Die neue Facebook-Live Reihe zur Agenda 2030 zeigt, was genau sich hinter der Nachhaltigkeitsstrategie verbirgt und wie genau die damit verbundenen Ziele in Thüringen umgesetzt werden (können). Gemeinsam mit Andre Algermißen, Referent für Klima, Landwirtschaft und Umwelt der Abteilung Agenda 2030 der Hauptabteilung Analyse und Beratung der KAS, analysiert Charlotte Becker die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen. Dieses Mal mit besonderem Augenmerk auf zukunftsfähiger und nachhaltiger Landwirtschaft.
Landwirte und Landwirtschaft seien stark betroffen vom Klimawandel, beginnt Algermißen. Der internationale Handel brauche gleiche Wettbewerbsstandards, die eine Verzerrung vermeiden. Der momentane Prozess zum Aufbau einer zukünftigen Agrarpolitik sei hierfür besonders wichtig, erläutert Algermißen, und wird nicht umsonst “grüne Architektur” genannt. Der Ansatz sei hierbei für mehr Umwelt- und Klimaschutz zu sorgen. Landwirte müsse man aber auch für ihre Mehrausgaben kompensieren, damit sie weiterhin viel für Klima und Umweltschutz leisten können. Man darf nicht vergessen, dass die Prognosen davon ausgehen, dass bis 2050 neun Milliarden Menschen auf der Erde leben werden, das bedeutet, dass auch die Lebensmittelproduktion dementsprechend angepasst werden müsse.
Auch die Digitalisierung kann die Landwirtschaft unterstützen, beispielsweise durch Wetter Apps oder Drohnen. Man müsse für deren Nutzung aber die digitale Infrastruktur insbesondere in ländlichen Räumen ausbauen sowie den Datenschutz und die Datensicherheit anpassen. Bei Themen wie beispielsweise der grünen Gentechnik müsse man auch ethische Bedenken mitdenken und derartige Ansätze ergebnisoffen diskutieren, so Algermißen. Die Europäische Kommission wird zu diesen Themen bis Ende April ein Gutachten vorlegen, das Richtlinien aufzeigen wird. Unter Beachtung aller möglichen negativen Bedenken, müsse man für Innovationen offen bleiben und diese neuen Entwicklungen ergebnisoffen diskutieren.
Becker fragt konkret, wie die Biodiversität geschützt werden und Landwirtschaft nachhaltig gestaltet werden kann. Hierfür müsse man den Dreiklang zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit als richtungsweisend betrachten, erläutert Algermißen. Denn Landwirte seien auch Unternehmer, die von ihrer Arbeit leben können müssen. Im Mittelpunkt stünde vor allem aber auch die ökologische Komponente. Zudem müsse man den Öko-Landbau ausbauen. Dieser müsse jedoch gleichzeitig erschwinglich sein, so dass alle sich diesen auch leisten können, so Algermißen. Die Biodiversität könne man beispielsweise schützen, indem man den Tieren Rückzugsmöglichkeiten unter anderem durch das Anlegen von Hecken bietet. Damit Landwirte dies umsetzen können, müsse man ihnen jedoch auch die finanzielle Unterstützung bieten.
Der European Green Deal wird einschneidend und richtungsweisend für die Landwirtschafts- und auch die Klimapolitik in den kommenden Jahren sein, kommentiert Algermißen. Man müsse auch diesen ergebnisoffen diskutieren, um alle Perspektiven einzubeziehen. Bei Vorgaben in konkreten Zahlen solle man jedoch vorerst zurückhaltend sein, da gerade in der Europäischen Union sehr unterschiedliche Ausgangssituationen in den einzelnen Mitgliedsstaaten vorliegen. Unter anderem seien auch die Themen Bodenschutz und Tierwohl von großer Bedeutung. Deutschland sei bei diesen Punkten bereits gut aufgestellt, so Algermißen. Generell seien vieles Maximalforderungen und man dürfe nicht vergessen, dass die meisten Punkte vorerst nur Ideen und Strategien und keine Gesetzte seien. Die konkrete Umsetzung müsse man gemeinsam mit den Landwirten prüfen, die als Praktiker die Ideen umsetzen werden. Wichtig sei, dass die Ideen und Maßnahmen ohne viel Bürokratie praktikabel umgesetzt werden können, ergänzt Algermißen.
Am 31. Mai 2021, 19 Uhr wird der Agenda 2030 Talk zum Thema nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität fortgesetzt.
Wie kann eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft aussehen?
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