Lecture
Details
Aber welche Rolle spielte, neben dem absehbar verlorenen Weltkrieg und dem drohenden "Untergang" Deutschlands, das schlimmste der NS-Verbrechen, der millionenfache Mord an Europas Juden?
Inwieweit war die Shoah (ein Begriff, der schon 1940 erstmals für die gegenwärtigen Verbrechen an polnischen Juden verwendet wurde, der ab 1942 üblich wurde und der sich 1948 in der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel fand) ein Antrieb für Widerstand gegen Hitler? Was wussten verschiedene Widerstandsgruppen vom Holocaust (ein Begriff, der ab 1957 im englischen Sprachraum für den millionenfachen Judenmord in Gebrauch kam)?
Genauso wichtig, aber noch komplizierter ist eine weitere Facette des Themas Widerstand gegen Hitler - Widerstand gegen den Holocaust: Wie ist der direkte Widerstand gegen den Massenmord zu bewerten. Bei den Ghettoaufstände etwa in Warschau, Bialystok und Tuczyn ist das noch relativ klar. Ganz anders bei der Arbeit von Judenräten, die versuchten, Deportationen zu verzögern oder zu stören. Sind die verzweifelten Aufstände in den Vernichtungslagern Treblinka und Sobibor 1943 sowie in den Mordfabriken III & IV von Auschwitz-Birkenau 1944 erinnerungswürdig? Schließlich: War solche Gegenwehr die "Ausnahme von der Regel", dass Europas Juden wehrlos in den Tod gingen? Oder soll man umgekehrt gerade den fraglos vorhandenen Widerstand betonen? Diese Kontroverse lässt sich auch als Streit Raul Hilberg vs. Arno Lustiger charakterisieren.
Program
19.30 Uhr
Begrüßung
N.N., Synagogengemeinde Köln
Dr. J. Christian Koecke, Konrad-Adenauer-Stiftung Büro Bundesstadt Bonn
Widerstand gegen Hitler - Widerstand gegen den Holocaust?
Sven Felix Kellerhoff, Berlin
Historiker und Journalist, Leitender Redakteur WELTGeschichte
21.00 Uhr
Ende der Veranstaltung