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Country reports

Atomunglück in Japan

by Dr. Werner Böhler

Reaktionen in Südafrika

Die Reaktionen auf das Atomunglück in Japan als Folge der verheerenden Flutkatastrophe und dem vorausgegangenen Erdbeben wird in Südafrika relativ gelassen aufgenommen. Die Bevölkerung ist erschüttert, zeigt allerdings keinerlei panikartige Reaktionen. Lediglich kleinere Gruppen demonstrieren vor den Gebäuden des staatlichen Monopol-Versorgers Escom gegen Nuklearenergie und in Solidarität mit der japanischen Bevölkerung. In den Medien wird ausführlich und z.T. über mehrere Seiten, jedoch weitgehend sachlich und eher emotionslos berichtet.

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Die Bildeindrücke, sowohl im Fernsehen als auch in den Printmedien, vermitteln jedoch das Ausmaß der Katastrophe. Präsident Jacob Zuma hat Japan die Solidarität Südafrikas versichert. Die Regierung hat unmittelbar nach dem Erdbeben und dem Tsunami Rettungstrupps mit Spürhunden zusammengestellt. Bereits zu Beginn dieser Woche wurden die Rettungskräfte in das Katastrophengebiet in Japan geflogen, die bei der Suche nach Überlebenden helfen sollen. Hilfslieferungen mit Medikamenten und technischem Gerät wurden für den Transport nach Japan zusammengestellt. Private Spenden umfassen Trinkwasser, Decken, Zelte, Kleider und medizinische Artikel. Im Unternehmenssektor wurden große Geldspenden für Hilfsgüter zwischen 1 Million ZAR (Netcare), 500.000 ZAR (MTN) und 250.000 ZAR (Core Group) bereitgestellt.

Auf die Energiepolitik des Landes dürfte das schwere Unglück in den Reaktoren des Fukushima-Kraftwerks kaum unmittelbare Auswirkungen haben. In Südafrika steht das einzige AKW in der Region, das vom Staatskonzern Escom betrieben wird. Das AKW in Koeburg, das am Rand von Kapstadt liegt, besteht aus 2 Druckwasserreaktoren mit jeweils 900 MW, die 1984 bzw. 1985 in Betrieb gegangen sind. Ein weiterer Kugelhaufenreaktor, an dessen Bau deutsche Unternehmen maßgeblich beteiligt sein sollten, war auf dem Gelände vorgesehen. Proteste aus der Bevölkerung gegen die Planungen gingen über einige kritische Stimmen und Fachbeiträge nicht hinaus. Diese Planungen wurden 2010 eingestellt, nachdem Escom die Finanzierung strich und sich keine privaten Investoren fanden. An Stelle des AKW wurde mit dem Bau von zwei zusätzlichen Kohlekraftwerken begonnen, womit der Anteil von Kohlestrom auf 90% ansteigt. Die restlichen 10 % stammen aus einem Energiemix, bestehend aus nuklearer Energie, Wasserkraft und erneuerbaren Energien. Heftig umstritten war die Vergabe eines Weltbankkredits für die beiden KKW, da die südafrikanische Kohle extrem Umwelt belastend ist.

Der im November 2010 veröffentlichte National Growth Path (NGP) nennt mehrmals Green Economy als Wachstumsmotor für die Zukunft. Das schließt den Energiesektor ein. Allerdings bleibt der NGP unverbindlich in Bezug auf die Zeitachse und die konkreten Schritte zur Umsetzung der Ziele.

Mittel- und langfristig hat sich die Regierung mit dem Integrated Resource Plan festgelegt, der 2010 an die Öffentlichkeit kam, vom Parlament jedoch noch nicht verabschiedet ist. Nach diesem 20-Year Electricity Master Plan sollen 23% Energie aus AKW stammen, 42% aus erneuerbaren Energien und 15% aus Kohlekraftwerken. Während Energieminister Dipuo Peters Flexibilität bei der Umsetzung des Plans in Abhängigkeit von der Zielüberprüfung hinsichtlich der Kosten und Realisierbarkeit sieht, stellte Department Director-General Nelisiwe Magubane fest, dass 9.600 MW der insgesamt produzierten Energie in den nächsten 20 Jahren aus Kernkraft gewonnen werden soll. Anfang dieser Woche gab die Regierung eine Stellungnahme dahingehend ab, dass von der geplanten Ausweitung der Nutzung nuklearer Energie nicht abgerückt werde. (The Star v. 18.3.2011: State pushes ahead with nuclear plans- Japanese crisis no deterrent in meeting power needs, S. 8)

In der Zivilgesellschaft und bei der informierten Bevölkerung ist ein gesteigertes Bewusstsein in Bezug auf Klimawandel und Energiepolitik zunehmend zu beobachten. Die Medien haben teilweise Sonderseiten (insbesondere die Wochenzeitung Mail&Guardian) zu diesen Themen. Wasserknappheit, Klimaveränderungen und deren Auswirkungen, Umweltbelastung und auch die Frage der Energiegewinnung sind Themen, die mittlerweile durchaus kritisch diskutiert werden. Allerdings kann sich an diesen Diskussionen ein großer Teil der Bevölkerung wegen mangelhafter Bildung als Folge des defizitären Bildungssystems nicht beteiligen. Ein wenig dürfte dazu auch die Debatte um eine nachhaltige WM 2010 beigetragen haben, bei der das KAS-Büro in Südafrika eine führende Rolle spielte. COP 17 im November/Dezember 2011 in Durban dürfte ebenfalls Bewusstsein bildend wirken.

Der Staatsmomopolist Escom versucht es derweil mit einer Charmoffensive. Eine Windfarm mit einer Kapazität von 100 MW soll an der Westküste entstehen. Ebenfalls 100 MW soll eine Solaranlage in der Provinz Northern Cape liefern. Waren diese Projekte zunächst wegen fehlender Finanzmittel auf Eis gelegt worden, soll jetzt ein Kredit der African Development Bank (AfDB) deren Realisierung sichern. With funding assured, Escom goes green, lautet eine Überschrift dazu im Business Day v. 17.3.2011, S. 14. Allerdings sind die Größenordnungen, gemessen am Gesamtbedarf, gering.

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