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Vom 10. bis 14. Juni 2018 verbrachten im Rahmen einer Studienreise des Politischen Bildungsforums Saarland 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Aufenthalt in der Villa La Collina, dem ehemaligen Feriendomizil Konrad Adenauers. Insgesamt war der frühere Bundeskanzler der Bundesrepublik 15 Jahre lang zu Gast am Comer See. Die Anreise verlief über Frankreich und die Schweiz bis nach Norditalien zum Comer See. Helga Bossung-Wagner, Leiterin des Politischen Bildungsforums Saarland und Landesbeauftragte, gab unterwegs bereits einige Einblicke in die Arbeit der KAS im Saarland und in das Programm der kommenden Tage.
Nach der Ankunft der Gruppe begrüßte Helga Bossung-Wagner die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Comer See. Im Anschluss daran eröffnete Dr. Hans-Peter Mensing, ehemaliger Leiter des Editorenbereichs der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Bad Honnef-Rhöndorf, den inhaltlichen Teil der Tagung mit seinen Ausführungen über den Privatmensch Konrad Adenauer, seine Urlaubstage in Cadenabbia und seine spezielle Verbindung mit dem Comer See. Dr. Mensing, der als ausgewiesener Adenauer-Experte in Deutschland gilt, welcher durch die Veröffentlich von unzähligen Briefen Konrad Adenauers in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen hat, die Erscheinung und das Wirken dieses großen europäischen Staatsmanns zu verstehen, erinnerte an die Anfangsjahre Adenauers als Bundeskanzler. Ihm, Adenauer, war von Anfang an die deutsch-israelische Aussöhnung und damit einhergehend auch die christlich-jüdische Aussöhnung nach den Schrecken des 2. Weltkrieges, ein zentrales Anliegen. Ebenso waren seine Bemühungen um die europäische Integration Deutschlands und die Versöhnung Deutschlands mit Frankreich, aber auch der Sowjetunion, zentrale (Außen-)Politikfelder des Bundeskanzlers Adenauer. Auch die transatlantischen Beziehungen - Adenauer verhandelte mit insgesamt drei US-Präsidenten - waren ein zentraler Punkt in der Kanzlerschaft Adenauers. Gleichzeitig zum Staatsmann Adenauer beleuchtete Dr. Mensing den Privatmann Adenauer. Seine zwei früh verstorbenen Ehefrauen und seine Töchter waren immer wichtige und unumstößliche Beraterinnen an seiner Seite. Auch die negativen Charaktereigenschaften des Menschen Konrad Adenauer wurden von Dr. Mensing im Zuge der Vorstellung thematisiert. Hierzu verwies er immer wieder auf Passagen aus den Briefen Konrad Adenauers an Freunde, Minister und Weggefährten. Nach dem Vortrag wurden dann in gemütlicher Runde die Themen des Vortrages bei einem gemeinsamen Abendessen vertieft.
Der zweite Tag begann mit den Ausführungen von Herrn Dr. Mensing zu einem der zentralen Themen, die mit Adenauer in Verbindung gebracht werden: der politischen Integration des europäischen Kontinents. Zusammen mit Jean Monnet, Robert Schuman und Charles de Gaulle sowie zahlreichen anderen wichtigen Personen der damaligen Zeit, sah Adenauer die Zukunft Deutschlands in einem geeinten und friedlichen Europa. In diesem Zusammenhang wies Dr. Mensing auch darauf hin, dass Adenauer in der gesamten Zeit seiner Kanzlerschaft stets auch auf die Hilfe von anderen Personen angewiesen war. So waren es insbesondere ausländische Staatsmänner wie de Gaulle, Churchill und Ben-Gurion, aber auch seine Minister und Staatssekretäre, sowie nicht zuletzt auch wichtige Oppositionspolitiker wie etwa Kurt Schuhmacher oder Carlo Schmid, die die Politik Adenauers in zentralen Themen immer unterstützt und mitgetragen haben. Ohne diese übergreifende Unterstützung, gerade in dem hochsensiblen Feld der europäischen Integration, wäre eine solche Dynamik, die letztlich im Jahre 197 zur Unterzeichnung der Römischen Verträge führte, keine zwölf Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, überhaupt nicht denkbar gewesen. Dass dieser Kraftakt an politischer Leistung auch an dem betagten Adenauer nicht spurlos vorbeiging, zeigen seine beiden erlittenen Schlaganfälle (einen kurz nach seiner Moskau-Reise) während seiner Kanzlerschaft. Seine letzte Reise ins Ausland, am 19. Februar 1957, ging nach Madrid, wo er eine vielbeachtete Europarede hielt. Zwei Monate später verstarb Adenauer mit 91 Jahren.
Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Dr. Mensing traf die Gruppe die Gästeführerin Lucis Pini, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf eine Spurensuche durch den historischen Ortskern von Griante (Cadenabbia) nahm. Hierdurch konnte die Gruppe auch viele Stationen des Urlaubes von Konrad Adenauer nachvollziehen. Unter anderem wurde die Kirche besucht, wo Adenauer jeden Sonntag den Gottesdienst besuchte.
Am Nachmittag stand die Besichtigung der historischen und malerischen Stadt Bellagio auf dem Programm. Bellagio, auch die "Perle des Comer Sees" genannt, besticht durch seine direkte Seelage sowie die verwinkelten und steilen Gassen, in denen es sich ganz wunderbar spazieren lässt. Die Gruppe nahm für den Besuch die Fähre von Cadenabbia aus. Am Abend des zweiten Tages in Cadenabbia traf sich die Gruppe erneut zu einem Gespräch mit Dr. Mensing auf der Terrasse der Villa, um über Adenauers frühe Jahre vor seiner Kanzlerschaft zu sprechen und zu diskutieren. Hierbei ging es besonders um Adenauers Zeit während des NS-Regimes, sowie seine politischen Aufgaben als Oberbürgermeister von Köln und als wichtiger Politiker während der Weimarer Republik. Bereits in dieser Zeit wurde Adenauer des Öfteren aufgefordert, die Kanzlerschaft zu übernehmen. Es scheiterte jedoch stets an der Zusammensetzung des Kabinetts.
Der dritte Tag stand dann ganz im Zeichen eines Gruppenausfluges in das Veltliner Tal in der Nähe der Schweizer Grenze. Paolo Ortelli trag die Gruppe am Bus und begleitete diese auf ihrem Weg gen Norden am See entlang. Hierbei konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch viele interessante Anekdoten rund um den Comer See und die Landschaft erfahren. Im Veltliner Tal angekommen, stand sodann eine Stadtführung der Kleinstadt Chiavenna auf dem Programm. Chiavenna stellt das kulturelle und politische Zentrum des Veltliner Tals dar und besticht durch einen wunderschönen Stadtkern, der zum Verweilen einlädt. Im Anschluss an die Führung ging es für die Gruppe dann weiter im Tal, um in einer kleinen "Crotto", einem landestypischen Restaurant, die wohlverdiente Stärkung zu sich zu nehmen. Nach dem Mittagessen bestand noch die Möglichkeit die in den Felsen eingebauten Vorratsräume der Gaststätte zu besichtigen. Das ganze Jahr über, egal ob Sommer oder Winter, beträgt die Temperatur in diesem "natürlichen Kühlschrank" konstante 8 Grad Celsius.
Gestärkt ging es nun im Anschluss zum nächsten Highlight des Tages: die Fahrt zu den Wasserfällen von Chiavenna. Nach einem kurzen Fußweg konnten die imposanten Wasserfälle aus nächster Nähe betrachtet werden. Ein tolles Fotomotiv für die Erinnerungsbücher! Auf dem Rückweg nach Cadenabbia hielt die Gruppe dann noch zu einem kleinen Weinseminar in einem typischen norditalienischen Restaurant. Dort hatte man dann die Möglichkeit Weine aus dem Veltliner Tal zu verköstigen. Am Abend traf die Gruppe dann wieder in Cadenabbia zum Abendessen ein.
Am vierten Tag der Reise ging es für die Gruppe dann morgens nach dem Frühstück nach Como. Como, neben Mailand eines der weiteren Zentren der Lombardei, ist noch heute für seine Seidenproduktion bekannt. Zudem kann Como auf eine reiche Historie zurückblicken, die bis in die Zeit der Römer reicht. Schon Cäsar hat die strategische Lage zwischen Italien und der Schweiz erkannt und gründete im Jahre 59 v. Chr. die heutige Stadt Como. Am Nachmittag folgte dann die Rückfahrt nach Cadenabbia per Boot. Die traumhafte Fahrt, vorbei an imposanten Anwesen und tollen Landschaften, war einmal mehr ein großes Vergnügen. Am Abend folgte dann ein festliches Abendessen auf der Terrasse der Villa. Noch bis in den späten Abend saßen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen und ließen die Eindrücke des Tages im gemeinsamen Gespräch Revue passieren.
Auch am letzten Tag der Reise stand vor der Abreise aus Cadenabbia noch ein Programmpunkt auf dem Plan: der Besuch der Villa Balbaniello in Lenno. Die Führung über das traumhafte Anwesen bei wunderschönem Wetter bildete den krönenden Abschluss des Aufenthaltes am Comer See. Nach einer kurzen Bootsüberfahrt ging es für die Gruppe dann auch wieder auf den Heimweg nach Saarbrücken, wo man am späten Donnerstagabend erschöpft, aber mit vielen tollen Erinnerungen wieder ankam.