„Unsere Wirtschaft ordneten wir auf der Grundlage des Wettbewerbs und der sozialen Gerechtigkeit. „Soziale Marktwirtschaft" nennen wir diese Wirtschaftsordnung, die freies Unternehmertum mit sozialer Verantwortung verbindet.“ - Konrad Adenauer 1957 vor dem US-Repräsentantenhaus.
Doch wo genau lagen die Ursprünge unseres Wirtschaftssystems? Welche Rolle spielte das Grundgesetz hierbei? Und wie steht es um die heutige und künftige Verfassung des Ordnungsmodells sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland? Alles Fragen und Themen, die im mehrtägigen Seminar zum Thema „Soziale Marktwirtschaft – Auslauf- oder Zukunftsmodell?“ in der Villa La Collina, Konrad Adenauers ehemaliger Ferienresidenz, behandelt wurden.
Dr. Julian Dörr, Leiter Digitalisierungs-und Innovationspolitik von Die Familienunternehmer e.V., ging einführend auf verschiedene Merkmale, die Entwicklung sowie die Ideengeschichte zur Sozialen Marktwirtschaft ein. Insbesondere die Rolle des Staates am aktuellen Beispiel des Corona-Krisenmanagements wurde hinterfragt. Dies diente gleichzeitig als Aufhänger, die drei wesentlichen Ziele der Sozialen Marktwirtschaft – Strukturen wirtschaftlicher Ordnung, Wachstum und Wohlstand, Individuum im Mittelpunkt – zu erläutern. Klar herausgearbeitet wurde, dass die Soziale Marktwirtschaft nicht dem rein ökonomischen Effizienzaspekt dient, sondern das Dienen der Wirtschaft für den Menschen im Vordergrund steht.
Olaf Kowalski, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungskolleg normative Gesellschaftsgrundlagen (Universität Bonn), beleuchtete das Verhältnis von Grundgesetz und Sozialer Marktwirtschaft. Aus verfassungsrechtlicher Perspektive wurde ein Rückblick auf die Weimarer Verfassung und die spätere Entstehung des Grundgesetzes gerichtet. Aktuell ausgewählte Beispiele ergänzten die politische Diskussion mit den Teilnehmern, wie bspw. die Äußerung des SPD-Politikers Kevin Kühnert zur Enteignung des Automobilkonzerns BMW in Bezug zu Art. 15 GG (Sozialisierung).
Nach den grundlegenden Vorträgen und Diskussionen zu Ursprüngen und Grundlagen unseres Wirtschaftssystems rückten anschließend aktuelle Herausforderungen der Sozialen Marktwirtschaft in den Mittelpunkt. Im Fokus stand hierbei zunächst die Frage nach „sozialer Gerechtigkeit“, die den Kern unserer Wirtschaftsordnung berührt und mittels einer Gruppenarbeit zum fiktiven Thema „Verschärfung der Erbschaftsbesteuerung“ behandelt wurde. Bei diesem von den Teilnehmern sehr geschätzten Format der Wissensvermittlung erarbeiteten die Gruppen „Politiker“, „Aktivisten“ und „Mittelstandsunternehmer“ unterschiedliche Positionen, die ausführlich diskutiert wurden. U.a. die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, die Senkung von Steuerbelastungen und der Fachkräftemangel sowie Globalisierung und Digitalisierung wurden als aktuelle Herausforderungen für unsere Wirtschaftsordnung ausgemacht und Handlungsbedarfe festgestellt. Olaf Kowalski widmete sich anschließend noch einmal dem speziellen Thema der Digitalisierung. Mit Blick auf das Silicon Valley und die dort ansässigen Digitalunternehmen (u.a. Facebook, Netflix, Hewlett Packard) wurde vor allem das Verhältnis des Staates zu diesen Firmen, die mehr seien als reine Wirtschaftsunternehmen, als zentrale Herausforderung diskutiert.
Zum Abschluss widmete man sich nachdrücklich der Frage, ob die Soziale Marktwirtschaft zukunftsfest ist und wie es um die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands steht. Insbesondere deren Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung und die Stärken der Wirtschaftsordnung wurden dabei thematisiert.
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