Das vergangene Jahr hat nicht nur gezeigt wie viel Familien einerseits leisten, sondern andererseits auch wie gering diese Leistung in der Gesellschaft anerkannt und gewürdigt wird. Das politische Bildungsforum Thüringen hat sich zum Ziel Familienthemen mehr Raum zu geben und diesmal im KAS-Feierabend-Talk für Familien eingeladen über das Thema Wertschätzung und Anerkennung von Familien in der Politik und Gesellschaft zu sprechen. Als Referenten waren Aaron Richardt, Vorstandsvorsitzender Arbeitskreis Thüringer Familienorganisationen e.V. (AKF) und Beate Meißner MdL, Familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Andrea Ludwig.
Nach einem ersten Blick darauf, was eigentlich Qualitätszeit für Familien für Herrn Richardt und Frau Meißner bedeutet, berichtete Richardt von der Entstehungsgeschichte der Idee zur Familien-App in Thüringen. Diese Familien-App solle dazu beitragen, die erbrachte Leistung der Familien anzuerkennen und Unterstützung in Form von Gutscheinen und kreativen Freizeitideen bieten. Der AFK habe die Idee einer Familien-App entwickelt und in diesem Zusammenhang den Ministerpräsident informiert, sowie bei den Fraktionen für finanzielle Unterstützung geworben. Zu dieser finanziellen Unterstützung ist es auch gekommen, so Richardt, jedoch steht seit Sommer 2020 ein Prüfantrag der Landesregierung aus, welcher die digitale Umsetzung der APP momentan verhindert. Frau Meißner berichtete davon, dass trotz ursprünglicher Begeisterung auf Seiten der Fraktionen für die APP kein Geld im Landeshaushalt vorgesehen wurde. Erst durch die Bemühungen der CDU-Fraktion habe es die APP wieder in den Landeshaushalt geschafft und wurde mit 22 Millionen Euro unterstützt. Nach mehreren Nachfragen und einem Antrag der CDU-Fraktion wurde ein Bericht zum Stand der Entwicklung veröffentlicht; allerdings mit ernüchternden Ergebnissen. Meißner monierte, dass die Präsentation der Landesregierung wenige Übereinstimmungen mit der ursprünglichen Idee des AFK hatte. Denn dieser wollte in der APP einen Katalog von Möglichkeiten über kostenfreie sowie kostenpflichtige Freizeitaktivitäten in ganz Thüringen anbieten, da es bei der Qualitätszeit oft an Ideen oder Möglichkeiten auf Seiten der Familien mangele. Richardt berichtete, dass es in Thüringen rund 8.000 Betriebe gibt, welche unter den Schirm von Kultur, Erholung und Freizeit fallen. Diese sollten dann in der APP aufgeführt werden und davon wirtschaftlich profitieren. Weiterhin sollte in der APP ein Gutschein mit 50€ pro kindergeldberechtigten Kind enthalten sein, über den die Familien selbst verfügen könnten. Dabei müsse die Abrechnung nicht kompliziert ausfallen, die Betriebe bräuchten nur das Vertrauen und die Sicherheit der Regierung, dass das Geld bei ihnen ankommen würde.
Meißner musste jedoch davon berichten, dass es die Regierung nicht geschafft hat, diese Idee umzusetzen, sondern stattdessen ein Gutscheinheft für Familien auf den Weg gebracht hat. Dies sei jedoch gerade mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung ein Schritt in die falsche Richtung. Besonders bedauerlich ist diese Entwicklung von der APP zum Gutscheinheft, da Richardt davon erzählte, dass der AFK schon längst an der Entwicklung der APP gearbeitet hat. Es seien bereits Kontakte mit Hochschulen aufgenommen worden, sowie Unternehmen, die im Bereich Software und APP-Entwicklung arbeiten. Es wurden sowohl Kosten kalkuliert als auch die Umsetzung der APP berechnet. Bereits 2020 hätte die APP betriebsfertig sein können; stattdessen bringe die Landesregierung 2021 ein Gutscheinheft heraus. Hierbei ist besonders bedauernswert, dass es keinerlei Kommunikation zwischen der Landesregierung sowie dem AFK gegeben habe, welcher durchaus bereit war an der Entwicklung der Idee weiter mitzuarbeiten. In diesem Zusammenhang kritisierte auch Meißner das beschämende Resultat und erinnerte daran, dass die APP den Familien Anerkennung und Respekt entgegenbringen sollte. Die Landesregierung habe jedoch nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis zu Stande gebracht. Dabei müsse sich auch gefragt werden, wofür 22 Millionen Euro verwendet wurden, wenn das Endergebnis der Arbeit der Digitalagentur aus einem Gutscheinheft bestehe. Meißner kündigte an, dass sich die CDU-Fraktion weiterhin um dieses Thema kümmern werde, da die APP langfristig das Potential hat viel mehr Bereiche zu beinhalten, wie beispielsweise eine Übersicht über Fördermöglichkeiten oder Antragsformulare zu bieten. Sie könne also zu einem Tool werden, welches Familien langfristig und effektiv helfen könne, weshalb sich die CDU-Fraktion dafür einsetze, dass die Familien APP im nächsten Haushalt mitberücksichtigt werde. Abschließend waren sich Meißner und Richardt einig, dass Familien, sowie deren Vertreterorganisationen mehr Gehör in der Politik finden müssen, damit die außerordentliche Leistung von Familien zukünftig ausreichend gewürdigt werden könne.
Familienzeit nach Corona - Wie schaffen wir Wertschätzung und Qualitätszeit für Familien?
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