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Um den transatlantischen Dialog zwischen Kanada und Deutschland auch mit der kommenden Generation erfolgreich fortzuführen, organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung einen bilateralen Gedanken- und Erfahrungsaustausch über Energie-, Sicherheits- und Handelspolitik zwischen jungen deutschen Politikern und kanadischen Experten.
Energiepolitik
Das Programm führte zunächst nach Toronto, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes und Hauptstadt der Provinz Ontario. Im Mittelpunkt stand hier sowohl die kanadische Energieversorgung als auch die Umweltpolitik. Bei der Besichtigung eines Kraftwerks konnte sich die deutsche Delegation zunächst mit der Energiegewinnung durch Wasserkraft vertraut machen. Das im Anschluss stattfindende Gespräch bot zudem die Möglichkeit, mit Experten über die Erzeugung und Notwendigkeit von erneuerbaren Energien zu diskutieren.
Die dabei gewonnen Erkenntnisse konnten während eines Treffens mit Kanadas Umweltminister Peter Kent weiter vertieft werden. Minister Kent machte zudem auf die reichen Vorkommnisse diverser natürlichen Ressourcen aufmerksam: Neben großen Öl- und Kohlereserven ist Kanada ebenfalls der führende Lieferant von Uran. Außerdem betonte er, dass das umstrittene Fracking-Verfahren in seinem Land nicht zur Diskussion stünde. Während die Methode zur Erdgasförderung in den USA bereits angewendet wird, sei nicht geplant diese in Kanada einzuführen.
Immigrationspolitik
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Programmdialogs war die Immigrationspolitik Kanadas. Die Teilnahme an einer Zeremonie zur Erlangung der kanadischen Staatsbürgerschaft stellte hierbei einen besonderen Höhepunkt dar. Es wurde deutlich, dass die kanadische Immigrationspolitik besonderen Wert auf Integration anstatt auf Assimilation legt. So ist es den Immigranten möglich auch in ihrer neuen Heimat ihrer kulturellen Tradition treu zu bleiben. Da Kanadas Wirtschaftsstabilität stark auf Einwanderer angewiesen ist, wurden allein im vergangenen Jahr 250.000 Zuwanderer willkommen geheißen. Inwieweit Deutschland von Kanada hinsichtlich der Integration von Immigranten lernen kann, konnte insbesondere bei Gesprächen mit politischen Beratern der Einwanderungsbehörde und der Jüdischen Gemeinde diskutiert werden.
Im Anschluss empfing Gary Schellenberger, Vorsitzender der deutschen Freundschaftsgruppe im kanadischen Parlament, die Teilnehmer in seinem Wahlkreisbüro in Stratford. In einem Gespräch mit dem Experten für die deutsch-kanadischen Beziehungen intensivierte die Delegation den kulturellen Austausch über den Einfluss der deutschen Gemeinschaft in Kanada.
Nach Toronto führte die Reise weiter nach Ottawa. Die Besichtigung des Parlaments verdeutlichte die Unterschiede der Regierungssysteme zwischen der formal konstitutionellen Monarchie Kanadas und der Bundesrepublik Deutschlands. Der Dialog mit einem Politiker aus Quebec machte außerdem auf die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen eines bilingualen Staates aufmerksam. In der Vergangenheit musste sich Kanada schon mehrfach mit aufkommenden Separatismusbestrebungen seitens der frankophonen Provinz auseinandersetzen. Nur knapp konnte die Einheit Kanadas 1995 nach einem Referendum der Quebecer gesichert werden.
Außen- und Handelspolitik
Neben Kanadas innenpolitischen Herausforderungen und Entwicklungen war es der deutschen Delegation vor allem wichtig, sich über die Außen- und Sicherheitspolitik Kanadas zu informieren. Im Rahmen eines Workshops mit dem Vizepräsidenten des Canadian Defence and Foreign Affairs Institute, Colin Robertson, erörterten die Teilnehmer sowohl die Möglichkeit einer militärischen Intervention in Syrien als auch die zukünftige Rolle Kanadas in Afghanistan.
Während eines anschließenden Empfangs mit jungen politischen Führungskräften aus Kanada wurde der Dialog über sicherheitspolitische Aspekte der kanadischen Politik fortgesetzt. Letzterer förderte gemeinsame Ansichten zu Tage und trug damit zum besseren Verständnis auf beiden Seiten bei. Zudem zeigte das Gespräch Möglichkeiten für ein zukünftiges gemeinschaftliches Vorgehen auf.
Schließlich diskutierten die deutschen und kanadischen Vertreter über die Bestrebungen eines umfassenden Wirtschafts- und Freihandelsabkommens (CETA) zwischen Kanada und der EU. Die im Jahre 2009 intensivierten Verhandlungen über CETA wurden mit Blick auf ein etwaiges Exportwachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze auf beiden Seiten sehr begrüßt.
Durch das umfangreiche und vielseitige Programm konnte die Konrad-Adenauer-Stiftung den deutsch-kanadischen Erfahrungsaustausch insbesondere unter jungen Führungskräften intensivieren. Damit hat die KAS auch dazu beigetragen, den transatlantischen Dialog - in welchen die KAS zunehmend auch Kanada einbinden möchte - zukunftsorientiert zu führen.