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Direkt zu Beginn seines Vortrages stellt Thomas Volk klar: „Es gibt verschiedene Strömungen innerhalb des Islams“. Auch der radikale Islamismus sei heterogen. Lediglich zwei Prozent der muslimischen Gläubigen seien als Extremisten zu bezeichnen.
„Der Islamismus ist eine politische Ideologie“, die einen Herrschaftsanspruch habe, so Volk. In Deutschland waren Ende 2013 über 43.000 Personen Islamisten. Viele davon seien jedoch „Legalisten“, die zwar das Grundgesetz ablehnen, allerdings nicht zur Gewalt aufrufen würden.
Der Salafismus, die Ideologie des sogenannten Islamischen Staates, sei „eine Auslegung des Islamismus“. Diese Strömung beziehe sich auf „salaf“, laut Koran die direkte Generation des Propheten Mohammed und die drei folgenden Generationen. Salafismus sei als ein nostalgisches Erklären des frühen siebten Jahrhunderts zu sehen und „akzeptiert nur Gottessouveränität“.
Den sogenannten „IS“ hält der Islam-Experte für „mehr als eine Terrororganisation“. Die Organisation habe einen „weltumfassenden (…) erstmals territorialen Anspruch“ und „möchte ihre Gottesherrschaft durchsetzen“. Momentan ist „ein Gebiet in der Größe von Großbritannien unter der Kontrolle des IS“.
„Genozid mit Ansage“
Salafisten, so Volk, sehen sich jedoch nicht als brutale Mörder, sondern häufig als „wahre Muslime“. Die Mitglieder des „Islamischen Staates“ würden zum Mord an „falschen Muslimen“ aufrufen – ein „Genozid mit Ansage“.
In den über 200 Rückkehrern aus den Kriegsgebieten sieht Thomas Volk eine „erhöhte abstrakte Gefahr“ und eine „ernstzunehmende Bedrohung für Deutschland“.
Als „kleinste aber gefährlichste Strömung“ im Salafismus bezeichnete Volk den „dschihadistischen Neosalafismus“. Dieser missachte nicht nur demokratische Werte, sondern rufe auch eindeutig zur Gewalt auf. Der Aufruf zur Gewalt käme bei der großen Gruppe der „puristischen Neosalafisten“ in der Regel nicht vor.
Die „grenzenlose Abneigung gegenüber Israel“, die Ablehnung weltlicher Herrschaft und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und die Abwertung anderer Lebensweisen seien häufig in salafistischen Strukturen zu erkennen.
„Prävention wichtiger als Resozialisierung“
Dem arabischen Frühling folgten laut Volk weitere Jahreszeiten: Ein Sommer mit demokratischen Wahlen, ein Herbst der Ernüchterung und ein „blutiger“ Winter, der im syrischen Bürgerkrieg endete und noch immer anhält.
Wichtiger als eine Resozialisierung der Rückkehrer aus Kriegsgebieten sei die Prävention. Unter Prävention versteht Thomas Volk auch einen islamischen Religionsunterricht in Deutschland.
Auf die Frage aus dem Plenum, wodurch diese radikale Entwicklung möglich werden konnte, verwies Volk auf den Islamismus als „Phänomen der Moderne“. Die Bewegung hätte anfangs eine antikoloniale Grundhaltung gehabt und gebe vermeintlich einfache Antworten in einer komplexer werdenden Welt. Salafisten würden junge Deutsche, die nach Halt und Orientierung suchen, „bei ihren Sorgen abholen“.