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Ein hörendes Herz haben

Tage im Kloster für politisch Interessierte

Bericht von den Tagen im Benediktiner-Kloster Münsterschwarzach des Bildungswerkes Potsdam der Konrad-Adenauer-Stiftung

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Zum Beginn der österlichen Fastenzeit eine Auszeit vom Alltag zu nehmen, doch dies gemeinsam mit anderen mitten im eigenen Leben zu tun: dazu reisten 25 religiös und politisch interessierte Christen, Katholiken wie Protestanten - darunter etliche Unternehmer, dank einer Kooperation mit dem Bund Katholischer Unternehmer - aus vielen Teilen Deutschlands auf Einladung des Bildungswerkes Potsdam der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Benediktiner-Kloster Münsterschwarzach bei Würzburg. Dort tauchten sie vom 18. bis 20. Februar ein in die benediktinische Spiritualität des „Ora et labora“ (bete und arbeite), in das Stundengebet und den Psalmengesang der Mönche einerseits und die Auseinandersetzung mit sozialethischen und religionssoziologischen Themen andererseits, die grundlegende Orientierung für das christliche Engagement in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft geben.

Zum Beginn nach dem Kennenlernen des Klosters, das bereits um 780 gegründet, 1813 säkularisiert, vor hundert Jahren, 1913, wiederbesiedelt wurde und in dem heute über 80 Mönche leben, führte Pater Andreas in die Spiritualität der Benediktiner ein: in das bewusste Leben vor Gott, die Wachheit, das Hören, die Bereitschaft zum Dienst.

Die positive Wirkung von Christen in der Gesellschaft und die Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands beleuchtete der Politologe und Buchautor („Gesellschaft ohne Gott“) Dr. Andreas Püttmann zu Beginn des zweiten Tages. Daran schloss sich der Vortrag des emeritierten Bonner Lehrstuhlinhabers für Christliche Gesellschaftslehre, Prälat Prof. Dr. Lothar Roos, über die Weltverantwortung des Christen an, der auf die Entwicklungen von der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Gaudium et spes“ (Glaube und Hoffnung, 1965) bis heute einging. Das christliche Menschenbild als Maßstab, die moralischen und strukturellen Konsequenzen in der Politik und die heutigen Aufgaben christlicher Weltverantwortung standen hier im Mittelpunkt: die Weitergabe des Glaubens, der Respekt vor der Menschenwürde, der Schutz und die Förderung der Basis-Institutionen Ehe und Familie unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips, die Beachtung der Balance von Erwerbs- und Familien- bzw. Gemeinwohlarbeit, die Schuldenvermeidung und solide Haushaltsführung der öffentlichen Hand, die Bewältigung der demographischen Folgen, das Zusammenspiel von freiheitlicher Selbstverantwortung und gesellschaftlich-sozialer Verantwortung in Staat, Wirtschaft, Gesellschaft sowie die globale Verantwortung im Sinne eines universalen Gemeinwohls.

Am Nachmittag folgte die Diskussion der sozialethischen Aktualität und strategischen Opportunität einer christlich orientierten Politik, in die wiederum Andreas Püttmann mit statistischem Material einführte. Für eine am „C“ ausgerichtete Politik – was vor allem eine inhaltliche Orientierung bedeutet und nicht mit der Nähe zu den Kirchen verwechselt werden sollte – sprächen, so Püttmann, das nach wie vor hohe Renommee des Christlichen im Gegensatz etwa zum Konservativen, die Mitgliederbasis von CDU und CSU, in der Christen, gerade auch aktive Christen relativ stark vertreten seien, die Bedürfnisse der Anhängerschaft von CDU/CSU, die sich zum Beispiel zu 37 Prozent in politischen Ämtern bekennende Christen wünschte, sowie der Markenkern der Christdemokratie. Werde diese Grundorientierung nicht entsprechend beachtet und gepflegt, so drohe – wie gerade auch die letzten Wahlen zeigten – bei bewussten Christen entweder die Wahlenthaltung oder der Übergang zu anderen Parteien. So hätten bei der Bundestagswahl 2002 die christlichen Splitterparteien ein Vielfaches der Stimmen erhalten, die am Ende CDU/CSU zu einem Wahlsieg fehlten.

Mit einem Bibelgespräch über den Brief des Apostels Paulus an die Römer (Kapitel 13,1-8), wo es um das Verhältnis des Christen zur staatlichen Ordnung geht, den recht oder falsch verstandenen Gehorsam, die Loyalität gegenüber dem Staat und die Rechtfertigung staatlicher Ordnung überhaupt, schloss die „Arbeit“ an diesem Tag (Röm 13,1: „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt.“). Mit dem Abendlob (Vesper), dem Nachtgebet (Komplet) und der Begegnung in der Main-Franken-Stube des Gästehauses des Klosters klang der Tag aus.

Nach Morgengebet und Morgenlob (Vigil und Laudes) und der Messfeier mit gregorianischen Chorälen ging es am dritten Tag zunächst um eine Politik aus christlicher Verantwortung. Hier legte Prof. Roos die „politische Note“ der Glaubenskongregation von Anfang 2003 zum Verhalten von Katholiken in der Politik, die Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ (Liebe in Wahrheit) und die Rede Papst Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011 aus. Es gäbe zwar keine „christliche Politik“ als solche, aber christliche Grundorientierungen als Maßstab für die Ziele und Werte, die Institutionen und Strukturen des Politischen und die Tugenden des Politikers. Hier sei vor allem die Warnung vor einem ethischen Relativismus einerseits und einer Theologisierung des Politischen andererseits zu beachten. So sehr der politische Pluralismus notwendig sei und nicht durch die Religion eingeschränkt werden dürfe, so sehr sei ein ethischer Pluralismus, der das Nichtverhandelbare zur Disposition stelle, bedenklich und gefährlich. Dies könne zu einem demokratischen Absolutismus, einer Diktatur der Mehrheit führen. Diesbezüglich habe der Papst in seiner Bundestagsrede an König Salomon erinnert, der auf das Angebot Gottes, ihm einen Wunsch zu erfüllen, geantwortet habe: „Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9). Und Gott schenkte ihm ein „weises und verständiges Herz“. Genau darauf komme es für den Politiker, zumal den christlichen Politiker an: ein hörendes Herz zu haben, um das Gute vom Bösen unterscheiden zu können.

Damit schloss sich der thematische Kreis der Tage im Kloster, die mit dem "Hörenden-vor-Gott Stehen" der Benediktiner-Mönche begannen und mit der Auslegung des „Hörenden Herzens“ durch Papst Benedikt XVI. endeten, in das sich die Teilnehmer in der klösterlichen Atmosphäre von Gebet, Vortrag und Gespräch einüben konnten. Einzelgespräche mit Mönchen und die Besichtigung des Klosterprojektes „Regenerative Energien“, mit dem die Mönche durch eine Holzschnitzel-Heizzentrale, Solarenergie und Biogas seit einigen Jahren für eine weitgehend autonome Energieversorgung und eine ausgeglichene Kohlendioxid-Bilanz sorgen (siehe: http://www.abtei-muensterschwarzach.de/ams/oeko/index.html), rundeten die Klostertage für politisch Interessierte ab.

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Stephan Georg Raabe

Stefan Georg Raabe

Leiter des Auslandsbüros Bosnien und Herzegowina in Sarajevo

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