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Warschau, 17.9.2008 (dpa/raabe)
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sieht Handlungsbedarf in den deutsch-polnischen Beziehungen
Die seit zehn Monaten bestehende politische Stabilität in Polen wirke sich positiv auf die bilateralen Kontakte aus, sagte Tillich nach Gesprächen mit Kulturminister Bogdan Zdrojewski, dem Fraktionschef der Regierungspartei Bürgerplattform, Zbigniew Chlebowski, Vizepremier und Innenminister Grzegorz Schetyn und Außenminister Radislaw Sikorski am Dienstag in Warschau. Allerdings fehle in Polen immer noch eine breite politische Basis, die in Deutschland nicht nur einen wichtigen Nachbarn, sondern auch einen freundschaftlichen Partner sehe. Deshalb bleibe das deutsch-polnische Verhältnis "fragil".
Die polnischen Nationalkonservativen unter Jaroslaw Kaczynski hatten in den Jahren von 2005 bis 2007 eine auf Konfrontation mit Berlin ausgerichtete Politik geführt. Nach dem Regierungswechsel im vergangenen Herbst entspannten sich unter dem konservativ-liberalen Ministerpräsidenten Donald Tusk die Beziehungen zwischen Warschau und Berlin.
Der sächsische Regierungschef äußerte sich bei seinem Antrittsbesuch in Warschau zuversichtlich. »Wir müssen weitermachen«, forderte er ein Engagement beider Seiten. Er selbst will sich vor allem für mehr Polnisch-Unterricht in Sachsen einsetzen. Tillich selbst spricht als Sorbe Polnisch. Sachsen grenzt an die polnische Woiwodschaft Dolnoslaskie (Niederschlesien) mit der Hauptstadt Breslau (Wroclaw).
Tillichs Reise nach Polen hatte am Montag mit Hindernissen begonnen. Wegen technischer Probleme an einem Flugzeug der Lufthansa saß er stundenlang in München fest und traf erst am späteren Abend in Warschau ein. So musste der Vortrag des Ministerpräsident über die deutsch-polnischen Beziehungen und die regionale Zusammenarbeit, zu dem die Konrad-Adenauer-Stiftung eingeladen hatte, ausfallen. Stattdessen diskutierten die gut 100 Teilnehmer mit dem Vorstandvorsitzenden der Verbundnetz Gas AG Leipzig, des drittgrößten deutschen Gasunternehmens, über Wirtschafts- und Energiepolitik.
Im Rahmen eines Mittagessens traf Tillich auch mit dem früheren polnischen Botschafter in Deutschland und in den USA, Janusz Reiter, mit dem Leiter des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes, Pawel Moras, und mit dem Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung, Thomas Urban, zum Austausch zusammen.