Denn die politische Bubble ist klein. Die Bubble der (guten) politischen Kommunikatoren noch kleiner. Umso herausfordernder ist es, deren Knowhow an die politischen Entscheider zu transferieren. Hier können vielfältige E-Learning Formate die Brücke bilden.
Digitale Seminare als Grundlage digitaler Lehre
Die gängigste Form der digitalen Schulungsmethoden stellt das klassische Seminar dar. In einem digitalen Vortrag (via Zoom, Webex und Co), vermittelt ein Fachreferent passende Inhalte an das Publikum. Oft schließt sich daran eine fachliche Diskussion an. Faktisch wird der klassische Vortrag in die digitale Welt überführt.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch die örtliche Unabhängigkeit erfreuen sich Webinare in der Regel einer größeren Zuhörerschaft als klassische Präsenzvorträge. Ebenso können digitale Elemente wie Powerpoint-Folien oder Abstimmungs-Tools ohne Medienbruch in den Vortrag eingebaut werden.
Als herausfordernd stellt sich hingegen die Interaktion in der Gruppe dar. Ganz abgesehen von technischen Barrieren fällt es Usern in digitalen Formaten oft schwerer, das Wort zu ergreifen – nicht selten entsteht erst gar keine Diskussion. Eine Thematik, die bei der Konzeption des Vortrags immer mitgedacht werden muss.
Asynchrone „Flipped Classroom“ Inhalte
Der Ansatz des „Flipped Classrooms“ bringt die Inhalte asynchron, also mit zeitlichem Versatz, zum Rezipienten. Einmal aufgenommen können Videokurse ganze Gruppen oder Fraktionen von Politikerinnen und Politikern in ihrer praktischen Arbeit schulen und unterstützen. Neben dem Skalierungsfaktor zur Effizienzsteigerung bietet auch die ständige Verfügbarkeit der Lerninhalte einen großen Vorteil: Was bei einem physischen Vortrag einmal referiert wird und so schnell in Vergessenheit gerät, ist digital immer abrufbar.
Wichtig dabei: „snackable“ Content, also Inhalte die an das Aufmerksamkeitsmuster der modernen Zeit angepasst sind: kurze, dramaturgisch spannend aufgearbeitete Inhalte.
Die Verbindung beider Welten: Blended Learning
Natürlich hat auch die klassische, analoge Lehre ihre Vorzüge. Gerade in der praktischen Anwendung bieten Präsenzveranstaltungen die Möglichkeit, individuell auf die Anforderungen der Rezipienten einzugehen.
Der Blended-Learning-Ansatz verbindet das Beste beider Welten. So kann beispielsweise die Theorie digital vermittelt und in Folge präsent verstetigt werden. Dies führt zu einer effizienteren Lehre, ohne inhaltlich Abstriche machen zu müssen.
KI-gestützte Lernassistenten als Sparringspartner
Auch die Künstliche Intelligenz (KI) kann in speziellen Situationen ein wichtiger Baustein in der digitalen Vermittlung von Inhalten sein. So genannte Large-Language-Models (wie beispielsweise ChatGPT), sind in der Lage, als digitaler Sparrings-Partner oder gar „Advocatus diaboli“ zu fungieren. Sie können beispielsweise Manuskripte sprachlich optimieren oder Argumentationsketten auf die Probe stellen.
Ein Blick in die Zukunft: VR als „next big thing“
Virtual Reality (VR) wird auch in die Lehre nach und nach Einzug halten. Was heute noch wie Zukunftsmusik klingt, wird in wenigen Jahren Realität sein. VR-Technologien bieten die Möglichkeit, komplexe politische Szenarien realitätsnah darzustellen. Politiker können so in simulierten Umgebungen Entscheidungen treffen oder gesellschaftliche Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven erleben.
Hierfür bieten sich beispielsweise Szenarien von Plenarreden oder Diskussionsrunden mit politischen Kontrahenten an.
Fazit
Die digitale Schulung von Politikern erfordert einen methodischen Mix aus Webinaren, E-Learning-Kursen, KI-gestützten Tools und zukünftig auch immersiven Technologien wie VR. Gute Beispiele aus der Praxis zeigen, dass eine Kombination aus synchronem und asynchronem Lernen sowie der Einsatz innovativer Technologien nachhaltige Lernerfolge erzielen können. Indem digitale Schulungsmethoden gezielt eingesetzt werden, können Politiker besser auf die Herausforderungen einer digitalisierten Welt vorbereitet werden.
Zum Autor:
Simon Mai ist Geschäftsführer der Spezialagentur für Politik und Wahlkampf „creategy“. Neben Agenturdienstleistungen bietet die Agentur in ihrer „creategy Academy“ zahlreiche digitale Lerninhalte im Bereich der politischen Kommunikation an.
About this series
Rund um die Themen Kommunikation, Kampagnenmanagement und Digitale Strategie gibt der Blog Einblicke in aktuelle Trends der Politischen Kommunikation. Kommunikationsexpertinnen und -experten geben innovative, praktische Tipps für die politische Kampagne und für die Umsetzung.