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Gastredner war der ehemalige Bundesminister der Finanzen Dr. Theo Waigel, der an entscheidender Stelle an der Einführung unseres heutigen Zahlungsmittels beteiligt war und dem Euro gar seinen Namen gab. Moderiert wurde die Veranstaltung vom aktuellen Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Steffen Kampeter MdB.
„7 % Überschuss im Außenhandel“ - „mit China zusammen die stärkste Exportnation der Welt“ – „einen europäischen Binnenmarkt“ – Dr. Waigel ist sich sicher, dass es diese Errungenschaften ohne die damalige Einführung des Euros heute in dieser Form nicht geben würde. Gesprochen werde über diese positiven Dinge derzeit allerdings viel zu selten, denn diese werden „von der ständigen Diskussion um die Krise überlagert.“ Obgleich der Referent zu Zeiten „der stärksten DM aller Zeiten“ (1995) Finanzminister war, so geht Dr. Waigel fest davon aus, dass ein Austritt aus der Währungsunion für Deutschland einen Wachstumsverlust von 15% ausmache. Kurzum: „Wir profitieren wie kein anderes Land von der gemeinsamen Währung!“.
Der ehemalige Finanzminister wehrte sich gegen verbreitete Vorwürfe, dass es sich bei der Einführung des Euros um einen „Zeugungsfehler“ bzw. um eine „Sturzgeburt“ handelte, wie es gerne von Euroskeptikern kritisiert werde. Schließlich, so der Referent weiter, wurde „die Einführung 20 Jahre lang sorgfältig vorbereitet“ und sei somit auch nicht der Preis für die Wiedervereinigung wie fälschlicherweise häufig behauptet würde. Die letzte Entscheidung sei zudem bereits im Jahr 1988 gefallen.
Dr. Waigel gestand aber ein, dass es zwar keine „Sturzgeburt“ gewesen sei, dass es in der „Erziehung“ aber Fehler gegeben habe, die einen Vertrauensverlust nach sich zogen.
Bezogen auf Griechenland sprach Dr. Waigel von „einem blinden Passagier, der auf einmal da war“. Aus heutiger Sicht hätte Griechenland nicht in die gemeinsame Währungsunion „reingedurft“ – bei dem südeuropäischen Krisenland hätten auch europäische Politiker versagt. Er hätte – so Waigel – einem Beitritt auch nie zugestimmt. In der jetzigen Situation müsse aber nun gefragt werden, wie die Hellenische Republik „zu einem normalen Passagier“ gewandelt werden könnte. Durch den Druck anderer europäischer Staaten, besonders auch von deutscher Seite aus, weise das Land einen positiven Primärhaushalt aus – „sie geben also nicht mehr aus, als sie einnehmen“. Allein die Schulden stellen Griechenland weiterhin vor große Probleme.
Der Euro – eine Seite national, eine Seite europäisch
Abschließend erklärte der „Vater“ des Euros, dass auf Deutschland eine noch größere Verantwortung zukommen werde. Er forderte zudem eine „neue Art der Kommunikation“, von welcher er sich „Vertrauen im Durcheinander“ erhoffe. Mit Blick auf die vielfältige Medienwelt und die inzwischen große Europäische Union mit mehr Mitgliedstaaten als zu seiner Zeit weiß Dr. Waigel, dass diese Forderung nicht leicht zu erfüllen sein wird.
Auch verwies er darauf, dass der Euro ein Symbol des Friedens sei. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges war der Glaube stark verbreitet, dass eine Einführung einer Gemeinschaftswährung – auch als Schutz vor zu starken Kursschwankungen - essentiell sei. Es lebe sich halt „besser in Zuversicht als in Furcht“ – diesen Satz hörte Dr. Waigel auf einem Soldatenfriedhof, auf welchem die anwesenden Gäste anhand der Euromünze feststellten, dass eine Seite der Münze national und die andere eben europäisch sei – heutzutage eine Selbstverständlichkeit, die die gefallenen Soldaten im 2. Weltkrieg leider noch nicht miterleben durften.
Eine gemeinsame Währung trage daher wesentlich dazu bei, dass ein Ausgleich nationaler mit europäischen Interessen stattfinde und so das Friedensprojekt Europa gestärkt werde.
Ohne Unterstützung aus dem Ausland kein „Wirtschaftswunder“
Fragen aus dem Publikum zeigten die verbreitete Euroskepsis, jedoch fanden seine mit praktischen Beispielen gefüllten Antworten bei den Zuhörern Anklang.
Auf die Frage, ob Europa im Ernstfall auch für Deutschland zahlen würde, erinnerte Waigel daran, dass dies in der Geschichte bereits zweimal geschehen sei – in den Jahren 1948 (Marshall Plan) und 1953 (Londoner Schuldenabkommen). Einmal hätten die Staaten der damaligen Bundesrepublik 50 Prozent seiner Schulden erlassen, als der Staat in Höhe seines Haushalts verschuldet war. Beide Maßnahmen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Bundesrepublik sich so entwickeln konnte, wie sie es getan hat. Ohne diese Maßnahmen wäre das „Wirtschaftswunder“ so nicht möglich gewesen.
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