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Die 68er

Lebensgefühl und Aufbruch einer Generation

Die sogenannte 68er-Revolution prägte eine ganze Generation durch neue Denkweisen und Aufbäumen gegen traditionelle Wege. Zu dem 50-jährigen Jubiläum dieser bedeutenden Zeit lud das Landesbüro Rheinland-Pfalz der Konrad-Adenauer-Stiftung zu der Veranstaltung „Die 68er – Lebensgefühl und Aufbruch einer Generation“ ein. Zu Gast waren Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld, Politikwissenschaftler und Politikberater und Dr. Lothar Schöne, Sachbuch- und Romanautor sowie Susanne Conrad, Zweites Deutsches Fernsehen, zur Moderation.

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Nach einer kurzen Einleitung in das Thema durch Karl-Heinz B. van Lier, Landesbeauftragter der KAS in Mainz, beginnt Susanne Conrad mit einem thematischen Einstieg. Das Jahr 1968 sei geprägt gewesen von vielen herausragenden Ereignissen; Apollo 8 umrundet den Mond, die Beatles feiern mit ihrem Lied „All you need is love“ große Erfolge, alle jungen Mädchen möchten Minirock tragen, der 1. FC Nürnberg ist Meister. Trotzdem gebe es auch eine Schattenseite, der RAF-Terror wütet in Deutschland, der Rädelsführer der 68er-Bewegung, Rudi Dutschke, wird angeschossen, die umstrittenen Wohlstandsgesetze werden erlassen und der Prager Frühling erschüttert Osteuropa. Was genau tat sich aber in dieser Zeit und welche Auswirkungen hatten diese Ereignisse im weiteren Verlauf der Geschichte?

Dr. Lothar Schöne versucht dieses Gefühl mit seinem Buch „Jener unscheinbare Moment“ einzufangen. Der Protagonist Micha wächst genau in dieser Zeit auf und erlebt am eigenen Leib wie sich alte Werte verändern und neue Traditionen bilden. So besucht er seine Verwandten jüdischer Abstammung in England. Während er von der Mutter dazu gebracht wird die angeblichen Wünsche der Verwandten kein Weihnachten zu feiern zu respektieren, überraschen ihn diese mit einem echten Weihnachtsmann und einem geschmückten Baum, sogar Geschenken, denn Weihnachten müsse ordentlich gefeiert werden. Auch als Micha sich im Studentenalter befindet und spätabends unter Terrorverdacht gestellt wird, wird klar, dass noch einige Dinge vor sich gehen die jeden Bürger berühren. Der Terror der RAF, Respekt anderer Kulturen sowie Erotik und Aufklärung. Der junge Protagonist wird erst einmal darüber aufgeklärt welche Ansprüche Frauen an eine Beziehung haben und wie er damit umzugehen habe. Seine Tante selbst philosophiert über die Liebe und resümiert „Amor vincit omnia“, die Liebe besiegt alles. Auch eine Hommage an Professor Weidenfeld oder „Feldenweid“ befindet sich in Schönes Roman. Wie ein römischer Senator habe dieser Professor gewirkt, der unangenehme Thesen in Richtung der Studentenschaft wirft: „In Deutschland sind Revolutionen ausgedacht aber werden nie ausgeführt, weil man dafür ja Stopp-Schilder umwerfen müsste“. Dies passt natürlich den aufgebrachten Denkern der 68er Revolution nicht.

Professor Werner Weidenfeld übernimmt an dieser Stelle und hält es mit Adornos Zitat „Jeder hat sein 68“ eher locker. Die politische und kulturelle Landschaft dieser Zeit seien sehr speziell: die Römischen Verträge, der NATO-Beitritt der BRD, der Magnetismus des westlichen Bildes und die wortwörtliche Verhärtung des Konfliktes Ost gegen West mit dem Bau der Mauer zeigen nur einige Symbole dieser Zeit. Vietnamkrieg, Notstandsgesetzgebung und der Besuch des Schar von Persien bewegen die Menschen, besonders die Studenten. Der Kampf dieser für eine bessere, gerechtere Welt sei kein Fingerschnipsen gewesen, sondern ein „langer Marsch durch die Institutionen“. Der Wandel der versucht wurde zu erreichen sollte durch Annäherung, Entspannung und Mitbestimmung geschehen. Doch genauso breit wie das Themenfeld, welches Emanzipation, antiautoritäre, antikapitalistische und neomarxistische Züge umfasste, seien auch die Aktionsarten gewesen. Von friedlichen Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Bewegung und der Staatsgewalt seien alle Formen der Meinungsäußerung vertreten gewesen. Warum er selbst sich für das Studium der Politik entschieden habe, läge vor allem an dem klaren Ziel, dass sich die NS-Zeit nicht in jedweder Form wiederholen dürfe. Doch die Politikwissenschaft könne nicht nur theoretisch Vorgänge verfolgen, sondern müsse besonders dafür genutzt werden, direkte strategische Lösungsvorschläge zu bieten. Mit diesem Ansatz gründete Professor Weidenfeld dann auch das Zentrum für angewandte Politikwissenschaft, was eine Besonderheit darstellte und ihm den Weg zum Politikberater bedeutender Persönlichkeiten werden ließ. Er selbst sei als junger Professor oft angefeindet worden, man versuchte seine Vorlesungen zu kapern und sie als politischen Platz der Selbstdarstellung zu nutzen. Auch im Fokus der RAF sei er gewesen und benötigte Polizeischutz.

Die Ergebnisse der 68er Bewegung sind vielfältig. Gesellschaftliche Pluralisierung von Familien- und Berufsbildern prägen bis heute die Gesellschaft. Musik, Aufklärung und die Emanzipation der Frau sind grundlegende Werte geworden. Zum Abschluss der Veranstaltung seines mit Anekdoten angereicherten Vortrags zitiert Professor Werner Weidenfeld die Ehefrau Rudi Dutschkes, Gretchen Dutschke. Die bürgerliche Revolution sei zwar gelungen aber das Ende der Geschichte sei nicht da. Umweltzerstörung und der Spalt zwischen Arm und Reich würden ihren Mann heute immer noch bewegen. Doch was die 68er Bewegung für uns geleistet hat, ist unbestreitbar und war die Wurzel vieler Denkweisen die uns bis heute beeinflussen.

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Karl-Heinz B. van Lier

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