf einige Punkte der Energiepolitik unter Bush. Wichtig waren dem alten Präsidenten der Ausbau der Ölförderung zur Reduzierung der Ölimportabhängigkeit, der Aus- und Neubau von Raffineriekapazitäten, der Neubau von Kernkraftwerken und die Reduzierung des Energieverbrauchs der privaten Haushalte. Erneuerbare Energien tauchten auf dieser Liste erst ganz unten auf.

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Kommodore des Lufttransportgeschwaders 62: Oberst Bernhard Altersberger

Für Barack Obama sei die Nachhaltigkeit im Zieldreieck der wichtigste Punkt, was auch an der engeren Zusammenarbeit zwischen der EU und den USA deutlich wird. Ein EU-US-Energierat stehe nämlich kurz vor der Gründung. Mit Bush wäre eine solche Zusammenarbeit unter dem Hauptgesichtspunkt der Nachhaltigkeit nicht möglich gewesen. Obamas Energiepolitik habe einige ehrgeizige Ziele, wie die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Investitionen in saubere Energietechnologien („Green Jobs“) oder die Verringerung der Ölimporte aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Venezuela („Less Oil“). Außerdem wolle Obama den Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromerzeugung bis 2025 auf 25% erhöhen. Im Sommer diesen Jahres wurde bereits das Klimagesetz ACES 2009 (American Clean Energy and Security Act) verabschiedet, das unter anderem den Handel mit Emissionszertifikaten für Treibhausgase zur Bekämpfung des Klimawandels festschreibt.

In ihrem Fazit machte Dr. Mildner noch einmal deutlich, dass die USA mehr Öl importieren und konsumieren würden, als jeder andere Staat auf der Welt. Die Auseinandersetzung mit dem Thema der Energiesicherheit und der Ölabhängigkeit sei deshalb im nationalen Interesse. Allerdings werde es für die Vereinigten Staaten unmöglich sein, eine Energieunabhängigkeit zu schaffen. Die wirkliche Herausforderung läge darin, die eigenen Abhängigkeiten besser zu managen, anstatt sich Illusionen hinzugeben. .

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Dr. Klaus Jochen Arnold (KAS), Monika Brüning (MdB a.D.), Dr. Stormy-Annika Mildner und Kommodore Bernhard Altersberger

Nach dem Vortrag wurden noch einige Fragen an Dr. Mildner gestellt, in denen es unter anderem um das gestiegene Bewusstsein Amerikas für den Klimawandel ging. Durch den Hurrikan Catrina und den Film von Al Gore glaube mittlerweile die Mehrzahl der Amerikaner sogar daran, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht werde.

Fortgesetzt wird die Reihe am 12. November um 18:00 Uhr mit dem Thema „Partner oder Gegner? Das "neue" Amerika aus Sicht Russlands“.

Hinweis: Die abschließende Podiumsdiskussion am 26. November 2009 mit allen Referenten wird nicht wie gewohnt um 18 Uhr, sondern erst um 19 Uhr beginnnen.

Steffen Lühning

Kontakt: Steffen.Luehning@kas.de

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