Was für ein Abend! Denn was als „Europa vor der Wahl: Muss unsere Außenpolitik raus aus ihrer Komfortzone?“ angekündigt wurde, hatte starken Bezug zur ehrenamtlichen Arbeit des Key Note Speakers: Friedrich Merz.
Beim Eintritt in den Saal gab es spontanen Applaus der vielzählig erschienenen Gäste (rund 600). Unter ihnen waren u.a. Hamburgs ehemaliger Wirtschaftssenator und Container-König Ian Karan, Eugen Block (Eugen Block Holding), Tambara Mata, Königin aus Niger, und mehrere stadtbekannte Medienvertreter wie der Hamburg-1-Talkmaster Herbert Schalthoff, Markus Arndt von der BILD Hamburg sowie Daniel Goffart, Chefkorrespondent der Hauptstadtredaktion des Focus, und Stefan Schirmer von DIE ZEIT.
Dr. Karolina Vöge, Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung für Hamburg, begrüßte die Gäste mit sichtlicher Vorfreude und leitete ein: „Die Konrad-Adenauer-Stiftung arbeitet überjährig und engagiert zu Themen der Europäischen Integration. Umso mehr freuen wir uns, wenn so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie heute sich ebenso dafür begeistern können.“
Der Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß steuerte ein facettenreiches Grußwort bei und ging dabei auch auf persönliche Prägungen ein: „Meine Großeltern haben noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt“. Umso wichtiger sei, dass die EU zur längsten Friedensphase aller Zeiten auf dem Kontinent geführt habe. Auch vor dem Hintergrund seiner Arbeit als Mitglied des Europaausschusses des Deutschen Bundestages ging er auf grenzenloses Reisen, den Wohlstand aber auch auf aktuelle Herausforderungen wie den Brexit ein.
Russlands Angriff auf die Krim und auf die Ostukraine, der Brexit, die Trump-Wahl und der Parteitag in China: Diesen großen Bogen spannte Friedrich Merz bereits zu Beginn seiner Rede. Zu Putins Russland: „Ohne und gegen Russland wird es keinen Frieden geben.“ Zum avisierten Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union: „Eine Millionen Brexitiers würden vom Austritt gar nicht mehr betroffen sein“. Zum Prinzip der Volksabstimmung warf Friedrich Merz einige Fragen auf. Dies, weil es ohne ausführliche, sachliche Debatte, keinen Konsens und keine Kompromisslösung ermögliche. Zu dem amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, bemerkte Friedrich Merz, das man damit rechnen müsse, dass er wiedergewählt würde. Selbst wenn er als Präsident weichen müsste, blieben die USA verändert.
„Wir beurteilen das Land zu sehr nach seinen Küsten in Ost und West“. Dafür zitierte der Redner aus dem Roman „Hillbilly Elegy“, frei übersetzt „Nachruf auf einen Hinterwäldler“. Augenzwinkernd zitierte Friedrich Merz daraus: „Du kannst den Mann aus der Provinz bekommen, aber die Provinz nicht aus dem Mann“. Mit Blick auf China benannte es Friedrich Merz als unbefriedigend, wenn die Europäische Union ihre vorbildlichen Menschenrechtsstandards nicht auch im Kontext von wirtschaftlichen Vertragsverhandlungen (z.B. neue Seidenstraße) einzubringen vermag.
Für die Lage Deutschlands in Europa zitierte Merz den früheren Außenminister der USA, Henry Kissinger: „Das Dilemma der Außenpolitik Deutschlands ist, dass es zu klein für die Welt und zu groß für Europa ist“. Deshalb plädierte Friedrich Merz für Führung – nicht Dominanz – auch und gerade bei den kleinen Mitgliedern der Europäischen Union: „Es geht nur zusammen“. Und dann setzte der Speaker noch keck hinzu: „Haben Sie eine bessere Idee als die EU?“.
Gesprächspartnerin Petra Pinzler von der Wochenzeitung DIE ZEIT, die eigens aus Berlin gekommen war, stellte fest: „Das war keine Wahlkampfrede, das war eine Rede für Europa!“
Gemeinsam mit ihr vertiefte der diskursfreudige Hauptredner bei einem lockeren Talk noch das Thema politischer Extremismus in Europa, Populismus und wirtschaftspolitische Beziehungen zwischen Ost und West. Spontanen Applaus aus dem Plenum erntete Friedrich Merz immer auch dann, wenn er die Bürgerinnen und Bürger direkt adressierte und mit ihrer Verantwortung für die Zukunft der großen Idee Europa konfrontierte.
Zurück zum Anfang der Veranstaltung: Was für ein Abend!
Text verfasst von: Marcus Schmidt, Dr. Karolina Vöge und Jan Detering
Text veröffentlicht von: Dr. Karolina Vöge