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"Hilfe für Syrien kommt zu spät"

Fawwaz Haddad stellt sein Buch "Gottes blutiger Himmel" vor

Der blutige Konflikt in Syrien hält an und täglich kommt es zu neuen Schreckensnachrichten in den Medien. In seinem Buch „Gottes blutiger Himmel“ beschreibt der syrische Schriftsteller Fawwaz Haddad den Versuch eines syrischen Vaters, seinen dem Islamismus verfallenden Sohn im Irak zu finden und nach Hause zu bringen. Bei einer Lesung in der Konrad-Adenauer-Stiftung stellte er sein Buch vor.

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Nie habe er prophezeien können, dass sich in Syrien wiederholt, was einst im Irak geschah, sagte Fawwaz Haddad gleich zu Beginn. „Was in meinem Land derzeit passiert, hat unsere schlimmsten Erwartungen übertroffen.“ Er wolle mit seinem Buch Antworten auf die Frage geben, warum die junge Generation, anders als ihre Väter, ihr Handeln so sehr auf eine religiöse Ebene hebt.

Dies habe viel mit Enttäuschung nach dem Zusammenbruch des Sozialismus und dem Untergang der Sowjetunion zu tun, „denn damit verschwanden auch die meisten linken muslimischen Gruppierungen und religiöse Extremisten wurden dominanter“. Diese hätten fortan in weiten Teilen das Bild eines Islam geprägt, der den Tod liebe und das Leben hasse.

"Beide Seiten sprechen die gleiche hasserfüllte Sprache"

„Meine Idee war es, über einen Vater mit linker Prägung zu schreiben, dessen Sohn als Islamist in den Irak zieht und der Schuldgefühle hat, weil er glaubt, ihn dem Extremismus überlassen zu haben.“ Um aufzuzeigen, dass das Thema Extremismus kein einseitiges Phänomen ist, habe er in seinem Buch versucht, es anhand des Charakters eines US-Soldaten zu spiegeln, der möglichst viele Feinde töten will. „Beide Seiten glauben, in einem heiligen Krieg für Gott zu kämpfen und beide sprechen die gleiche hasserfüllte Sprache“, so Haddad.

Dr. Heinrich Kreft, berichtete von den traditionellen und augenblicklichen Erfahrungen und Perspektiven des deutschen Kulturaustauschs mit Syrien. „Nach der anfänglichen Euphorie, die von den Ereignissen auf dem Tahirplatz in Kairo ausgingen, hat nach den Entwicklungen in Libyen und Syrien heute weitgehend Ernüchterung eingesetzt“, so der Beauftragte für den Dialog zwischen den Kulturen. Syrien drohe eine lange gewaltsame Auseinandersetzung und er denke automatisch an die vielen Jahre, die der Libanon bis zum Frieden gebraucht habe.

„Es kann nur eine politische Lösung geben und dafür müssen alle wesentlichen Gesellschaftsgruppen in einen Konsens eingebunden werden“, so Kreft. Bis zum gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte sei Syrien eine tragende Säule der Kulturbeziehungen für Deutschland gewesen, „denn das Ziel unserer Kulturpolitik ist es, kulturelle Freiräume zu schaffen und zu erweitern, wobei der Hochschul- und Wissenschaftsaustausch hierbei besonders wichtig ist“. Je länger der Konflikt nun dauert, desto größer werde die Gefahr, dass er sich weiter radikalisiert.

In der anschließenden Diskussionsrunde kritisierte Haddad das Vorgehens des Westens im Falle Syrien. „Anders als in Tunesien und Ägypten wurde in Syrien nicht auf die Bewegung gesetzt sondern auf das Regime.“ Die Syrer hätten nicht verlangt, militärisch einzugreifen sondern das Töten zu beenden. „Heute kommt die Hilfe zu spät und der Zerfall Syriens schreitet voran.“

Einen Hoffnungsschimmer gebe es noch, sagte Dr. Carsten Wieland. „Man kann nur hoffen, dass alle jene, die sich aus opportunistischen Gründen heraus radikalisiert haben, auf den gemäßigten Pfad zurückfinden, sobald sich die soziale Perspektive des Landes verbessert“, so der Syrienexperte und Buchautor.

Abschließend mahnte Haddad die Syrer zur Aufarbeitung. Jahrzehntelang habe das Regime Konflikte unterdrückt. „Jetzt muss sich die syrische Gesellschaft den eigenen Problemen stellen und sie lösen.“

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