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Eberhard Freise wurde 1933 in Warnemünde geboren. Während sein Vater aus der Familie altmärkischer Gutsbesitzer stammte, war seine Mutter die Tochter eines jüdischen Notars aus Mecklenburg. Diese Beziehung galt im Nationalsozialismus als „Rassenschande“ – die Ehe wurde annulliert und die Güter in der Altmark schieden als Zufluchtsorte aus. Mutter und Sohn zogen stattdessen in das thüringische Dorf Meura, wo sie als „Sommerfrischler“ galten und relativ sicher waren. Der Vater arbeitete in wichtiger Funktion bei den Reichswerken „Hermann Göring“ in Salzgitter.
Detailliert beschrieb Freise seine Kindheit in Meura, erinnerte sich an Ausflüge und Geburtstagsfeiern, aber auch an „Rassenkunde“-Unterricht in der Schule und Hänseleien durch Mitschüler, auch wenn seine Identität als „Halbjude“ nicht bekannt war. Als Schlüsselerlebnis gilt für den Zeitzeugen ein Tag im Jahr 1942, als ein Brief von der Kommandantur Weimar die Mutter zur Gestapo einbestellte. Der Autor beschrieb sein Warten, seine Hoffnung, seine Angst – er sah die Mutter nie wieder. Erst knapp zwei Jahre später fand der Junge in Unterlagen seines Vaters eine Sterbeurkunde – ausgestellt vom Standesamt Auschwitz ...
Während der Vater weiterhin nahe Braunschweig arbeitete, wurde der Sohn von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschoben. In den letzten Kriegstagen verlor er auch seinen Vater, der an Diabetes starb. Eberhard Freise lebte fortan bei weiteren Pflegefamilien und bekam bald einen Vormund gestellt. Nach mehreren Jahren begegnete er einer jüdischen Familie aus Gera. Die Frau hatte Freises Mutter im Viehwaggon nach Auschwitz getroffen und sich mit ihr angefreundet. Beide schworen sich, den Sohn der jeweils anderen zu suchen, sollte eine von beiden überleben.