Country reports
Als Entwicklungsland mit ohnehin schon großen Problemen vor allem im Bereich der Armutsbekämpfung scheint Uganda mit der Bewältigung der akut spürbaren Folgen des Klimawandels in weiten Teilen überfordert. Zweifellos hat man es hierbei mit den Folgen eines globalen Phänomens zu tun, für das Uganda selbst kaum verantwortlich ist, sondern das eine Folge der massiven Emissionen der Indust-rieländer ist. Gleichzeitig jedoch wird auch klar, dass sich lokal verursachte Umweltprobleme und Folgen des globalen Klimawandels vermengen und zum Teil gegenseitig verstärken.
Vielfältige Symptome
In den kommenden hundert Jahren erwartet Uganda nach Angaben von Wissenschaftlern ein Temperaturanstieg von drei bis vier Grad Celsius. Doch schon heute sind die Folgen des Klimawandels spürbar, vor allem in Form von zunehmenden Wetterextremen, Überschwemmungen, Dürreperioden und Wassermangel. Die resultierenden Herausforderungen haben zahlreiche Dimensionen: betroffen ist nicht nur unmittelbar die landwirtschaftliche Produktion, sondern in Folge auch die Nahrungssicherheit; Mangel an sauberem Wasser und die Verbreitung von Krankheiten verschärfen Gesundheitsprobleme; der Verlust von Lebensräumen gefährdet die Biodiversität; die in weiten Teilen von Wasserkraft abhängige Energieversorgung gestaltet sich schwierig; und vor allem in den Heimatgebieten nomadischer Viehzüchter verschärft sich das Konfliktpotential.
Obwohl die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Symptomen des Klimawandels in Uganda bisher noch schwach ausgeprägt ist, gibt es eine Reihe von Studien, die die Auswirkungen systematisch darlegen. Dazu zählt in erster Linie die Problemanalyse im National Adaption Programmes of Action Dokument (NAPA) der ugandischen Regierung, dem zentralen Referenz-dokument für Anpassungsstrategien im ugandischen Kontext. Daneben widmet sich der ebenfalls von der Regierung herausgegebene State of Uganda Population Report 2009 dem Schwerpunktthema Klimawandel, insbesondere hinsichtlich seiner Auswirkungen auf Migrationsverhalten und die Situation von Frauen. Auch die Nichtregierungsorganisation OXFAM sowie das World Water Assessment Programme (WWAP) der UNESCO lieferten detaillierte Analysen der Situation in Uganda.
Wetterphänomene und ihre Folgen
Die Folgen des Klimawandels zeigen sich zunächst primär dadurch, dass sich Uganda in immer kürzeren Abständen mit extremen Wetter- und Klimaereignissen konfrontiert sieht. Wissenschaftler erklären dies vor allem im Zusammenhang mit einer Zu-nahme des Wetterphänomens El-Niño, das in Ostafrika für unterschiedliche Extreme sorgt: zum einen kommt es zu unerwarteten und massiven Regenfällen und Überschwemmungen, zum anderen zu längeren und häufigeren Trockenzeiten und Dürreperioden.
Wie verwundbar Uganda ist, zeigten unter anderem lange Dürreperioden in den Jahren 1999/2000 und 2005/2006, die zu Ernteeinbußen, Nahrungsmittelknappheit und zur Absenkung des Wasserspiegels des Viktoriasees führten. 2007 und 2009 gab es massive Überschwemmungen, die Ernten und Infrastruktur zerstörten. Im März 2010 kam es zudem in der Region des Elgon-Gebirges zu einem massiven Erdrutsch, der mehrere Dörfer zerstörte und rund 400 Menschen das Leben kostete.
Neben diesen Wetterextremen ist ein allgemeiner Trend zum Anstieg der Temperaturen und einem Absinken der Niederschlagsmengen zu beobachten. Die einst regelmäßigen Regen- und Trockenzeiten verschieben sich und sind weniger verlässlich. Unregelmäßigkeiten und Schwankungen in der Menge und Verteilung von Niederschlägen erschweren die Planung in der Landwirtschaft.
Die verschiedenen Regionen Ugandas sind in unterschiedlicher Weise und Ausprägung von den Folgen des Klimawandels betroffen:
- Die ärmste und unwirtlichste Region des Landes, Karamoja, ist schon seit den 1990er Jahren in immer kürzeren Abständen von Dürren betroffen, die zu Viehsterben und Nahrungsmittelknappheiten führen.
- Der Norden des Landes und die Region Teso sind sowohl von Dürreperioden als auch von Überschwemmungen betroffen. Die Überschwemmungen im Jahr 2007 folgten den schwersten Regenfällen seit 35 Jahren und zerstörten Häuser und Ernten von über 50.000 Haushalten.
- In der Region des Elgon-Gebirges kommt es zu Überflutungen und Erdrutschen, vor allem in der Folge der fortschreitenden Abholzung der Wälder.
- Der Südwesten Ugandas ist die sich am schnellsten erwärmende Region. Der Temperaturanstieg bedroht den Anbau von Kaffee und führt zur Verbreitung von Krankheiten wie Malaria.
- Im Rwenzori-Gebirge sinken die Niederschlagsmengen und die Gletscher schmelzen. die Gletscherdecke hat sich seit 1955 bereits um 40 Prozent reduziert. Dies hat auch Auswirkungen auf Wasserspiegel und Verlauf des Semliki-Flusses, der über weite Strecken die Grenze zum Kongo bildet. Es wird geschätzt, dass die Gletscher noch vor dem Jahr 2025 gänzlich verschwunden sein werden.
- Der sich vom Südwesten bis zum Nordosten des Landes erstreckende so genannte „Viehkorridor“ ist ein Trockengebiet mit hohem Tierbestand, in dem sich das Viehzuchtgewerbe konzentriert. Probleme und Konfliktpotential ergeben sich hier durch Landdegradierung und zunehmenden Wassermangel.
Landwirtschaft & Fischerei
Die Landwirtschaft ist das Hauptstandbein der der ugandischen Wirtschaft, sowohl als Lebensgrundlage der Mehrheit der Bevölkerung, als auch als Hauptsektor im Exportbereich.
Etwa 80 Prozent der Bevölkerung Ugandas leben von der Landwirtschaft, meist in Form von Subsistenzlandwirtschaft, die minimale Erträge zum Überleben erbringt. In Folge von Klimawandel und anderen Umweltproblemen sinken in vielen Bereichen die Erträge, mit negativen Folgen für die Lebensstandards der ländlichen Bevölkerung und die ugandische Wirtschaft als Ganzes.
Obwohl viele Regionen Ugandas aufgrund der Bodenbeschaffenheiten ein hohes Potential für Bewässerungslandwirtschaft haben, basiert nur ein geringer Anteil der Agrarproduktion auf Bewässerungsstrategien. Stattdessen ist die Landwirtschaft weitgehend regenabhängig und daher extrem anfällig für Klima- und Wetterschwankungen. Nicht nur der allgemeine Rückgang der Niederschlagsmengen sondern vor allem auch die zunehmend unvorhersehbaren Schwankungen des Niederschlags und die abnehmende Verlässlichkeit der Regenzeiten führen zu einer Verringerung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und Einbußen in der Produktion. Dabei wirken sich lang anhaltende Trockenperioden ebenso negativ aus wie starke Regenfälle, die zu verstärkter Bodenerosion führen.
Die Schwierigkeiten bei der Anpassung an zunehmende Wetterextreme und die Einbußen bei der Ernte gestalten das Überleben der auf die Landwirtschaft angewiesenen Menschen erheblich schwieriger. Nahrungsmittelknappheit und sinkende Einkommen bedeuten Rückschläge im Kampf gegen die Armut. Gleichzeitig wirken sich steigende Lebensmittelpreise auch auf die Gesamtwirtschaft und die Inflation im Land aus.
Neben der Subsistenzlandwirtschaft ist auch der Anbau wichtiger Exportgüter betroffen. Die Produktion von Kaffee, Ugandas Hauptexportgut, ist besonders gefährdet, da sich durch die Erwärmung die nutzbaren Flächen verringern. Schon bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad, so die Berechnungen, auf die unter anderem OXFAM verweist, würde sich die für den Anbau von Robusta Kaffee geeignete Fläche dramatisch um bis zu 85 Prozent reduzieren. Derartige Einbußen würden die Existenz von Millionen Ugandern bedrohen, die in ihrer Existenz von Anbau, Verarbeitung und Verkauf von Kaffee abhängig sind. Andere landwirtschaftliche Produkte wir Tee, Bananen und Bohnen wären ähnlich betroffen.
Eine weitere wichtige Lebensgrundlage vieler Ugander ist die Fischerei am Viktoriasee. Der sinkende Wasserspiegel des Sees, der sich ohne nennenswerte Zuflüsse beinahe ausschließlich aus Regenwasser speist, gefährdet jedoch die Brutgebiete vieler Fischarten und führt zu Fischsterben. In der Folge haben sich die Fischfänge in den vergangenen Jahren signifikant reduziert. Viele Fischer und ihre Familien stehen vor dem Existenzverlust.
Gesundheit
Die Zunahme in der Frequenz und Intensität extremer Wetterbedingungen wirkt sich auch auf den Gesundheitsbereich aus. Schwere Regenfälle verursachen Überflutungen, die zum Ausbruch von Krankheiten wie Cholera, Ruhr und Bilharziose führen. In den urbanen Zentren, allen voran Kampala, führen starke Regenfälle zur Überlastung der Abwassersysteme und in der Folge häufen sich Durchfallerkrankungen. Während der Trockenzeiten dagegen mehren sich die Fälle von Augeninfektionen, Haut- und Atemwegserkrankungen. Auch Malaria scheint sich in Folge des Temperaturanstiegs zu verbreiten, da sich die Brutgebiete der Anophelesmückenlarven ausweiten. Selbst in der Vergangenheit malariafreie Gebiete vor allem im Hochland im Südwesten des Landes registrierten in den vergangenen Jahren dramatisch steigende Zahlen von Malariafällen.
Schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung haben zudem die Probleme in der Nahrungsmittelversorgung. Ernteeinbußen verschärfen die Nahrungsmittelknappheit, die wiederum zu Unterernährung und Mangelerscheinungen führt. Laut dem State of Uganda Population Report 2009 zeigen Statistiken, dass 40 Prozent der Todesfälle bei Kindern in Uganda auf Unterernährung zurückzuführen sind.
Energie
Das Absinken des Wasserspiegels des Viktoriasees wirkt sich auch auf die Energieversorgung aus. Hydroenergie, also die Stromerzeugung durch Wasserkraft, ist Ugandas wichtigste Quelle elektrischer Energie. Der Großteil des Stroms wird entlang des Weißen Nils erzeugt, der sich aus dem Viktoriasee speist. Der sinkende Wasserdruck hat zur Folge, dass weniger Strom produziert wird als geplant. Dies hat zum einen Auswirkungen für die industrielle Produktion und die wirtschaftliche Ent-wicklung, zum anderen führt es dazu, dass Privathaushalte aufgrund hoher Strompreise und regelmäßiger Stromausfälle verstärkt auf alternative Energiequellen wie Feuerholz, Kohle und Petroleum ausweichen.
Ohnehin haben nur neun Prozent der ugandischen Bevölkerung, schwerpunktmäßig in den urbanen Zentren, Zugang zum Stromnetz. Energiequelle Nummer eins bleibt für die große Mehrheit der Bevölkerung Biomasse (Feuerholz, Kohle). Der steigende Bedarf an Brennmaterial führt dabei zur fortschreitenden Entwaldung und Landdegradierung in weiten Teilen des Landes.
Konfliktfaktor Klima
Die beschriebenen Folgen des Klimawandels wirken sich in Teilen des Landes auch Konflikt verschärfend aus. Besonders betroffen ist Karamoja, eine semiaride Region im Nordosten des Landes, die von extremer Armut geprägt ist. Hier konkurrieren Nomadenstämme zunehmend um Weideland und Wasserreserven. Der Konkurrenzkampf hat sich unter anderem infolge einer über Jahre andauernden Dürre zu einem gewaltsam ausgetragenen Konflikt entwickelt. Aus Verzweiflung angesichts des Mangels an Wasser und Nahrungsmitteln bewaffnen sich viele Bewohner der Region und schließen sich bewaffneten Viehraubzügen an. Die Verschärfung der Armut und der Verlust der Lebensgrundlagen führen auch zu einer Erosion traditioneller Lebensweisen und dem schleichenden Verlust der kulturellen Identität der Nomadenstämme. Aufgrund der Hoffnungslosigkeit verlassen vor allem viele Junge Menschen die Region und enden als Bettler in den Straßen Kampalas und anderer Städte.
Komplexe Wechselwirkungen
Für die meisten im Zusammenhang mit den Klimaänderungen diskutierten Probleme in Uganda ist der Klimawandel nicht die alleinige Ursache. Stattdessen ergibt sich in den meisten Fällen ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich oft gegenseitig bedingen oder verstärken. So verschärfen die Auswirkungen des Klimawandels diverse hausgemachte Probleme. Hierzu zählen die zunehmende Entwaldung, nicht nachhaltige Landwirtschaft, die Ausbeutung und Zerstörung der Böden und natürlichen Ressourcen und die Ausweitung von Bebauungen in geschützte Räume wie Feuchtgebiete usw.
Ein besonderer Faktor im ugandischen Kontext ist das rapide Bevöl-kerungswachstum. Uganda hat eine der weltweit höchsten Geburtenraten. Dieses Wachstum erhöht den Druck auf verfügbare Lebensräume und natürliche Ressourcen, mit negativen Folgen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Besonderen Anlass zur Sorge gibt die Nahrungsmittelversorgung. Statistiken zufolge wächst die Bevölkerung in einem wesentlich schnelleren Tempo als die Produktivität der Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion, so dass für die Zukunft größere Engpässe als bisher zu erwarten sind.
Klimawandel als entwicklungspolitische Herausforderung
Besonders problematische Zusammenhänge bestehen zwischen den Klimafolgen und der weit verbreiteten Armut. Zum einen verschärfen die beschriebenen Auswirkungen des Klimawandels das Problem der Armut und stellen zum Teil massive Hindernisse für eine effektive Armutsbekämpfung dar. Zum anderen macht das Leben in Armut die Betroffenen besonders verwundbar für die lokalen Folgen des Klimawandels und schränkt ihre Adaptionsfähigkeiten an die sich verändernden Bedingungen ein.
Im Bereich der Armutsbekämpfung und der Entwicklungspolitik liegt die größte Herausforderung für den Umgang der ugandischen Politik mit dem Klimawandel. Die ugandische Regierung betont in diesem Zusammenhang die Priorität entwicklungspolitischer Ziele. Die Folgen des Klimawandels, so die ugandische Umweltministerin Maria Mutagamba in ihrer Rede bei der Klimakonferenz in Cancun im Dezember 2010, „gefährden und un-terwandern die Bemühungen der ugandischen Regierung zur Erreichung des Ziels des nachhaltigen nationalen sozio-ökonomischen Wachstums, inklusive der Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele.“
Ugandische Klimapolitik: hohe Ziele, schwierige Umsetzung
Die Herausforderungen an eine ugandische Klimapolitik sind enorm. Neben dem Bereich der Entwicklungspolitik sind diverse andere Politikfelder betroffen - mit unklaren Trennlinien. Der Klimawandel hat Relevanz für Wirtschaftswachstum, Agrarproduktion, Gesundheitspolitik, Wasserversorgung, Energieversorgung und sogar die Sicherheitspolitik. Die Probleme und Herausforderungen in all diesen Bereichen stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander und lassen sich kaum isoliert betrachten and bewältigen.
Bereits im Jahr 2007 verabschiedete Uganda sein National Adaption Programme of Action (NAPA). Die NAPAs sind nationale Aktionsprogramme, die Anpassungsstrategien an die Auswirkungen des Klimawandels enthalten und die anhand der jeweiligen Ausgangssituation des Landes die dringendsten Maßnahmen identifizieren. Das Instrument der NAPAs wurde zur Unterstützung der am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDCs) und der kleinen Inselstaaten gegründet, die am meisten unter dem primär von den Industriestaate n verursachten Klimawandel leiden. Im Rahmen des Instruments wurde ein Fond eingerichtet, der die Anpassungsmaßnahmen finanzieren soll. Die ugandische Regierung folgte in der Formulierung eines landesspezifischen NAPAs internationalen Richtlinien und Prinzipien.
Ziel des Aktionsplans ist die Abstimmung von Adaptionsmaßnahmen zum Klimawandel mit nationalen Entwicklungszielen im Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele und der nationalen Strategie zur Armutsbekämpfung (Poverty Eradication Action Plan, PEAP). Der Plan berücksichtigt dabei auch Empfehlungen von landesweit befragten Gemeinden und enthält einen Maßnahmenkatalog mit priorisierten Zielen. Dazu zählen unter anderem Baumpflanzungsprogramme, die Stärkung meteorologischer Dienste, Projekte zu Wasserversorgung und sanitärer Infrastruktur, Anpassungsmaßnahmen für Dürreperioden und Strategien zum Wissensmanagement und zur besseren Nutzung indigener Kenntnisse.
Koordiniert wird die Umsetzung des Programms von der Ministerin für Wasser und Umweltschutz. Zur Ausführung und Überwachung der einzelnen Projekte etablierte sie ein nationales Komitee, das National Climate Change Steering Committee (NCCSC) sowie ein dazugehöriges Sekretariat.
Kritiker sehen in dem Maßnahmenkatalog einen wichtigen ersten Schritt, der aber erstens nicht weit genug ginge und zweitens von an Beginn an nicht richtig umgesetzt werde. Zur effektiven Umsetzung der als „dringend und unmittelbar“ definierten Maßnahmen fehle es an technischer Unterstützung und finanziellen Ressourcen. Zudem werden die institutionellen Koordinierungsmechanismen als zu schwach kritisiert und Befürchtungen geäußert, die weit verbreitete Korruption im Land würde auch diesen Bereich unterwandern. Die langfristige Finanzierung stellt sich als größtes Problem dar, da es an nationalen Mitteln fehlt und auch der eingerichtete internationale Fonds an Unterfinanzierung leidet.
Im Jahr 2008 wurde als weiteres Instrument das Parliamentary Forum on Climate Change (PFCC) gegründet. Ziel dieser Gruppe von Parlamentsabgeordneten ist es, Gesetzesvorhaben zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels voranzubringen sowie ein stärkeres öffentliches Bewusstsein zum The-ma zu schaffen. Bei einem Symposium des PFCC im August 2010 wurde eine wichtige Frist beschlossen: Bis Mai 2011 soll Uganda eine umfassende nationale Klimapolitik definiert haben. Das bisherige Fehlen einer solchen ressortübergreifenden Klimapolitik wird besonders seitens ugandischer Zivilgesellschaftvertreter kritisiert.
Ugandas Position und Erwartungen an die Industrieländer
In den internationalen Verhandlungen, zuletzt bei der Konferenz von Cancun, schloss sich Uganda der gemeinsamen Position afrikanischer Länder an. Diese gemeinsame Position war unter anderem auch Thema bei einem Treffen der Staatschefs der Afrikanischen Union in Ugandas Hauptstadt Kampala im August 2010. Nach der Enttäuschung des Gipfels von Kopenhagen im Jahr 2009 schien die Verabschiedung einer ambitionierten gemeinsamen Position einer eher nüchternen Herangehensweise zu weichen, was zu Kritik vor allem seitens der Zivilgesellschaft führte.
Die Position der afrikanischen Länder, die zu den am stärksten betroffenen Ländern und gleichzeitig nicht zu den Hauptverursachern zählen, umfasst die Forderung nach einer Eindämmung des Klimawandels durch verpflichtende Vereinbarungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen seitens der Industrieländer, Augleichszahlungen zur Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen sowie erleichterten Technologietransfer.
Für Afrika als besonders gefährdete Region ist die Verabschiedung eines rechtlich bindenden Folgeabkommens zum Kyoto-Protokoll von Bedeutung, um einen messbaren Abbau von Emissionen zu gewährleisten und die globale Erderwärmung in einem beherrschbaren Rahmen zu halten. Die maximale Erderwärmung dürfte dabei aus afrikanischer Sicht 1,5 Grad Celsius nicht übersteigen. Jede darüber hinaus gehende Erhöhung hätte laut Experten verheerende und unbeherrschbare Konsequenzen für den Kontinent. Die Industrieländer werden deshalb aufgefordert, ihre Emissionen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 um mindestens 40 Prozent zu verringern.
Die Ergebnisse des Gipfels von Cancun sind für die afrikanischen Staaten in mancher Hinsicht weniger desillusionierend als der Ausgang des Gipfels von Kopenhagen, da sich die Staaten zum Ziel der Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad bekennen, während die für Afrika notwendige Senkung der Marke auf 1,5 Grad explizit als Option weiter verfolgt wird. Eine zweite Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls bleibt für den nächsten Gipfel in Durban auf der Agenda. Zudem wurde mit der Schaffung eines „Green Climate Fund“ und des „Cancun Adaption Framework“ zumindest ansatzweise auf die Forderungen nach Ausgleichzahlungen und Unterstützung für Anpassungsmaßnahmen eingegangen. Allerdings bleiben die bisherigen finanziellen Zusagen deutlich hinter den afrikanischen Forderungen zurück. Alles in allem gelten die Ergebnisse des Gipfels von Cancun auf afrikanischer Seite als weniger desaströs als zwischenzeitlich antizipiert, allerdings bieten sie auch wenig Anlass zum Jubel. Die bisherigen Abmachungen reichen bei weitem nicht aus, um die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels in Afrika auf ein beherrschbares Maß einzudämmen. Einen bitteren Nachgeschmack hinterließ die offensichtliche Unfähigkeit der afrikanischen Länder, effektiv mit geschlossener Stimme zu sprechen. Dies war vor allem ein Resultat äußerst widersprüchlicher Aussagen einiger afrikanische Politiker, allen voran die Premierminister Kenias und Äthiopiens.
Auf Seiten der ugandischen Regierung wird weiter betont, man wolle sich, obwohl man nicht zu den Hauptemittenten und Verursacherstaaten zähle, freiwillig zu einer Senkung zukünftiger Treibhaus-gasemissionen verpflichten. Verbunden wird dies mit der wiederholten Forderung nach mehr Unterstützung durch die Industriena-tionen. Aus dem Umweltministerium verlautet, dass die bisherige Hilfe zum Aufbau der erforderlichen Kapazitäten zur Anpassung an den Klimawandel in besonders gefährdeten Entwicklungsländern wie Uganda bei Weitem nicht ausreichend sei. Zudem müsse ein einfacher und preiswerter Technologietransfer ermöglicht werden, um zum Beispiel erneuerbare Energien zu fördern und Systeme zur Wet-tervorhersage zu verbessern.
Die ugandische Umweltministerin betont die Notwendigkeit der verstärkten Berücksichtigung klimarelevanter Probleme in der Gestaltung der Entwicklungszusammenarbeit. Die deutsche Kooperation mit Uganda geht hier mit gutem Beispiel voran. Zwei Arbeitsschwerpunkte der GIZ in Uganda sind eng mit dem Thema Klimawandel verzahnt: die Unterstützung im Wassersektor sowie im Energiesektor. Das Förderprogramm im Wassersektor hat eine explizite Komponente der Anpassung an den Klimawandel. Im Energiesektor geht es vor allem um die Förderung erneuerbarer Energien und die Verbesserung von Energieeffizienz.
Öffentliches Bewusstsein
Eine der größten Herausforderungen in Uganda bezüglich des Klimawandels geht über politische Maßnahmen hinaus: das noch immer mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung. Gerade in der ländlichen Bevölkerung mangelt es an Wissen zum Phänomen des Klimawandels und seinen Folgen. Viele der in Armut lebenden Ugander können die Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel kaum einordnen und setzen aus Mangel an Alternativen - bzw. zum Teil auch aus mangelndem Wissen über durchaus verfügbare Alternativen – umweltschädliche Praktiken fort. Hier ist im Rahmen einer ugandischen Klimapolitik vor allem Aufklärungsarbeit gefragt.
Eine wichtige Rolle spielen auch die Medien, die allerdings noch immer relativ wenig zum Thema Klimawandel berichten. Das mediale Interesse ist jenseits der Berichterstattung über Wetterextreme und Naturkatastrophen relativ gering, es finden sich nur wenige detaillierte Berichte zum Klimawandel, vor allem was die komplexen Zusammenhänge von lokalen und globalen Faktoren betrifft. Grund zur Hoffnung jedoch gibt die zunehmend aktive Zivilgesellschaft und die wachsende Zahl an Initiativen und Organisationen, die sich den Themen des Klimawandels und Umweltschutzes widmen und wichtige Aufklärungs- und Lobbyarbeit leisten.