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Kohle, Stahl, Bier, qualmende Schlote und harte Arbeit. Solche Bilder kreisen auch heute noch im Kopf, wenn wir an die Region im Herzen von Nordrhein-Westfalen denken. Wie stark sich das Ruhrgebiet verändert hat, weiß Rainer Schlautmann, der sich bereits seit der Internationalen Bauausstellung der 90er Jahre in unterschiedlicher Form mit dem Strukturwandel beschäftigt. Zusammen mit Studenten entdeckte ich als Tagungsleiter vom Bildungswerk Dortmund diese spannende Region, die sich in den letzten 20 Jahren so sehr verändert hat wie wohl kaum eine andere in Deutschland.
Erster Anlaufpunkt auf unserer Exkursion zwischen Duisburg und Oberhausen ist der Landschaftspark Nord in Duisburg-Meiderich. Auf dem Gelände des alten Thyssen-Hüttenwerks entwickelte sich seit der Stilllegung im Jahr 1985, verschuldet durch Überkapazitäten auf dem weltweiten Stahlmarkt sowie durch Billigkonkurrenz aus Asien, ein unvergleichlicher Park, der alte Industriedenkmäler wie einen 1902 erbauten Hochofen mit der Natur verbindet. Der Park, der Teil der europäischen Route der Industriekultur ist, lockt jährlich Millionen von Besuchern an, u.a. durch eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten. Neben Spaziergängen lädt der Park etwa zum Klettern oder zu Tauchgängen im alten Gasometer ein. Kulturell kann der Park ebenfalls auftrumpfen: als Teil der "Emscherkunst.2013" werden Installationen von internationalen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt, im Zusammenhang mit der Ruhrtriennale werden Filme, Theaterstücke und auch Konzerte geboten.
Zu verdanken hat die Stadt Duisburg diesen Park seinen engagierten Bürgern, die sich für den Erhalt des Areals einsetzten. Durch den Erwerb und die gezielte Förderung durch das Land NRW und Fördergeldern der EU entwickelt sich der Park zu einem Besuchermagneten. Dadurch erschließt sich ein neuer Wirtschaftszweig wie etwa in Form des Tourismus, der Geld in die Region bringt, um diese weiter auszubauen.
Unser Ziel in Oberhausen war das Areal der ehemaligen Gutehoffnungshütte, die bis 1986 existierte, auf der heute das CentrO, Deutschlands größtes Einkaufszentrum, angesiedelt ist. Von dem hier ehemals stehenden Industriekomplex erkennen wir nichts mehr. Restaurants laden an einem künstlich angelegten Gewässer zum verweilen ein, mehrere Millionen Besucher stürmen jedes Jahr die unzähligen Geschäfte womit das CentrO enorm bedeutsam für die Stadt geworden ist. Von hier aus lässt sich schon der letzte Programmpunkt des heutigen Tages erkennen, er ragt 117m in die Höhe und ist das letzte Relikt der Gutehoffnungshütte: der Gasometer Oberhausen.
Um einen Eindruck von dem immensen Wandel der Stadt zu bekommen, lässt uns Rainer Schlautmann eine Panoramaaufnahme im inneren des Gasometers betrachten. Das Foto ist im Jahr 1945 vom Dach des Gasometers aufgenommen worden und zeigt umliegende Hochöfen und Hallen der benachbarten Werke. Vor der Auffahrt auf das Dach des Gasometers gibt uns Herr Schlautmann mit auf den Weg, doch mal zu schauen, was von der Industrie von damals noch heute erkennbar ist. Das Resultat: so gut wie nichts lässt sich wiedererkennen, lediglich zwei kleinere Hallen existieren noch heute, die Hochöfen sind dem CentrO und Grünflächen gewichen. Das dürfte einer der beeindruckensten Momente der Exkursion gewesen sein, jedem Teilnehmer wurde klar, wie stark sich der Strukturwandel im Ruhrgebiet und ganz speziell in Oberhausen vollzogen hat.
Doch nicht nur der Wandel der Region lässt sich im Gasometer erfahren, auch die Förderung durch Europagelder ist bedeutsam für das Gebäude. Mithilfe dieser finanziellen Unterstützung ließ sich der Gasometer zu einem riesigen Kultur- und Veranstaltungsraum umbauen. Zum Zeitpunkt der Exkursion stellte der international bekannte Künstler Christo seine Installation "Big Air Package" aus, die für die kunstinteressierten Besucher aus aller Welt begehbar ist. Die mit 177.000m³ Luft gefüllte Figur gibt den Besuchern ein einzigartiges Erlebnis von Licht und Raum. Ausstellungen wie diese verhelfen der Region zu Bekanntheit, werten diese auf und lassen sie so attraktiver werden, was mitunter Investitionen von Firmen nach sich zieht. Die Fördermaßnahmen der EU erweisen sich somit als sinnvoll und auch nachhaltig.
Um viele Eindrücke reicher beendete Rainer Schlautmann die Exkursion am Bahnhof in Oberhausen. Ihm läge es am Herzen, dass sich das Bild vom Ruhrgebiet ändere, weg von den Vorurteilen einer dreckigen Industrieregion, hin zu einer grüneren und kulturell vielfältigeren Region.
Das dürfte jedem Teilnehmer klar geworden sein, das Ruhrgebiet ist eine Region im Wandel, sie verändert sich immer noch und es gibt unglaublich viel zu entdecken. Auch die Notwendigkeit einer Gemeinschaft wie der EU bleibt den Teilnehmern im Gedächtnis. Sie ermöglicht es in Form von Fördergeldern, Städte und Regionen attraktiver und lebenswerter zu machen, zudem wird die Wirtschaft angekurbelt und neue Wirtschaftszweige öffnen sich.