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Zum Schmalkalder Gespräch am 8. November stand mit der Formulierung der Schmalkaldischen Artikel ein lokales Ereignis im Mittelpunkt, welches überregionale Bedeutung für die Kultur- und Religionsgeschichte Europas erlangte. Der Präses der der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Rudolf Schulze schilderte die Vorgeschichte der Schmalkaldischen Artikel, welche als Art „Testament“ Martin Luthers zu betrachten sind. Er formulierte sie im Auftrag des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich, welcher angesichts des schlechten Gesundheitszustands Luthers ein die Protestanten einigendes Bekenntnis niedergeschrieben sehen wollte. Auf der Bundesversammlung in Schmalkalden wurden die Artikel als Grundlage der protestantischen Position für ein von Papst Paul III. einberufenes Konzil in Mantua betrachtet. Rudolf Schulze ging in diesem Zusammenhang nicht auf die einzelnen Artikel ein, sondern konzentrierte sich auf Luthers Rückweisung des Papstamtes und dessen Oberhoheit über alle Bischöfe ein. Die resultierte, wie auch alle anderen Dispute Luthers mit der Kirche, aus der seiner Auffassung nicht belegbaren Ableitung aus der Heiligen Schrift, wobei Luther den Papst gar als Antichristen beschuldigte. In dieser Hinsicht sorgte Philipp Melanchthon für ein Minderheitenvotum, der das Papstamt nicht grundsätzlich zurückweisen wollte, um die Differenzen zwischen Protestanten und Katholiken nicht unüberbrückbar erscheinen zu lassen.
An diesem Punkt projizierte Rudolf Schulze die Bedeutung der Schmalkaldischen Artikel in die Gegenwart, welche die Ökumene aller Christen im Vordergrund sieht. In dieser Hinsicht ist Luthers Gleichsetzung des Papstes mit dem Antichristen nicht annehmbar. Viel mehr gehe es um die Verständigung der Christen, die häufig in einer säkularen Welt gerade im Osten Deutschlands nur die Minderheit stellen. Wichtig sei die Selbstvergewisserung christlicher Werte. Für Protestanten bedeute dies, dass man sich des Anerkenntnis Gottes sicher sein kann, unabhängig welchen Lebensweg, welche Taten oder Ereignisse man in seiner Biografie hat. Dies bedeutet, dass man auch als protestantischer Christ tolerant andere Kirchentraditionen akzeptieren bzw. sich sogar beteiligen kann. Ohnehin sei nach Schulzes Auffassung eine wirkliche Kirchenspaltung innerhalb des westlichen Christentums existent. Gleichwohl nimmt er zur Kenntnis, dass trotz vieler Fortschritte in der Ökumene durch Weltkirchenrat und die aktuelle Initiative ÖKUMENE JETZT – WER WIR SIND UND WAS WIR WOLLEN sich viele Dinge immer noch in einem Anfangsstatus befinden und ausbaufähig sind.
Der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Thüringen Prof. Dr. Jens Goebel stellte in seinem Beitrag die Bedeutung und Genese der Lutherdekade 2017 für den Freistaat Thüringen dar und freute sich besonders als Schmalkalder Stadtratsmitglied und Professor der Fachhochschule, dass die Stadt über die Lutherdekade besondere Aufmerksamkeit erfährt, auch wenn, wie man an der Kirchenprovinz sehe, Schmalkalden eine hessische Stadt in Thüringen sei. In dieser Hinsicht sekundierte Rudolf Schulze, dass dies ein Glück für Schmalkalden sei, da der Reformationstag im Bundesland Hessen, anders als im Freistaat Thüringen, kein Feiertag sei.