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„Industrie 4.0“, „Internet der Dinge“, „Cloud-Speicher“, „Smart Home“... Nur einige Begriffe, die immer mehr in den Fokus des alltäglichen Lebens und damit von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft rücken. Dementsprechend stammten auch die Podiumsdiskutanten aus unterschiedlichen Bereichen und brachten ihre Sichtweise auf das Thema „Digitalisierung“ in das Gespräch ein. Der Zukunftsdialog „Deutschland. Das nächste Kapitel“ der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. bietet hierbei einen passenden Rahmen, ist es doch Zweck des Formats, die Perspektiven der nächsten Generationen aufzuzeigen, die Herausforderungen der Gegenwart jedoch nicht außer Acht zu lassen.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich recht schnell einig, dass eine vernetzte Welt sowohl Vor- als auch Nachteile, Chancen wie Risiken aufweist. Auf den ersten Blick vorteilhaft erscheinen natürlich Alltagserleichterungen, wie beispielsweise Smart Home-Assistenten, die per Sprachbefehl unter anderem Musik abspielen, Fenster und Rollläden öffnen und schließen sowie die Heizung regulieren können – und das unabhängig davon, ob man sich in den eigenen vier Wänden aufhält oder von unterwegs beispielsweise das noch offene Fenster schließen möchte. Diese Vorzüge zeigte Reinhard Karger, Unternehmenssprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit Sitz auf dem Campus der Universität des Saarlandes auf. Auch die Industrie, Handwerk und Gewerbe können mit Ressourcen effizienter umgehen und für Menschen eventuell gefährdende oder monotone Tätigkeiten automatisieren. Hierin liegt aber gleichzeitig die Gefahr sozialer Spannungen. Was geschieht mit denjenigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die Tätigkeiten ausüben, die bereits jetzt oder in Zukunft von Maschinen selbsttätig ausgeführt werden? Diese Herausforderung skizziert Markus Uhl, direkt gewählter Abgeordneter des Deutschen Bundestags aus dem Wahlkreis Homburg. „Der Ansatz muss sein, möglichst alle Menschen in die Lage zu versetzen, damit es gelingt, dass wir diesen Transformationsprozess hin zu einer digitalisierten Arbeitswelt auch wirklich schaffen.“ Seiner Meinung nach wird es in Zukunft aber weiterhin Tätigkeiten geben, die nicht völlig automatisiert ablaufen können. Dennoch: „Die Digitalisierung verändert unsere Welt schon und wird es noch verstärkt tun. Dem können wir uns auch nicht entziehen.“ Diese Herausforderung solle nicht bloß von der „Verlierer“- oder „Gewinner“-Seite diskutiert werden. Uwe Conradt, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland und Geschäftsführer der Saarland Medien GmbH, hält von einem Schwarz-Weiß-Denken in Bezug auf die Digitalisierung ebenfalls nichts. „Man hat viele Chancen in einer digitalisierten Welt. Man soll sie gestalten für sich, man soll sie nutzen, man soll wissen, wovon man redet.“ Hier kann die öffentliche Hand Angebote schaffen, um neue Produkte auszuprobieren und Berührungsängste zu reduzieren. Die Angebote der Landesmedienanstalt zur digitalen Bildung würden dezentral im gesamten Saarland angeboten und seien stets sehr gut besucht. Dennoch bestünden auch Risiken und Ungewissheiten, deren Ausräumen nicht dem Markt an sich überlassen werden könne, sondern es bedürfe regulatorischer Eingriffe von Seiten des Staates. Dies zeigt sich vor allem im privaten Bereich. Es stellt sich die Frage, ob Geräte immer störanfälliger werden und komplizierter zu bedienen sind. Drängender erscheint jedoch, welche jugendgefährdenden Inhalte im Netz für Kinder und Jugendliche erreichbar sind und wie damit umzugehen ist. Die Möglichkeiten der Regulierung seien mit Blick auf die Inhalte recht schwierig, meint Ammar Alkassar, CEO von Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH und Vorstand von TeleTrust – Bundesverband IT-Sicherheit e.V. „Man kann natürlich eine stärkere Regulierung von Inhalten fordern. Realistisch betrachtet ist das jedoch nicht schaffbar.“ Vielmehr sind hier auch erzieherische Anforderungen an die Eltern sowie Schulen zu stellen. „Kinder müssen lernen, was gesellschaftlich akzeptiert und für sie passend ist. Man sieht, dass sich die technologischen Herausforderungen an alle Altersklassen – jung oder alt – richten.“
Auch der Datenschutz spielt eine erhebliche Rolle. Bin ich noch Herrin oder Herr über meine eigenen Daten oder sind das immer mehr die großen Anbieter vernetzter Produkte? Welche Informationen werden an die Anbieter zur Verarbeitung weitergeleitet und was wird auf deren Servern gespeichert. Den Fragen des Datenschutzes widmet sich auch die Forschung und Entwicklung des DFKI. Dass den Forschern auf dem Saarbrücker Campus ein gewisses Maß an Know-How zugesprochen wird, zeigt die Beteiligung der Google Deutschland GmbH an der Forschungseinrichtung. „Google weiß genau, dass Deutschland das notwendige Engineering-Rückgrat hat, IT-Sicherheit und Datenschutz auch tatsächlich ernst zu nehmen.“
Angesprochen auf das Phänomen „Hate Speech“, also das Verunglimpfen anderer in sozialen Netzwerken, weißt Ammar Alkassar darauf hin, dass er es für rechtspolitisch fragwürdig hält, dass den einzelnen Anbieter, wie Facebook, Twitter und Co, die Aufgabe übertragen wird, auf solche Beleidigungen mittels Löschung zu reagieren. Hier müssten der Justiz deutlich stärkere Instrumente an die Hand gegeben werden, um eine Löschung unabhängig von den Unternehmen durchzusetzen.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung, die aktiv mit Fragen und Anregungen zu einer lebhaften Veranstaltung beigetragen haben, drängte sich am Ende folgende Erkenntnis auf: Deutschland kann sich den Entwicklungen, die mit der Digitalisierung verbunden sind, nicht verschließen. Gleichzeitig aber müssen alle Menschen generationenübergreifend in diesen Prozess eingebunden und der Übergang schrittweise vollzogen werden. Diese komplexe Aufgabe richtet sich an alle gesellschaftlichen Akteure sowie jede einzelne Person. Man muss Digitalisierung mit Courage, Interesse und Ideenreichtum gestalten, ohne die vorhandenen Risiken außer Acht zu lassen.