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Matthias Barner

#KASkonkret

„Großbritannien braucht die EU als Partner – auch nach dem Brexit“

KASkonkret_#43: Unsere Interviewreihe zu Fragen der Zeit

Großbritannien läuft der EU beim Impfen den Rang ab. Parallel stellt sich das Land außenpolitisch neu auf. Wirtschaftlich lief es dagegen schon mal besser. #KASkonkret im Gespräch mit Matthias Barner, Leiter des KAS-Büros in London.

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„Ich bin absolut begeistert, sagen zu können, dass wir nun die Hälfte aller Erwachsenen in Großbritannien geimpft haben“ – diese Nachricht verbreitet Großbritanniens Gesundheitsminister Matt Hancock Anfang März via Twitter. Beim Impfen läuft es gut in Großbritannien, auch wenn die allermeisten Menschen bislang nur die Erstimpfung erhalten haben, das stellt auch Matthias Barner fest. Er leitet das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung für das Vereinigte Königreich und Irland. Auch er hat bereits seine erste Impfdosis erhalten. Hoffnung macht den Britinnen und Briten außerdem die sogenannte „Roadmap to freedom“. Ab dem 21. Juni, so das Ziel der Regierung, soll im Vereinigte Königreich das normale Leben zurückkehren. Aber die Lage bleibt ambivalent, sagt Matthias Barner: „Es ist im vergangenen Jahr auch viel schiefgelaufen. Großbritannien hatte mit die meisten Corona-Toten. Die Wirtschaft ist hier vergangenes Jahr um zehn Prozent eingebrochen, in Deutschland lag das Minus bei ‚nur‘ fünf Prozent.“ Großbritannien fährt eine andere Strategie, als Festland-Europa, erklärt Matthias Barner: „Es wird mehr gepokert. In der ersten Welle ist das der Regierung auf die Füße gefallen. Beim Impfen, wo man bewusst lange Pausen zwischen Erst- und Zweitimpfung in Kauf nimmt, ist es offenbar geglückt.“

 

 

Brexit-Folgen schon sichtbar?

 

Wegen der Pandemie ist ein anderes Mega-Thema in den Hintergrund gerückt: der Brexit. 2016 hatte eine knappe Mehrheit der Britinnen und Briten für „leave“ gestimmt, es folgten Jahre voll zäher Verhandlungen. 2020 trat Großbritannien schließlich aus der EU aus, Anfang 2021 wurde außerdem die wirtschaftliche Scheidung vollzogen – verbunden mit einem umfassenden Freihandelsabkommen. Dass er ihnen den No-Deal-Brexit erspart hat, haben die Britinnen und Briten Premierminister Boris Johnson hoch angerechnet, so Matthias Barner. Und doch spürt man bereits Veränderungen beim Handel mit der EU: „Es gibt ja trotz Freihandelsabkommen Grenzen, es müssen Zollerklärungen ausgefüllt werden, die Bürokratie ist komplizierter geworden. Deshalb haben viele kleinere und mittelständische Unternehmen erklärt, den Export erstmal herunterzufahren.“ Inwiefern das nur Übergangsprobleme sind oder Schwierigkeiten, die auf lange Sicht bleiben werden, kann man zurzeit aber noch nicht mit Sicherheit sagen, sagt Matthias Barner. Noch fehlen außerdem Abkommen im Bezug auf den Dienstleistungs- und Finanzmarktsektor. Frank Windeck, Referent im KAS-Büro Bonn glaubt, dass die Corona-Krise so manche Brexit-Auswirkung zurzeit noch verdeckt: „Haben wir die Pandemie einmal hinter uns gelassen, wird sich zeigen, wie lange LKW-Fahrer in den Staus an den Grenzen warten müssen und ob die Regale in den Supermärkten des Vereinigten Königreichs wirklich leer bleiben werden.“

 

„Global Britain“-Strategie

 

Nach dem EU-Austritt will sich Großbritannien auch außenpolitisch neu aufstellen. „Global Britain“ heißt die Strategie, die die Regierung in einem 100 Seiten langen Papier genauer ausführt. Die Kernbotschaft: Großbritannien schottet sich nach dem Brexit nicht ab, sondern will an seine historische Rolle als Seefahrernation anknüpfen und als globaler Fürsprecher für Demokratie auftreten. Ein Ziel der britischen Regierung ist es, mit einem Verbund der zehn größten Demokratien der Welt ein Bollwerk gegen den Autoritarismus Russlands und Chinas zu schaffen. Matthias Barner sagt dazu: „Zur Wahrheit gehört auch, dass Großbritannien vieles von dem, was es im Rahmen von ‚Global Britain‘ machen will, auch im Rahmen der EU hätte machen können.“ Auch wenn Großbritannien nun neue Bündnisse schmieden möchte, die Geografie könne auch die „Global Britain“-Strategie nicht außer Kraft setzen, betont Barner: „Großbritannien liegt in Europa und der größte Nachbar ist die EU. Und natürlich braucht Großbritannien die EU weiterhin als Partner, auch nach dem Brexit.“

 

 

#KASkonkret zieht um!

 

Das war die letzte Live-Folge von #KASkonkret bei Facebook – wir sehen uns ab Mittwoch, dem 28. April, bei YouTube, auf dem YouTube-Kanal der Konrad-Adenauer-Stiftung, onlinekas.

 

 

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About this series

Unsere Interviewreihe, in der wir jede Woche aktuelle und dringliche Themen besprechen. Wir tun dies auf Facebook und wir tun es live!