Am 11.06.2022 starteten wir unsere Exkursion zum Thema „Heimat erfahren…“ mit einer Vortrags- und Diskussionsrunde mit dem Landrat der Wesermarsch Stephan Siefken. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in den Tagesablauf und die Thematik durch Manuel Ley, den Leiter des Hermann-Ehlers-Bildungsforum Weser-Ems, berichtete Herr Siefken über die Besonderheiten und Herausforderung des Landkreises Wesermarsch.
Hierbei ging er auf mehrere Themen ein, die für den Landkreis von zentraler Bedeutung sind. Als Küstenlandkreis spielt die Wesermarsch eine besondere Bedeutung bei der Energieversorgung mit Erneuerbaren Energie, da dort gute Bedingungen für Windkraft und Solaranlagen vorherrschen. Zudem ist der Landkreis durch das ehemaligen Atomkraftwerk Unterweser sehr gut an das deutsche Stromfernnetz angeschlossen, sodass es ideale Bedingungen gibt, den Strom ins Hinterland zu liefern. Des Weiteren besitzt die Wesermarsch eine größere Anzahl an Gaskavernen, die auch zur Lagerung von grünem Wasserstoff genutzt werden könnten. Mit dem Baubeginn des LNG Terminals in Wilhelmshaven könnte der Kreis eine Rolle bei der Lagerung von flüssig Gas als Brückentechnologie bilden. Der Kreis zwischen Jadebusen und Weser ist weiterhin im Rennen um die Endlagerlösung für Atommüll, auch wenn dies Endlager in 1.Mio Jahre höchstwahrscheinlich unter dem Meeresspiegel sein könnte.
Weitere Herausforderungen sind der Demographische Wandel und die Gesundheitsversorgung auf dem Land, so Siefken. Die Wesermarsch sei ein klassischer ländlich geprägter Kreis, in dem die Bürgerinnen und Bürger zur Schule, zum Arzt oder zu Kulturangeboten fahren müssten, jedoch sei der ÖPNV hierfür relativ gut aufgestellt. Die Landwirtschaft spiele weiterhin eine wichtige Rolle für den Kreis, auch wenn die Häfen, Raumfahrtunternehmen, wie Airbus, und größere Schwerindustrie vor Ort ansässig sind. Besonders die Schafbauern haben große Sorge um die Ansiedlung von Wölfen, die im Frühjahr für vermehrte Risse gesorgt haben. Eine permanente Ansiedlung von Wölfen stünde nach Prognosen bevor, dies müsste jedoch eingegrenzt werden, da die Sicherheit von Vieh und Mensch gewährleistet sein müsse. Der Küstenschutz sei ein weiteres wichtiges Thema für die Region, da ohne Deiche weite Teil der Marsch von den Gezeiten geflutet werden würden. Durch den Klimawandel sei es auch wichtig, dass die Flächenentwässerung neu organisiert werde, da bei Starkregenereignissen oder Überflutungen im Hinterland das Wasser nur über die Sieltore ins Meer gelangen kann und dies sei nicht rund um die Uhr möglich, daher müsse in Pumpen etc. investiert werden. Aber auch muss an Wasserrückführung in die Gräben und Kanäle gedacht werden, wenn es längere Dürreperioden geben sollte.
Nach der Diskussionsrunde mit Landrat Siefken ging es dann weiter mit dem Rad zum Hof Seeverns, einem Familienbetrieb in vierter Generation, der sich durch eine radikale Umstellung von konventioneller auf Ökolandwirtschaft in der Region einen Namen gemacht hat. Begleitet wurden wir bei der Besichtigung vom niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler MdL. Im Rahmen der Besichtigung zeigte uns die Besitzerin des Betriebes den Betrieb einer Biogas-Anlage, die deutschlandweit bekannte Pferdepension und den Milchbetrieb. Hierbei sprachen wir über die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft, wie den erhöhten Betriebskosten, schwankenden Abnahmepreisen bei Milchabnahme und den zahlreichen politischen Vorgaben. Besonderheit des Hof Seeverns ist, dass der Milchbetrieb in den letzten Jahren von konventioneller Viehwirtschaft auf Bio Landwirtschaft mit Jersey-Kühen umgestellt wurden, dabei werden sogar die Kälber 45 Tage bei der Mutterkuh gelassen, auch wenn dies einen geringeren Milchgewinn verursacht. Mit Minister Thümler sprachen wir auf dem Hof über Herausforderungen des Kreises Wesermarsch und über sein Verständnis von Heimat.
Im Anschluss an die Hofführung ging es weiter mit dem Rad nach Tossens, wo wir eine kurze Pause auf dem Deich machten und daran anschließend fuhren wir über Fedderwadersiel zurück zum Ausgangspunkt nach Burhave.
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