Im Jahr 2019 mehren sich die Jahrestage der wechselvollen Geschichte zwischen Deutschland und Polen. Neben den schwierigsten Momenten der deutsch-polnischen Geschichte kann in diesem Jahr auch auf eine Reihe von Jubiläen aufgrund positiver Ereignisse zurückgeblickt werden: Der Beginn des Transformationsprozesses in Mittel- und Osteuropa vor dreißig Jahren, der zwanzigste Jahrestag des polnischen Beitritts zur NATO und fünfzehn Jahre Erweiterung der Europäischen Union. In Rahmen des diesjährigen "Deutsch-polnischen Barometers" wird der Frage nachgegangen, wie die Folgen dieser Ereignisse in beiden Gesellschaften beurteilt werden. Die beiden zuletzt genannten Jubiläen, aber auch aktuelle Diskussionen innerhalb der NATO und EU, nimmt die Studie schließlich zum Anlass, den Blick zu weiten und Meinungen zu globalen Themen abzufragen: zur Rolle der Europäischen Union, der Vereinigten Staaten, Chinas und Russlands in einer neuen Weltordnung sowie zur Beurteilung der gegenwärtigen regierenden Spitzenpolitiker dieser Mächte.
Ergebnisse kompakt
- Deutsche und Polen bewerten den gegenwärtigen Zustand der bilateralen Beziehungen ihrer beiden Länder ähnlich: 59 Prozent der befragten Polen und 60 Prozent der Deutschen geben an, die Beziehungen seien gut, während 23 Prozent der Polen und 27 Prozent der Deutschen den Zustandals schlecht einschätzen. In den letzten Jahren unterlagen vor allem die Meinungen der Deutschen hierzu allerdings großen Schwankungen. So sank die Zahl der positiven Einschätzungen seitens der Polen seit dem letzten Jahr um fünf Prozent, während diese im selben Zeitraum auf Seiten der Deutschen um 29 Prozent deutlich anstieg.
- Sowohl die Deutschen als auch die Polen sprechen sich mehrheitlich für einen kooperativen Stil in der Zusammenarbeit mit dem Nachbarn aus. Dabei ist diesbezüglich erstmals ein höherer Wert auf deutscherSeite (61%) als auf polnischer (51%) zu verzeichnen. Etwa ein Drittel der Befragten in beiden Ländern befürwortet hingegen eine Politik der harten Verteidigung nationaler Interessen.
- Sowohl die Deutschen als auch die Polen nehmen nach wie vor einen Einfluss des Zweiten Weltkrieges auf die gegenseitigen Beziehungen wahr, doch die Zahl jener Befragten, die diesen Einfluss als stark bezeichnen, geht zurück. In Deutschland ist deren Anteil seit dem Jahr 2008 bis heute von 34 auf 22 Prozent gesunken, in Polen von 43 auf 32 Prozent. Hingegen gar keinen Einfluss der Kriegsgeschehnisse auf die gegenwärtigen Beziehungen sehen 19 Prozent der Deutschen sowie 14 Prozent der Polen.
- Fast die Hälfte der polnischen Befragten (46%) ist der Ansicht, dass das Leid und die Opfer, die Polen im Laufe seiner Geschichte auferlegt wurden, von der internationalen Öffentlichkeit nicht ausreichend anerkannt worden sind. Auf deutscher Seite sind im Verhältnis weniger als halb so viele Befragte (21%) dieser Meinung. Eine deutliche Mehrheit der Deutschen (62%) findet stattdessen, dass dieses Leid ausreichend Anerkennung gefunden hat.
- Geteilter Meinung sind die Polen darüber, ob der Beitrag ihres Landes zum Sturz des Kommunismus und zum demokratischen Wandel in Mittel- und Osteuropa von der internationalen Öffentlichkeit ausreichend anerkannt worden ist. Die größte Gruppe der Befragten (41%) vertritt die Ansicht, dass dies nicht der Fall ist, während 35 Prozent eine angemessene Anerkennung wahrnehmen.
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