Coloquio
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Entrechtet, verfolgt und schließlich systematisch ermordet: Abwertend als „Zigeuner“ betitelt, wurden Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten als „Menschen minderen Rechts“ eingestuft. 1938 richteten die Nationalsozialisten die „Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens“ ein. Später folgte die systematische Deportation, vor allem in die polnisch besetzten Gebiete. Die Menschen wurden von Sammellagern aus mit Zügen in Konzentrationslager, Ghettos und Dörfer gebracht, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten. Anfang 1943 wurden auf Befehl Heinrich Himmlers Tausende Sinti und Roma verhaftet und in Konzentrationslager gebracht, wo etwa 500.000 von ihnen den Tod fanden. Aber auch für Überlebende des Völkermords waren Ausgrenzung, Armut und Schikanen weiterhin Alltag. Der „Porajmos“, der Genozid an der Minderheit, wurde erst 1982 offiziell anerkannt.
Im April 2015 regte das Europäische Parlament an, den 2. August als europaweiten Holocaust-Gedenktag für die Roma einzuführen. Angelehnt ist das Datum an eine Ermordung von über 4000 Angehörigen der Minderheit in der Nacht vom 2. auf den 3. August im Konzentrationslager Auschwitz.
Wenige Tage nach diesem Datum zeigt das Regionalbüro Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken die Dokumentation „Unrecht und Widerstand - Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung “ im Capitol Kino Herford.
Der Inhalt: Am 2. August 2021 erhält Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau die Auszeichnung „Licht der Erinnerung“. Er wird damit geehrt für sein jahrzehntelanges Engagement im Kampf um die Erinnerung und die Anerkennung des Völkermords an den europäischen Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten. 13 nahe Verwandte der Roses wurden in den Lagern der Nazis umgebracht. Ausgehend von der Lebens- und Familiengeschichte Roses schildert der Dokumentarfilm wichtige Etappen dieser Auseinandersetzung und erzählt auf eindringliche Weise vom Leid der Sinti und Roma vor und nach 1945.
In diesem Jahr wurde die Dokumentation von Regisseur Peter Nestler mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. „Die Notwendigkeit, das Leid der Sinti und Roma vor und nach 1945 endlich in umfassender und angemessener Weise zu erzählen, ergibt sich nicht nur aus dem unfassbaren und schrecklichen Geschehen selbst, sondern auch aus dem erstaunlichen und nur schwer zu begreifenden Umstand heraus, dass dies bisher noch nicht geschehen ist“, schreibt die Jury in ihrer Begründung.
Im Anschluss an den Film möchten wir noch gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen. Als Gesprächspartner steht uns der Kameramann der Dokumentation, Rainer Komers, zur Verfügung. Ihre Teilnahme an der Filmvorführung und dem Gespräch ist kostenfrei.
Programa
19.00-21.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Malte Bock
Referent im Regionalbüro Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung
Michael Girke
Gedenkstätte Zellentrakt
Filmvorführung:
„Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“21.00-21.45 Uhr
Filmgespräch
Rainer Komers
Kameramann der Dokumentation „Unrecht und Widerstand“
Moderation:
Michael Girke
Gedenkstätte Zellentrakt