Expert conference
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Der politische Diskurs bezieht sich wieder stärker
auf den Nationenbegriff. Was ist damit gemeint,
und welche bewussten und unbewussten Interessen
werden verfolgt? Was definiert Nation und Nationen
heute? Handelt es sich um eine homogene Abstammungsgemeinschaft
oder eine heterogene Zugehörigkeitsgemeinschaft?
Moderne Interpretationen
des Begriffes betonen stärker das politische Element
der Gemeinschaft als das Ethnische. Verfassungspatriotismus
bleibt eine abstrakte Größe. Brauchen
wir dafür den Nationenbegriff? Oder wird er nur
als Konstruktion für innere und äußere Sicherheit
benötigt?
Einerseits gibt es das Bestreben, Nationalstaatlichkeiten
in Bündnissen, wie der EU, abzusichern.
Andererseits zeigen Bewegungen wie in Schottland
klare Tendenz zu Nationalgefühlen mit dem Wunsch
nach Selbstbestimmung. Was macht die Völker zu
Nationen? Geschichte und Geografie? Wie verhält
es sich dann mit den übernationalen Konstruktionen,
EU und NATO, die eine Art von äußerer Verfassung
der Bundesrepublik Deutschland bilden?
Diesen Fragen möchten wir mit Ihnen auf unserer
Tagung im Marcolini-Palais nachgehen. Dieser Ort
bietet dafür einen besonderen historischen Rahmen.
1813 trafen sich hier Napoleon Bonaparte und
Fürst Metternich, um über Krieg und Frieden zu
verhandeln.
Napoleons dortiges Ausschlagen des
österreichischen Friedensangebots führte noch im
gleichen Jahr zur Völkerschlacht bei Leipzig und
gab der Entwicklung der deutschen Nation einen
entscheidenden Anstoß.