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Event reports

Die Entwicklung von Werten in Südafrika

Eine Diskussion mit Schülern der Deutschen Schule Johannesburg

KAS und die Deutsche Schule Johannesburg (DSJ) organisierten eine Diskussion über die Entwicklung demokratischer Werte in Südafrika. Die Schüler nutzten dabei die Gelegenheit kritisch zu debattieren sowie die Arbeit der KAS kennenzulernen.

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Zum Abschluss des Schuljahres 2015 lud die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit der Deutschen Internationalen Schule Johannesburg (DSJ) am 30. November 2015 über 70 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und 11 zu einer Diskussionsveranstaltung über die Entwicklung von Werten in Südafrika ein. Die Diskussionsveranstaltung war Auftakt einer breiter angelegten Zusammenarbeit der KAS mit der Deutschen Internationalen Schule Johannesburg.

Nach Begrüßung durch den Direktor der DSJ, Herrn Thomas Bachmeier, präsentierte Professor Hennie Kotzé von der Universität Stellenbosch die aktuellen Umfrageergebnisse des World Value Survey aus dem Jahr 2013 den über 70 versammelten Schülerinnen und Schülern. Die neuesten Zahlen verdeutlichten beunruhigende und drastische Veränderungen im südafrikanischen Wertesystems und in der allgemeinen Entwicklung der Demokratie in Südafrika. „Die Befragung von 3531 Repräsentanten der südafrikanischen Zivilbevölkerung kam zu dem Ergebnis, dass es eine zunehmende Diskrepanz zwischen Staat und Gesellschaft gibt“, so Professor Kotzé. Kennzeichnend dafür sei die steigende Unzufriedenheit mit der Demokratie und schwindendes Vertrauen in staatliche Institutionen. Zudem nimmt auch das Vertrauen in zivilgesellschaftliche Institutionen wie Gewerkschaften oder Interessensverbände stetig ab. Einzige Ausnahme stellen hier erfreulicherweise die Kirchen dar, die durch alle Vergleichsjahre hinweg das größte Vertrauen in der Bevölkerung genießen.

Professor Kotzé verdeutlichte, dass die Zufriedenheit mit der Demokratie im Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden Demokratieverständnis steht. Insbesondere die südafrikanische Elite assoziiert Werte wie Freiheit und Gleichheit mit der Demokratie und sieht diese als immanente Werte der Verfassung. Die Mehrheit der südafrikanischen Gesellschaft erachtet demgegenüber Demokratie als Instrument zur Erlangung werteorientierter Ziele, etwa der Gleichberechtigung der Geschlechter, der Armutsreduzierung, oder der Schaffung von Arbeitsplätzen. „Da die Umsetzung politischer Richtlinien an Wertvorstellungen gebunden ist, hemmt diese Diskrepanz den demokratischen Transformationsprozess“, so Professor Kotzé. Besonders beunruhigend ist auch der zunehmende Wunsch nach einer starken Führung, der im Vergleich zu den Umfragewerten von 2006 um 24 Prozentpunkte zunahm. „Die öffentliche Wahrnehmung der Demokratie in Südafrika ist besorgniserregend, der demokratische Transformationsprozess stagniert“, betonte Professor Kotzé. Trotz unterschiedlicher Wertvorstellungen zeigt sich, dass die Mehrheit der südafrikanischen Bevölkerung die Verfassung als grundlegend für die Stabilität der Demokratie erachtet. Einen wichtigen Beitrag zum zivilgesellschaftlichen Dialog könnten zum Beispiel Institutionen wie die „Chapter 9 Institutions“ leisten, hob Professor Kotzé abschließend hervor. Diese würden das Vertrauen eines Großteiles der Bevölkerung genießen, sodass der gemeinsame Austausch mit der Regierung maßgeblich zur Annäherung und Harmonisierung unterschiedlicher Interessen beitragen könnte.

Auch aufgrund der Brisanz der vorgestellten Zahlen entwickelte sich im Anschluss eine lebendige und kritische Diskussion unter den anwesenden Schülerinnen und Schülern.

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Contact

Henning Suhr

Henning Suhr bild

Head of the Department International Dialogue Programs

henning.suhr@kas.de +49 30 26996-1013
+27 (11)214 2900-201

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