Im Rahmen eines Facebook Live widmete sich das PBF Thüringen am 4. Juni dem Sonderweg Schwedens im Umgang mit der Corona-Pandemie.
Im März habe sich Schweden gegen einen kompletten Lockdown entschieden, die Einschränkungen seien vielmehr schrittweise gekommen, berichtete Gabriele Baumann, Leiterin des Regionalprojekts Nordische Länder in Stockholm. Der aktuelle Stand der Maßnahmen sei vergleichbar mit dem aktuellen Stand in Deutschland. Eine Ausgangssperre zu beschließen sei darüber hinaus auch gar nicht möglich gewesen, da Schweden nicht über ein Notstandsgesetz verfüge. Die juristischen Voraussetzungen seien also grundlegend andere als in anderen europäischen Ländern. Im Alltag gäbe es keine Maskenpflicht, auch keine Empfehlung solche zu tragen. Die Menschen versuchten dennoch, den nötigen Abstand untereinander zu wahren. Veranstaltungen und Gottesdienste seinen bis auf weiteres untersagt. Die Schulen in Schweden seien bisher durchweg geöffnet gewesen, nur in der Oberstufe sei auf digitalen Unterricht umgestellt worden.
Der schwedische Premierminister Stefan Lövfen halte diesen Sonderweg jedoch in Teilen für gescheitert, da die Todeszahlen im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sehr hoch seien. Mit dem heutigen Wissen hätte man anders reagieren können. Von der Strategie als solches sei der Premier nicht abgerückt so Baumann. Die Strategie würde auch bisher noch vom Großteil der Bevölkerung und auch den Oppositionsparteien weiter mitgetragen.
Im Zuge der Pandemie rechne man damit, dass das BIP 2020 um 7% schrumpfen werden. Die weniger strengen Maßnahmen werden sich also aller Wahrscheinlichkeit nicht in den wirtschaftlichen Daten niederschlagen.
Ob die schwedische Strategie gescheitert sei, sei schwer zu beantworten, so Gabriele Baumann. Sicherlich sei es ein Fehler gewesen, dass der Umgang mit den Altersheimen fehlerhaft gewesen sei, da es dort zu extrem vielen Todesfällen gekommen sei. Auch die Informationspolitik sei oftmals fehlerbehaftet gewesen. Dennoch könne man nicht von einem kompletten Scheitern sprechen, da die Zustimmung für die Maßnahmen und auch die Regierung nach wie vor hoch sei. Aufgrund der juristischen Lage sei auch eine andere Strategie für Schweden kaum vorstellbar.
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