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Innovationsförderung in Deutschland und in den USA: Was können wir vom Silicon Valley lernen?

Die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen bilden gegenwärtig einen Schwerpunkt der Projektarbeit der KAS in Washington. Dazu gehört die Unterstützung für das Transatlantisches Handels- und Investitionsabkommen (TTIP), welches eine zentrale Bedeutung für die Zukunft der transatlantischen Beziehungen hat. Darüber hinaus fördert die KAS den transatlantischen Dialog über die Frage, wie die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks nachhaltig vorangebracht werden kann. In diesem Kontext unterstützte die KAS am 20. und 21. Oktober 2014 eine Konferenz in Zusammenarbeit mit der AHK San Fransisco.

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In den USA stehen vor allem das Silicon Valley und die Start-up Szene für Innovation und Entwicklung von neuen Technologien. Aus deutscher Perspektive ist es besonders interessant, von diesen Erfahrungen zu lernen und zu profitieren. Umgekehrt wird in den USA die Rolle des Mittelstandes als entscheidende Stütze der deutschen Wirtschaftsentwicklung besonders beobachtet.

Das German Innovation Symposium hatte wesentlich die Innovationsförderung und die Entwicklung von modernen Technologien zum Inhalt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Automobilindustrie und der Frage der „Mobilität der Zukunft“. Die KAS lud dazu Thorsten Alsleben, Hauptgeschäftsführer der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU als Referenten ein. Als Teil des Rahmenprogramms organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung Gesprächstermine u.a. mit Vertretern von Inkubatoren, darunter dem German Accelerator, amerikanischen sowie deutschen Start-ups, international tätigen Technologieunternehmen, und Experten und Akademikern der Stanford Universität, Berkeley Universität und Hult Universität, welche sich mit Innovationsförderung befassen.

Sowohl aus den Vorträgen wie auch aus den Gesprächen wurde deutlich, dass Deutschland im globalen Wettbewerb der Zukunft gut gerüstet ist. Für komplexe Herausforderungen, wie etwa die Vernetzung des Internets mit alltäglichen technischen Geräten („Internet of Things") werden mit der traditionellen deutschen Ingenieurskunst von deutschen Unternehmen gute Lösungen gefunden. Diese Lösungen werden von deutschen Unternehmen nicht zuletzt auch im Silicon Valley entwickelt. Deutsche Technologie, insbesondere im Hardware-Bereich, wird nach wie vor auch im Silicon Valley hoch geschätzt und gilt in vielen Bereichen als marktführend. Nachholbedarf haben deutsche Unternehmen allerdings vor allem bei schnellen Einführungen von neuen Produkten auf dem Markt sowie beim Marketing. Hierzu können gerade im Silicon Valley Modelle für erfolgreiches Marketing und den entscheidenden Kontakt zum Kunden studiert werden.

Außerdem wurden die schon bekannten kulturellen Unterschiede verdeutlicht: So gelten amerikanische Unternehmer (und Amerikaner generell) als sehr viel risikofreudiger. Scheitern gilt gemeinhin nicht als Makel, sondern als wertvolle Erfahrung und Lernmöglichkeit. Deutsche Unternehmer gelten demgegenüber als solider, sorgfältiger, kritischer und kosmopolitischer. In den USA generell, im Silicon Valley jedoch im Besonderen, herrscht ein weit verbreiteter Unternehmergeist. Unternehmer haben ein hohes Sozialprestige. Gesellschaftliche Fragen werden dabei jedoch weniger thematisiert als in Deutschland, wo jedoch der Unternehmergeist insgesamt weniger ausgeprägt ist. Dies hat zur Folge, dass es für junge, erfolgreiche Menschen als attraktiver gilt, in die Privatwirtschaft zu gehen. In Deutschland wurde gerade eine Studie veröffentlicht, wonach Studienabsolventen vorrangig eine Stelle im öffentlichen Dienst anstreben.

Von höherer Risikobereitschaft wie auch von einem weiter verbreiteten Unternehmergeist könnte auch Deutschland profitieren. Vor diesem Hintergrund organisierte die KAS Gespräche mit Professoren, um über Möglichkeiten im Rahmen der Bildungspolitik zur Förderung von Unternehmergeist zu sprechen. Die US-Universitäten wie Stanford spielen hier eine zentrale Rolle. Unternehmergeist wird u.a. in interdisziplinären Studentenclubs vermittelt, wo es nicht nur einen Austausch von Erfahrungen bei der Gründung von Unternehmen gibt, auch Investoren und Unternehmen pflegen den Kontakt zu Studentenclubs. Dies komme auch der Wirtschaft zu gute, insofern sich nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, sondern so gut wie alle Disziplinen Kenntnisse über wirtschaftliche Zusammenhänge und deren Nutzbarkeit erwerben. Daraus folgt, dass dies oft – und vor allem in Silicon Valley – zu Unternehmensgründung führt.

Ein weiteres zentrales Thema war die Verfügbarkeit von Wachstumskapital. Auch hier besteht in Deutschland Nachholbedarf. Dies gilt ebenso für die Finanzierung von Start-ups. Auch wenn sich manches in Deutschland wandelt, so spielen doch traditionelle Finanzierungsmodelle etwa durch Banken noch eine entscheidende Rolle. Außerdem ist die Rolle öffentlicher Finanzierung von Start-ups in Deutschland wesentlich größer. Thorsten Alsleben wies in seinem Vortrag wie auch in den Gesprächen auf einen weiteren, wichtigen Unterschied in Deutschland hin: Die mittelständischen Unternehmen sind zu einem großen Teil Familienunternehmen, welche auf Nachhaltigkeit angelegt sind und eine langfristige Perspektive haben. Das in den USA und insbesondere im Silicon Valley übliche schnelle Aufbauen von Unternehmen und deren Verkauf liegt so nicht im Interesse von deutschen kleinen und mittelständischen Betrieben. Allerdings wurde auch ein Unterschied bei der Unternehmensbeteiligung deutlich: Sind Mitarbeiter von US-Unternehmen meist Anteilseigner der Firmen und profitieren vom Wachstum wesentlich mit, so werden in deutschen Unternehmen nicht selten nur ein kleiner Kreis der Unternehmensführung am Erfolg der Firma direkt beteiligt. Dies mag jedoch nicht der einzige Grund sein, warum Unternehmertum in den USA grundsätzlich positiv gesehen wird.

Teil des Dialogprogramms war außerdem eine Diskussion mit Vertretern der Organisation „Transatlantic West", welche gerade an der Westküste die transatlantischen Beziehungen stärker fördern und unterstützen möchte. Im Fokus sind dabei vor allem die Wirtschaftsbeziehungen, wobei Technologie und Innovation als besondere Säulen dieser Beziehungen gesehen werden. In diesem Kontext wurde die Bedeutung für TTIP auch für die Unternehmen an der Westküste hervorgehoben. Generell spielt jedoch TTIP im Kontext der Innovationsförderung wie auch der Unternehmensgründung kaum eine Rolle. Viele amerikanische kleine und mittelständische Unternehmen sind sich des Potentials von TTIP zur Wachstumsförderung nicht bewusst. Zudem wurden auch die geopolitischen Aspekte von TTIP betont: gemeinsame Werte seien in einer multipolaren Welt besonders wichtig, so ein Vertreter des „Transatlantic West". Den „German Mittelstand" und „Silicon Valley" bezeichnete er als zwei der erfolgreichsten Modelle für Innovation und Wachstum.

Diese Treffen zwischen Vertretern der deutschen und amerikanischen Wirtschaft tragen zur Verständigung bei. Die Konrad-Adenauer-Stiftung setzt sich zum Ziel wie andere Gesellschaften – im Vordergrund hier die USA – die Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit von Wirtschaft, Regierung und Universitätswesen organisieren bzw. strukturieren. Daraus resultiert eine tiefere Verständigung beider Seiten über die unterschiedlichen Denkweisen und Mentalitäten. Außerdem liefern sie neue Ideen für die Vorgehensweisen bei eigenen Projekten. Die Verständigung ist der Konrad-Adenauer-Stiftung ein großes Anliegen, die sie in Programmen wie diesem vorantreibt. Die transatlantische Vernetzung und wie hier auch von transatlantischen Wirtschaftsvertretern macht einen wesentlichen Schwerpunkt in den Programmen der KAS aus; vor allem auch vor dem Hintergrund der noch andauernden Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP.

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