Vier Künstlerinnen und Künstler, vier Sparten, eine Gemeinsamkeit: ein durch Ausfälle gezeichnetes Jahr. Die Kunst- und Kulturszene wurde vom Lockdown hart getroffen, lange geplante Veranstaltungen fielen ersatzlos aus und damit auch die Einnahmen der freien Kulturschaffenden. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Schriftstellerin Lena Gorelik berichtete, dass die Lesungen und Veranstaltungen die Haupteinnahmequelle ihrer Zunft seinen, und die seien komplett weggebrochen: „Ich kenne viele, die ins Schlittern gekommen sind und da auch nicht wieder rauskommen.“ Die teilweise sehr spezifischen Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse in der Kulturbranche haben die Politik vor große Herausforderungen gestellt. Wie ein Brennglas hat sich die Krise über die Kulturszene gelegt und die Schwachstellen offenbart. Um die Anliegen der Kulturschaffenden und der Kulturbranche weiterhin vertreten zu können, seien Solidarität und faktenbasierte Argumentation notwendig. „Man muss bündeln und zeigen, wie groß die Kultur- und Kreativwirtschaft ist“, so der Musiker und Kulturunternehmer Fetsum Sebhat.
Zum finanziellen Schaden kommt der Verlust der Arbeit hinzu, die für die Kulturschaffenden viel mehr als reiner Broterwerb ist. „Mittlerweile fehlt es mir richtig, auf der Bühne zu stehen“, so der Schauspieler Dimitrij Schaad, dem die Zwangspause „wahnsinnig schwer“ falle.
Entstand für die einen durch die Zwangspause Raum für Ruhe und Kreativität, so barg die Situation für die anderen das genaue Gegenteil: „Jede Stille, die man sich sonst zum Schreiben hätte nehmen können – mit Familie war das Thema gelaufen“, so Lena Gorelik.
Einig waren sich die Künstlerinnen und Künstler darin, dass es einen großen digitalen Schub im Kulturbereich gab, der viel Positives bewirkt habe. Dennoch sei der digitale Raum kein Ersatz für das Kulturerlebnis vor Ort. So stellte die Filmregisseurin Isabell Šuba fest, wie wichtig Kultur für das Gemüt und den Menschen sei. „Wie wertlos Kunst ohne Zuschauer ist“, das hat Dimitrij Schaad besonders in der Zeit gespürt, als auf Grund der Hygienekonzepte nur eine geringe Anzahl von Zuschauer ins Theater durfte.
Was das neue, digitale Angebot angeht, plädierte Fetsum Sebhat für die Entwicklung neuer, kreative Formate, die nicht versuchen die offline Welt ins Digitale zu übertragen: „Das Digitale für unser Medium muss anders gedacht werden. Viele machen sich Gedanken darüber, wie man das offline Gefühl auf online übertragen kann. Aber wir können menschliche Interaktion nicht digitalisieren. Das Digitale muss als Spielfeld neu gedacht werden.“ Das Digitale nicht als Ersatz für die Kultur, sondern als neues, zusätzliches Angebot – das wird die Kulturlandschaft in Zukunft dauerhaft verändern.
Und wie geht es 2021 weiter? Lena Gorelik fühlt sich an den Straßenkehrer aus „Momo“ erinnert, der sich immer nur auf den nächsten Schritt konzentriert und plant nicht mehr. Vielmehr versuche sie jeden Tag so zu nehmen wie er kommt. Ein Gefühl, dem sich alle Diskutanten, und sicherlich auch der ein oder andere Zuschauer, anschließen konnten.
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À propos de cette série
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