Am 18. Juni 2017 lädt die Konrad-Adenauer-Stiftung anlässlich des Gedenktages zum 17.Juni 1953 nach Asbach-Sickenberg im Landkreis Eichsfeld ein. Asbach-Sickenberg liegt neben der hessischen Nachbarstadt Bad Soden-Allendorf und damit direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Hier findet sich auch das Grenzlandmuseum Schifflersgrund, welches täglich etliche Besucher aus West und Ost anlockt, die auf den Spuren der Geschichte wandeln möchten. Auch ein Teil des Todesstreifens ist noch vorhanden.
Zunächst eröffnet das Thüringer Polizeimusikkorps mit der EU-Hymne „Ode an die Freude“ von Schiller die Veranstaltung. Diese ist eigentlich im Programm nicht eingeplant, wird aber zu Ehren des kürzlich verstorbenen Altkanzlers Helmuth Kohl gespielt. Danach nimmt das Orchester unter der Leitung von Andre Weyh die Besucher auf eine musikalische Weltreise mit.
Am Ende dieser Reise landen alle Besucher auch gedanklich wieder an der innerdeutschen Grenze.
Es sind bewegende Szenen, die sich zwischen 1961 und 1989 an der Innerdeutschen Grenze immer wieder abspielen. Menschen, die in der DDR keine Zukunft mehr sehen, versuchen in die BRD zu flüchten, da sie sich dort ein besseres und friedlicheres Leben erhoffen. Nicht wenigen Flüchtenden gelingt diese Flucht nicht, die meisten davon sterben durch den Beschuss der DDR Grenztruppen.
Hildigrund Neubert, stellv. Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, gibt in ihrer Rede klar zum Ausdruck, dass Grenzsoldaten, die Flüchtlinge unter Beschuss nehmen, Mord und Todschlag begehen, welches laut dem Strafgesetzbuch ein Verbrechen sei und nicht allein Unrecht.
Nicht wenige Menschen aus der Grenzregion sehen in der DDR zwischen 1961 und 1990 keine Zukunft mehr, da sie und ihre Familien enteignet und deportiert werden. Neubert kritisiert zudem, dass viele Kinder zu Leistungssportzwecken in der DDR gedopt werden und andere in Gefängnissen eingesperrt würden.
Der Gedenktag zum 17.Juni 1953, dem Tag an dem der erste wirkliche Volksaufstand in Ostberlin stattgefunden hat, sei ein Tag der Freiheit, so Neubert weiter. Er zeige, dass man Freiheit nicht unendlich unterdrücken könne.
Zu häufig werden bei der Aufarbeitung der Verbrechen der DDR-Diktatur nur die Opfer selbst betrachtet und nicht die Gruppe um die Opfer herum, die bis heute unter dem Verlust ihrer Verwandten leiden, findet Filmregisseur Stefan Weinert. In seinem Film „die Familie“ gibt Weinert dieser Gruppe eine Stimme. Betroffene erhalten die Möglichkeit über ihren Verlust eines Verwandten oder eines Freundes durch einen missglückten Fluchtversuch zu sprechen.
Es sind bewegende Szenen, die der Film zeigt. Mütter sprechen unter Tränen über den tragischen Verlust ihres Kindes, die Ungerechtigkeit der Stasi und des DDR Regimes. So habe eine Mutter nie den Leichnam ihres Sohnes identifizieren dürfen, da die Stasi ihr zunächst lange Zeit den Glauben schenkt, ihr Sohn lebe noch. Die Stasi behauptet damals, nach ihm würde gefahndet, obwohl dieser bereits lange Tod ist. Der Leichnam wird von der Stasi in einem Militärkrankenhaus nahe der innerdeutschen Grenze nach einer Obduktion abgeholt und von da an verliert sich die Spur. Die Stasi hat gezielt den tödlichen Vorfall an der Grenze vertuscht.
Dies ist nur eine von vielen tragischen Geschichten, die vor allem die Hinterbliebenen bis heute sehr bewegen.
Für Weinert ist wichtig, dass in den betroffenen Familien über diese Geschehnisse gesprochen wird und dies kein Tabuthema bleibt, denn nur so kann man für sich selbst den Frieden finden.