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Fast 70 Jahre Frieden in Europa – nie zuvor gab es eine ähnlich lange Zeit, in der sich die Völker des Kontinents nicht bekriegt haben. Doch die Situation auf der Krim zeige, wie zerbrechlich und wertvoll Friede und Freiheit in Europa auch heute noch seien, sagte Reinhold Hilbers MdL in seinem Grußwort. „Wir brauchen eine harte Haltung gegenüber Russland, auch wenn wir weiter miteinander sprechen müssen, denn in Europa gilt: Das Recht hat die Macht und nicht umgekehrt“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag.
2014 gelte es, in besonderer Weise der Vergangenheit Europas zu gedenken – 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 75 Jahre Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und 25 Jahre Fall der Mauer. „Diese Jahrestage sollen uns Anlass ein, für das Friedensprojekt Europa zu werben.“ Genau das tue Hans-Gert Pöttering, wenn er in seiner Biografie ‚Wir sind zu unserem Glück vereint – Mein europäischer Weg’ mit der ‚Einigung Europas als Friedenswerk’ beginnt. Der Titel sei kein Zufall, denn er stamme aus der am 25. März 2007 unterzeichneten ‚Berliner Erklärung’ zur Zukunft Europas, die maßgeblich auf Pötterings Initiative zurückgehe. „Frieden, Freiheit, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie – diese Grundprinzipien Europas sind für ihn nicht verhandelbar.“
Die Jungen und die Geschichte Europas
„Blicken wir heute auf die Lage der Krim, stellen wir fest, dass das Hauptproblem Russlands und Putins darin besteht, dass Russland nie seine totalitäre Vergangenheit aufgearbeitet hat“, so der Autor. Deutschland, als Verlierer des Krieges, habe es zum Glück geschafft, sich seiner Vergangenheit zu stellen. „Doch wenn die Jungen heute Europas Geschichte nicht mehr kennen, werden sie dieses Europa mit all seinen Errungenschaften nicht zu schätzen wissen.“ Deswegen habe er sich seit langem für ein ‚Haus der Europäischen Geschichte’ eingesetzt, so Pöttering.
Er habe es als großes Geschenk empfunden, dass er Europa nicht nur erleben, sondern mitgestalten durfte. „Und wenn ich 1979, als ich in das Europäische Parlament einzog, mit heute vergleiche, haben wir allen Anlass zur Freude, denn die Spaltung Deutschlands und Europas ist überwunden.“ 1983 habe er mit anderen an der deutsch-niederländischen Grenze einen Schlagbaum zersägt, um für die Öffnung der europäischen Grenzen zu demonstrieren. „Heute gibt es in meinem Wohnort Bad Iburg ein Schild das ‚Amsterdam’ ankündigt – heutzutage selbstverständlich, aber damals wäre das geradezu revolutionär gewesen.“ Es sei nötig, den jungen Menschen, für die Europa heute selbstverständlich ist, deutlich zu machen, wie lang der Weg bis hierher war.
“Eine verlorene Generation ist nicht akzeptabel“
Neben der derzeitigen Krise in der Ukraine blicke er vor allem besorgt auf die von der Schuldenkrise geplagten jungen Südeuropäer. „Wir dürfen nicht hinnehmen, dass 59 Prozent der jungen Griechen heute arbeitslos sind – eine verlorene Generation ist nicht akzeptabel.“ Die EU als Werteunion sei eine Familie. Und in einer Familie mache man nicht die Tür zu, wenn es Probleme gibt, sondern man setze sich zusammen, um das Problem gemeinsam zu lösen. „Denn wenn wir jemanden mit seinen Problemen alleine lassen, zerstören wir die Solidarität der Union.“
“Dürfen uns nicht auf den Loorbeeren ausruhen“
Mit gebotener Demut und Stolz könne man heute als Europäer auf das Erreichte blicken, gerade im Vergleich zu Asien, Afrika oder selbst den USA, so Pöttering. „Doch wir sind nicht am Ziel und jede Generation muss neu für Europa kämpfen. Deshalb dürfen wir uns auf unseren Lorbeeren nicht ausruhen.“
Pötterings Biografie sei ein „eindrucksvolles Zeugnis historischer Momente in Europa und der Welt, aber auch seines politischen Wirkens der vergangenen 35 Jahre und somit eine Fundgrube für Historiker“, sagte Friedrich Kethorn in seinem Grußwort. Für Pöttering habe dieses Europa stets „Kompromiss und nicht Krawall“ bedeutet - immer den Konsens suchend, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, so der Landrat des Landkreises Grafschaft Bentheim. „Bei all Deinem Schaffen auf der europäischen Bühne hast Du den Kontakt zur Basis hier in Niedersachsen nicht verloren. Das macht für mich den eigentlichen Europäer aus.“
Nach den ersten beiden Stationen in Bersenbrück am 16. März und Bad Iburg am 23. März findet die letzte Station der Lesereise in Niedersachen am 6. April in Lingen statt.