Das Plakat gehört zu den zentralen Elementen deutscher Wahlkämpfe. Auch wenn man vermehrt über die Wirksamkeit und somit den Nutzen von politischen Plakaten diskutiert, kommen die verschiedenen Kampagnen immer wieder darauf zurück – auch die Erkenntnisse aus den milliardenschweren Wahlkämpfen in den USA und die Werkzeuge des Web 2.0 haben daran (noch) nicht rütteln können. Das Hauptargument für das Plakat ist hierzulande vor allem eines: Es ist das offensichtliche Signal, dass Wahlen anstehen. Kaum ein Wähler (und erst recht kein Laternenmast) kann sich den Plakaten zu Wahlzeiten entziehen.
Hängt man die Plakate allerdings nicht übereinander, sondern legt sie chronologisch nebeneinander, wird etwas anderes sichtbar: Wahlplakate sind ein Epochenspiegel gesellschaftlicher Themen und natürlich auch politischer Auseinandersetzungen. Plakativ legen sie Zeugnis darüber ab, was Menschen bewegt hat, welche zentralen Entscheidungen anstanden und welcher Ton in politischen Debatten angeschlagen wurde.
Als Gerd Langguth Anfang der 1990er-Jahre die ebenso einfache wie originelle Idee für den ersten Band dieses Buches hatte, stellte er sein Gespür für Politik, aber auch deren Kommunikation unter Beweis. Er erkannte, dass es kaum stärker zugespitzte, aber auch kaum eindrücklichere und verständlichere Zeitzeugen deutscher Politik gibt als das oft "Marktschreierische" eines Wahlkampfplakats.
Indem er die Plakate aus fünf Jahrzehnten CDU-Wahlkämpfen zusammentrug, schuf er ein etwas anderes Bilderbuch der Geschichte der CDU, aber auch der Geschichte Deutschlands. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Eingebettet in kurze Texte zur besseren historischen und politischen Einordnung waren die CDU-Plakate ein anderer Zugang zu politischer Bildung, mit der auch neue Zielgruppen erreicht werden konnten. Für viele waren sie aber auch einfach nur Wegmarken für eine Zeitreise in die eigenen Erinnerungen. Das Buch war ein großer Erfolg.
20 Jahre nach der Erstauflage haben wir – nicht zuletzt anlässlich des 70-Jahr-Jubiläums der CDU Deutschlands und in Gedenken an den im Mai 2013 verstorbenen Gerd Langguth – das Buch aktualisiert und erweitert. Damit wird die Lücke bis zur Gegenwart geschlossen.
[Auszug aus dem Vorwort von Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D.]