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"Erinnerung muss wachgehalten werden"

Diskussion mit Yakov Hadas-Handelsman, Botschafter Israels

Ende Januar wurde in Israel ein neues Parlament gewählt. Wie geht es nun politisch weiter im Land und mit dem Friedensprozess im Nahen Osten? Welche Rolle spielen heute die israelisch-deutschen Beziehungen? In der Reihe "Die Welt zu Gast in Potsdam" diskutierte darüber S. E. der Botschafter Israels, Yakov Hadas-Handelsman. Den Mitschnitt der Rede können Sie hier auf der Seite anhören.

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Für Yakov Hadas-Handelsman spiegelt das Ergebnis eindeutig wider, dass es bei diesen Wahlen um innenpolitische Themen und vor allem um soziale Gerechtigkeit ging. „Die Mittelschicht fragt sich, warum sie in einem westlich-entwickelten Land wie Israel für ein würdiges Leben ihrer Familie kämpfen muss“, so der israelische Botschafter. Aber auch der Dialog mit den Palästinensern habe eine Rolle gespielt und viele würden sich fragen, ob Justizministerin Tzipi Livni als Verhandlungsführerin den Friedensprozess wiederbeleben könne. Das bleibe vorerst abzuwarten, so der Diplomat.

Dialog mit den Palästinensern

Jede israelische Regierung wolle zur Stabilität und Sicherheit der Region beitragen. Dafür müssten aber beide Seiten zu schmerzlichen Kompromissen bereit sein. „Wir haben gezeigt, dass wir dazu bereit sind, als wir uns aus dem Sinai, Libanon und dem Gaza-Streifen zurückgezogen haben. Es stelle sich nun die Frage, ob die Palästinenser bereit seien, ohne Vorbedingungen an den Verhandlungstisch zurückzukehren, „denn der Oslo-Prozess muss fortgesetzt werden“.

Iran

Beim Atomkonflikt mit dem Iran bezog der Botschafter eindeutig Position. „Iran muss unbedingt daran gehindert werden, Atommacht zu werden, denn das würde nicht nur für Israel eine Gefahr sein sondern international für erhebliche Instabilität sorgen.“ Sollte der Druck der Staatengemeinschaft nicht ausreichen, behalte sich sein Land daher alle Handlungsoptionen vor.

Gleichzeitig stellte er klar, dass Israel keinen Konflikt mit dem iranischen Volk habe, „sondern vielmehr großen Respekt vor der Nation und ihren Errungenschaften“. Aber das Regime habe als Ziel die Vernichtung Israels erklärt und „unsere Geschichte lehrt uns, dass wir solch eine Drohung nicht ignorieren dürfen“, so der Israeli.

Konflikt in Syrien

Bislang gebe es in Syrien offiziell mehr als 70.000 Tote und die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen, sagte Hadas-Handelsman. Neben dieser tragischen Entwicklung bestünde zudem die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts, denn „zettelt Assad einen Krieg mit Israel an, wäre er sofort ein Held in der arabischen Welt, weil dort der Hass auf Israel groß ist“. Daher blicke Israel mit großer Sorge auf das Nachbarland.

Israel und Deutschland

Ausführlich äußerte sich der Diplomat zum deutsch-israelischen Verhältnis. Für ihn sei dieser Posten der wichtigste seiner Laufbahn, weil er mit keinem anderen diplomatischen Posten vergleichbar sei. „Berlin ist heute ein Magnet für junge Israelis und viele sehen die Stadt als kulturelle Hauptstadt Europas, wenn nicht der Welt.“ In der israelischen Kultur könne man noch heute die europäischen und auch deutschen Einflüsse sehen.

Das Interesse an Israel sei hierzulande groß und das sei gut so. „Es stimmt auch nicht, dass man Israel nicht kritisieren darf, wie oft behauptet wird“, so der Botschafter. Es komme jedoch immer darauf an, wie kritisiert werde. „Gerade in Deutschland wünschen wir uns einen sensiblen Umgang mit Worten.“ Leider sehe er heute die Gefahr, dass die Erinnerung an sechs Millionen ermordete Juden mit der Zeit verblasse. „Die Jungen von heute tragen keine Schuld am Holocaust, aber sie tragen Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder passiert.“ Daher müsse die Erinnerung wach gehalten werden, auch wenn bald keine Zeitzeugen mehr am Leben seien.

Herausforderungen heute

Es werde immer eine besondere Sensibilität mit Blick auf Deutschland geben, gerade beim Thema Antisemitismus, so der Diplomat. Israel sei dankbar, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Sicherheit Israels 2008 zum Teil der deutschen Staatsräson erklärt habe. „Seit der Gründung Israels ist es jedoch Teil unserer eigenen Staatsräson, dass unsere Sicherheit niemals von jemandem anders abhängen darf als von uns selbst“, sagte Hadas-Handelsman.

Merkels Erklärung verstehe sein Land daher so, dass im Zweifel alle militärischen, wirtschaftlichen und politischen Mittel zur Verfügung gestellt würden, um sich selbst verteidigen zu können. Einen möglichen militärischen Einsatz deutscher Soldaten schloss er davon ausdrücklich aus.

„Durch die Geschichte der Schoah sind unsere Länder für immer miteinander verbunden.“ Deutschland verändere sich und habe international mehr Gewicht als früher. Dadurch änderten sich auch seine Interessen in der Welt, so der Diplomat. Doch auch wenn Kritik an Israel legitim sei, müsse man gelegentlich an die Besonderheit des deutsch-israelischen Verhältnisses erinnern.

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20 de marzo de 2013
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