Eingangs begrüßte Simone Gerhards, Leiterin des Regionalbüros Rheinland, das Publikum und stellte eine Frage in den Raum: „Hat sich der Westen zu lange überschätzt?“ Auf diese Frage galt es im Laufe des Abends eine Antwort zu finden.
Krisen sind auch in Deutschland erlebbar
In seinem Grußwort richtete der Schirmherr Ansgar Heveling MdB, den Blick auf Deutschland. Er selbst war von 2015 bis 2017 Vorsitzender des Innenausschusses des deutschen Bundestages und hat einige Lehren aus der Flüchtlingskrise gezogen. „Dabei waren ihre Publikationen Herr Prof. Dr. Neumann eine riesige Unterstützung für mich“, so Heveling und weiter „dass die Welt in Unordnung ist, das erleben wir jeden Tag.“ Als Beispiele nannte er die Lage in Afghanistan oder der Ukraine. Abschließend fragte er: „Was ist Deutschlands Rolle dabei, die Welt wieder in Ordnung zu bringen?“
9/11 war ein Wendepunkt
Die Journalistin Cosima Gill moderierte den Abend und wandte ihren Blick auf die Vergangenheit: Die 90iger und das „Gefühl des Aufbruchs“ nach der Wiedervereinigung. Die Anschläge des 9. Septembers seien ein Wendepunkt in der Geschichte gewesen.
Neumanns Buch versucht Unordnung aufzuräumen
Peter R. Neumann versuchte die These seines Buches „Die neue Weltunordnung – Wie sich der Westen selbst zerstört“ mit drei Fakten, drei Mythen und drei Lehren verständlich zu machen. Fakt 1: „Der Westen wird kleiner.“ Mit Hilfe von Statistiken und Grafiken erklärte der Professor die Prognose. Schon jetzt haben Schwellenländer mehr Wirtschaftsleistung als die G7. Fakt 2: Im Gegenzug werden China und Indien wichtiger. Das Gefühl, das in den Ländern vorherrsche, sei: „Wir sind jetzt eine Weltmacht.“ Deshalb würden etwa auch Nuklearwaffen angeschafft.
Sein dritter Fakt: „Traditionelle Alliierte des Westens werden „Neutrale“.“ Denn auch andere Länder merken, dass sich die Macht in der Welt verschiebt, und wollen auf der richtigen Seite sein. Seine Behauptungen untermauerte Neumann anschaulich mit Hilfe von Beispielen, wie etwa die Sanktionen gegen Russland.
Mythen sind Grundlage für Scheitern
Der Westen habe einige Dinge falsch bewertet. Die Annahme, Demokratie ist das beste Modell entspräche zwar auch seiner Meinung, aber die Praxis im Irak und in Lybien zeige, dass ein Bürgerkrieg ein Macht-Vakuum gefüllt habe.
Auch Handel kann nicht dazu führen, dass sich Nationen ändern. Die europäische Idee habe zudem Lücken. Der Gedanke sei gut, aber die Konsequenzen etwa des Schengen-Raums oder des Euros seien nicht ausreichend bedacht gewesen.
Konstruktiver Blick in die Zukunft
Peter R. Neumann schloss seinen Blick auf den Westen aber nicht negativ ab, sondern formulierte drei Forderungen: Der Westen müsse engagierter, pragmatischer und einiger sein. Dabei gäbe es drei große Herausforderungen: 1. Der Aufstieg Chinas, 2. Der Klimawandel und 3. Die innere Schwäche der Demokratie. „Dass eine Person (Trump) die Demokratie eines Landes ins Wanken bringen kann, sollte uns zu denken geben.“
Im Anschluss diskutierte das Publikum hitzig über die aktuelle Lage und die Zukunft des Westens. Denn vor allem der Klimawandel sei ein Knackpunkt: „Wohlstand und Co2-Ausstoß hängen zusammen.“ Die Zukunft des Westens ist ungewiss, aber nicht verloren. Mit diesem Gefühl ging der Abend zu Ende und Neumanns Überlegungen und Ausführungen wurden mit Applaus honoriert.
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