Specialist conference
Details
Die Veranstalter der Tagung waren die Metropolie von Montenegro - Küste und die Diözese Budimlje-Niksic (die beide zu der SOK gehören) mit Unterstützung der Bischofskonferenz „Kyrill und Method“ der römisch-katholischen Kirche in Serbien und Montenegro, der Islamischen Gemeinschaft Montenegros, der Internationalen Stiftung für die Einheit Orthodoxer Völker (Moskau) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Serbien und Montenegro. Die KAS beteiligte sich dabei beratend und personell.
Die über 70 Teilnehmer waren Kirchenvertreter und Vertreter des montengrinischen Staates, sowie Experten für Staatskirchenrecht aus Deutschland, Griechenland, Italien, Serbien und Montenegro.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das ungeregelte Verhältnis zwischen Kirchen (Metropolie von Montenegro und Küste -SOK und römisch-katholische Kirche) und Glaubensgemeinschaften (Islamische Glaubensgemeinschaften und einige kleinere protestantische Gemeinschaften) einerseits und dem montenegrinischen Staat andererseits. In Montengro gibt es kein Gesetz über Religionsfreiheit oder über die Stellung der Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Die einzige Grundlage, die das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften regelt, befindet sich in der montenegrinischen Verfassung, in der es heißt, dass Religionsgemeinschaften vom Staat getrennt sind (Artikel 14). Dabei wurden keine Religionsgemeinschaften namentlich erwähnt, was die Metropolie von Montenegro und Küste (SOK) als ein Unrecht betrachtet. In den früheren zwei Verfassungen Montenegros wurden die Orthodoxe Kirche, die römisch-katholische Kirche und die Islamische Glaubensgemeinschaft namentlich erwähnt.
Zu den großen Problemen im Staats-Kirchen-Verhältnis gehört auch die Restitution, die in Montenegro eigentlich für alle vorgesehen ist, nur explizit für Religionsgemeinschaften nicht. Daher hoben viele montenegrinische Teilnehmer die Bedeutung dieses Themas in ihren Referaten hervor.
Ein anderes großes Problem in Montenegro stellt die Existenz einer Organisation dar, die sich als „Montenegrinische Orthodoxe Kirche“ („MOK“) bezeichnet und behauptet, sie wäre die authentische orthodoxe Kirche in Montenegro. Diese Organisation ist aber in der orthodoxen Welt kanonisch nicht als Kirche anerkannt. Sie ist nicht aus einem Schisma hervorgegangen, sondern ist dadurch entstanden, dass eine Gruppe von Laien, zu welcher auch einige seitens der SOK und des Ökumenischen Patriarchen exkommunizierte Priester gehören, einen Verein unter dem Namen „Montenegrinische Orthodoxe Kirche“ gründeten und diesen beim Innenministerium in Cetinje am 17. Januar 2000 registrieren ließen, mit dem Ziel, die Rolle einer autokephalen Kirche zu spielen. Die ganze Situation verkomplizierte sich durch die wechselhafte Haltung der montenegrinischen Politik der Organisation MOK gegenüber. Manchmal wurde die MOK und manchmal die Metropolie von Montenegro-Küste als offizielle orthodoxe Kirche in Montenegro betrachtet. Beispielsweise nahm der damalige montenegrinische Präsident Milo Djukanovic im Februar 2006, einige Monate vor dem Unabhängigkeitsreferendum in Montenegro, an einer Veranstaltung unter dem Titel „Der Staat und die Kirche in der sich wandelnden Welt - Die Suche nach einer Partnerschaft bei der Lösung zeitgenössischer Probleme“ teil. Vertreter aus 25 orthodoxen Ländern waren dabei anwesend, sodass dies als ein positives Signal an die SOK verstanden werden konnte. Die SOK verweist auf die Tatsache, dass die Metropolie von Montenegro und Küste ihren Sitz in der Stadt Cetinje hat und vom Hl. Sava gegründet wurde. Dementsprechend untersteht die Orthodoxie in Montenegro schon seit ihrer Gründung der Serbischen Kirche. Die Teilnehmer dieser internationalen Fachtagung unterstrichen übereinstimmend, dass nicht der Staat über die Autokephalie einer Kirche zu entscheiden hat, sondern seine Aufgabe vielmehr ist, die schon bestehende Identität einer Religionsgemeinschaft zu schützen.
Die Haltung der Medien den Religionsgemeinschaften gegenüber wurde ebenfalls als ein wichtiges Thema hervorgehoben, was für alle postkommunistische Gesellschaften charakteristisch ist.
All die genannten Probleme wurden an der dreitägigen Veranstaltung von vielen Referenten erörtert. Unter den Teilnehmern gab es auch Experten aus benachbarten Staaten, wie Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien, die über Erfahrungen auf dem Gebiet Staats-Kirchen-Verhältnis in ihren Ländern berichteten.
Eine der Schlussfolgerungen war, dass Kirchen und Glaubensgemeinschaften in Montenegro gemeinsam vor dem Staat auftreten sollten. Diskutiert wurde die Gründung eines interreligiösen Rates nach dem Vorbild von Bosnien und Herzegowina, wo es eine solche Körperschaft schon seit einigen Jahren gibt. Auf Vorschlag von Bischof Josef Hohmeyer aus Deutschland wurde eine Expertengruppe gegründet, die sich bis Ende des Jahres noch einige Male treffen sollte, um an einer Verbesserung des Verhältnises von Kirchen und Glaubensgemeinschaften einerseits und dem montenegrinischen Staat andererseits zu arbeiten.
Am Ende der Konferenz wurde ein Arbeitspapier mit wesentlichen Beschlüssen und Diskussionspunkten der Tagung vorgestellt. In diesem Zusammenhang wurden die fünf Prinzipien angeführt, an die man sich halten sollte, um ein gutes Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu gewährleisten: Bekenntnisfreiheit, Neutralität des Staates, Gleichheit der Religionsgemeinschaften, das Recht der Kirchen und Glaubensgemeinschaften auf Selbstbestimmung und Zusammenarbeit des Staates mit Religionsgemeinschaften.
Es war das erste Mal in der Geschichte Montenegros, dass internationale Wissenschaftler an einer öffentlichen Konferenz zum Thema Staats-Kirchen-Verhältnis teilnahmen. Die Religionsgemeinschaften in Montenegro haben damit einen guten Weg für den Dialog mit dem Staat gewählt. Ein Nachteil der Konferenz war die Abwesenheit von Vertretern der römisch-katholischen Kirche aus Montenegro (die einzigen zwei Vertreter der RKK waren aus Serbien und Deutschland), sowie die Tatsache, dass der Vertreter der islamischen Gemeinschaft nur bei der Eröffnung anwesend war. Es fehlten auch die Vertreter der intellektuellen Elite, die sich für die „Montenegrinische Orthodoxe Kirche“ stark einsetzten. Ihre Beiträge hätten eine rege Diskussion über dieses Thema ermöglicht. In ihrer Abwesenheit wurde dieses Thema zwar erwähnt, aber ein richtiger Meinungsaustausch konnte nicht zu Stande kommen. Es ist sehr unterstützenswert, den Dialog in dieser Art und Weise weiterzuführen. Nur durch Erfahrungsaustausch und Zuhören ist über lange Sicht Verständnis möglich. Dieser Prozess wird dabei Zeit brauchen.