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Am 20. April 2010 veranstaltete das Bildungswerk Erfurt im Wilhelm-Augusta-Stift Schleusingen eine Vortrags- und Podiumsveranstaltung mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Henry Worm und Matthias Zenker, stellv. Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen.
Matthias Zenker referierte über die aktuelle Situation im Freistaat Thüringen und stellte die zentralen Bedingungen für die ärztliche Versorgung dar, deren Gewährleistung in der Verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigungen liegt. Dabei ging er auf die Bedarfsplanungen ein und erläuterte die Kennziffern für Über- und Unterversorgung und legte diese für die Situation in Thüringen zu Grunde.
Darüber hinaus skizzierte er die Entwicklung des Versorgungsbedarfs in Thüringen bis 2020, welchen Herr Zenker in Zusammenhang in Abhängigkeit zum Demographischen Wandel darstellte. Dabei ist trotz sinkender Einwohnerzahlen mit einem erhöhten Bedarf bei Hausärzten und Fachärzten zu rechnen, da die älter werdende Bevölkerung mehr ärztliche Versorgung benötigt.
Dennoch warnte er davor, absolute Berechnungen des Ärztebedarfs unreflektiert in die Zukunft zu projizieren, da Nachbesetzungen sowie mögliche neue Versorgungsmodelle nicht berücksichtigt seien. Gleichwohl konstatierte Herr Zenker, dass gerade im Hausarztbereich im ländlichen Raum Versorgungsschwierigkeiten bestehen, die nur schwer kurzfristig zu beheben sind. Als Hauptursache sieht er die unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten bei gleichzeitig weniger attraktiver Wohnumgebung, die im Wettbewerb mit Metropolregionen insbesondere in den alten Bundesländern stehen. Zudem sind Konkurrenzangebote aus anderen europäischen Ländern und der Pharmaindustrie existent, so dass 40 % der Absolventen nicht als Mediziner zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang wirkt sich verschärfend aus, dass gerade Allgemeinmedizin oftmals als weniger attraktive Arzttätigkeit aufgefasst wird.
Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringens unternimmt in diesem Zusammenhang vielfältige Anstrengungen mit Förderungen die Niederlassung von Ärzten voranzutreiben, jedoch äußerte Herr Zenker auch, dass der Wettbewerb um Ärzte nach Marktkriterien erfolgt und daher eher ein Vergütungszuschlag erfolgen müsste. Gleichwohl unterstrich Herr Zenker, dass Ärzteeinkommen auch in Thüringen durchaus hoch im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sind.
In der Diskussion richtete sich die Aufmerksamkeit insbesondere auf regionale und lokale Herausforderungen, denen Herr Zenker und Henry Worm offen, aber mit realistischen Perspektiven gegenübertraten. Außerdem wurden die aktuellen Vorschläge zur „Landartquote“ und Abschaffung des NC für Medizin von Bundesgesundheitsminister Rösler erörtert.