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Lammert warnt politische Bildung vor einseitiger Internet-Offensive

de Tobias Fülbeck

Bildungswerk Dortmund feiert 40-jähriges Bestehen

1972 war ein Jahr der leidenschaftlichen Debatten. Es war das Jahr der Olympia-Attentäter von München, das Jahr der Ostverträge, das Jahr des gescheiterten Misstrauensvotums gegen Willy Brandt. Politische Orientierung war mehr denn je gefragt. Eine passende Antwort war die Gründung des Bildungswerkes der Konrad-Adenauer-Stiftung in Dortmund, offizieller Titel damals: „Politische Akademie Eichholz – Außenstelle Westfalen“.

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Am Dienstagabend feierten zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft das 40-jährige Bestehen des Dortmunder Bildungswerkes, darunter Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Generalsekretär der NRW-CDU Oliver Wittke und der CDU-Bundestagsabgeordnete Erich Fritz. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) lobte das Bildungswerk in einem schriftlich übermittelten Grußwort als „Kompetenzzentrum für die politische Weiterbildung in Westfalen“.

Norbert Lammert gratulierte Bildungswerk-Leiterin Elisabeth Bauer zum Jubiläum und hob in seiner Festrede den Stellenwert der politischen Bildung hervor. Politische Bildung habe den Auftrag, den Zusammenhang zwischen Volkssouveränität auf der einen und repräsentativer Demokratie auf der anderen Seite zu vermitteln. Insbesondere die Forderung nach einem Mehr an Plebisziten müsste in all ihrer Komplexität durch politische Bildungsangebote mehrdimensional aufgearbeitet werden, sagte Lammert. Zudem müsse politischen Bildung unbedingt deutlich machen, dass es für eine Demokratie ein „Gütetest“ sei, „inwieweit es jenseits der Mehrheitsrechte auch Minderheitenrechte gibt. Das sind nämlich Antworten, die Parteien ungern vermitteln“, kritisierte Lammert.

Lammert: Zukunft der politischen Bildung keineswegs einfach

Die Zukunft der politischen Bildung sei, so Lammert, keineswegs einfach. Die Revolutionierung der Informationsverbreitung durch neue Medien stelle die Träger vor schwierige Herausforderungen. Der Bundestagspräsident warnte jedoch davor, daraus den seiner Meinung nach falschen Schluss zu ziehen, künftig politische Bildung nur noch über das Internet anzubieten. „Das ist nicht der Königsweg zur Aktivierung politischen Interesses“, sagte der CDU-Politiker, der zugleich stellvertretender Vorsitzender Konrad-Adenauer-Stiftung ist.

Fritz wirbt für Veranstaltungen in der Fläche

Während Lammert einen Grundsatzvortrag zur politischen Bildung hielt, widmete sich der Bundestagsabgeordnete Erich Fritz in seiner Rede der Historie des Dortmunder Bildungswerkes. „Aktives Engagement für die politische Bildung – das war damals nichts, was man einfordern musste“, kann sich Fritz einen kleinen Seitenhieb an die heutige Generation nicht verkneifen. Drei Jahre nach der Gründung des Bildungswerkes gab es eine fundamentale Änderung, erinnert sich Fritz; das sogenannte Weiterbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen trat in Kraft, die anfängliche Trennung von Partei und Bildungswerk war obsolet. Das Angebot richtete sich von nun an an alle, die als politisch mündige Bürger an gesellschaftlichen Diskussionen teilhaben wollten, und wurde stärker öffentlich beworben.

Positiv hervor hob Erich Fritz auch die Veranstaltungsreihe „Dortmunder Montagsgespräche“, die kurzfristig nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 initiiert wurden. Mittlerweile ist die Themenreihe zu Fragen der internationalen Politik – eine Kooperation vom Dortmunder Bildungswerk mit der Auslandsgesellschaft NRW – in der Region fest etabliert.

Fritz sagte zum Abschluss seiner Rede, dass er trotz aller Bemühungen um neue Zielgruppen nicht sehr viel von allein auf Unterhaltung getrimmten Veranstaltungen mit „Event-Charakter“ halte. Er wünsche sich statt zentralen Großveranstaltungen lieber mehr kleinere Veranstaltungen in der Fläche.

Mit Sorge beobachtet Fritz anonyme Blogs, in denen mit „Fäkalsprache“ über Politik geredet wird. „Solche Diskussionen dürfen nicht das politische Miteinander bestimmen“, warnte Fritz vor einer inhaltlichen wie sprachlichen Verflachung der öffentlichen Debatten. Hier sei politische Bildung gefordert. Er hoffe, dass sich die Voraussetzungen, diesen Auftrag zu erfüllen, für das Dortmunder Bildungswerk „wieder verbessern“.

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