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Am 28. und 30. August fanden im Regionalbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Abidjan zwei Rundtische zum Thema Landrechte in Côte d’Ivoire und den Nachbarländern Benin, Burkina Faso und Togo statt. Beide Veranstaltungen galten der inhaltlichen Vorbereitung der überregionalen Konferenz zur Sicherung des Landzugangs von Frauen in Westafrika - Herausforderungen und Perspektiven, die am 29. und 30. Oktober in Ouagadougou stattfand. Die KAS folgt dabei einem integrativen Ansatz und bringt Vertreter der zuständigen Ministerien und öffentlichen Verwaltung, traditionelle Autoritäten, Frauenverbände sowie Rechtsexperten zusammen, um Erfahrungen, Herausforderungen sowie Best-Practice-Bespiele aus den jeweiligen Ländern auszutauschen und gemeinsame Lösungswege zu finden. Die KAS ist im Rahmen der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2016 Durchführungsorganisation von Projekten im Bereich Landzugang von Frauen und verfügt in Westafrika ein weitreichendes Expertennetzwerk. In der gesamten Region ist sie mit Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen aktiv.
Landrechte regeln im Allgemeinen die Nutzung, den Besitz und die Übertragung von Grund und Boden. Zugang zu Land wird durch Vererbung, Kauf, Schenkung, Vermietung und Verleih ermöglicht. Ein in der Region weit verbreiteter Dualismus zwischen traditionellen Gebräuchen und einem, wenn auch nur unzureichend umgesetzten, westlich orientierten Rechtssystem, führt dazu, dass in erster Linie die weibliche Bevölkerung strukturell benachteiligt wird. Für Frauen ist die Formalisierung von Landrechtsfragen deshalb von großer Bedeutung, da sie durch das sozio-kulturelle Umfeld und durch ein traditionelles Familien- und Erbrecht kaum Zugang zu Land hat. Sie sind traditionell vom Erbe des Ehemannes oder der männlichen Verwandten ausgeschlossen und haben in der Folge auch nur bedingt Zugang zu finanziellen Mitteln oder Darlehen. Gleichzeitig geht von Ihnen die Mehrheit der Produktion in der Subsistenzlandwirtschaft westafrikanischer Länder aus.
In den ländlichen Regionen der Côte d’Ivoire und seinen Nachbarländern ist die Land- und Viehwirtschaft Einkommensquelle für Menschen, die mehrheitlich subsistenzorientiert wirtschaften. Mehrprodukte für einen Tauschhandel oder Verkauf sind oft kaum vorhanden. Diese Kleinbauern haben oft keinerlei rechtliche Grundlage für einen sicheren und fairen Zugang zu dem Land, das sie teils schon seit Jahrzehnten bewirtschaften. Zwar ist es in Côte d’Ivoire grundsätzlich möglich Land zu erwerben, doch sind die Verwaltungsabläufe zur Legalisierung und zum Erwerb von Grundeigentum oft langwierig und komplex – zu komplex für die oft wenig gebildete Bevölkerung in ländlichen Regionen. Das Thema Landrechte ist in Côte d’Ivoire zudem konfliktbehafteter als beispielsweise in Benin, Burkina Faso und Togo. In einigen Regionen der Côte d’Ivoire beträgt der Anteil an Nicht-Ivorern über 26 Prozent. Besonders viele Burkiner sind hier teils über Generationen hinweg in der Landwirtschaft tätig, doch es ist nach wie vor fast unmöglich für diese Land legal zu erwerben. Zudem wurde das Thema während der zahlreichen Konflikte der letzten 20 Jahre instrumentalisiert und wird auch heute noch politisiert.
20 Jahre nach Verabschiedung des Code Foncier Rural in der Côte d‘Ivoire hat sich die Situation kaum verbessert. Obwohl das Gesetz die Frau in punkto Landerwerb offiziell gleichstellt, wurden bis Februar 2018 von insgesamt 4130 ausgehändigten Eigentumszertifikaten lediglich 501, also 12 Prozent, an Frauen vergeben. Die traditionelle Auffassung, dass Land grundsätzlich einer Gemeinschaft gehört, trifft hier zudem auf das damit nur schwer vereinbare moderne Recht des Individuums. Initiativen und Gesetze von staatlicher Seite existieren, werden jedoch nur halbherzig umgesetzt. 90 Prozent der Mittel, die für die Umsetzung von Landreformen und die Sensibilisierung der Bevölkerung aufgewendet werden, kommen von der internationalen Gebergemeinschaft.