Comptes-rendus d'événement
Die moderne Politische Kommunikation stellt die Wahlkämpfer vor neue Herausforderungen: Wie geht man mit der Möglichkeit um, selbst bewegte Bilder zu produzieren und per YouTube zu veröffentlichen? Welche Chancen und Risiken bietet eine Präsenz auf sozialen Netzwerken wie Facebook? Was kann eigentlich ein Twitter-Account leisten – und was nicht? Wie binde ich den Wähler ein? Mit diesen und ähnlichen Fragen befassen sich inzwischen auch die Politischen Kommunikatoren in Afrika. Denn das rasante Tempo der Technologie und der Aufstieg des Mobiltelefons eröffnen ihnen technische und inhaltliche Möglichkeiten, die noch vor Jahren auf dem Kontinent undenkbar waren. (KAS Medien Afrika widmet sich mit seiner innovativen Initiative E-lection Bridge Africa ganz aktuell diesem Thema – siehe Link.)
Im Rahmen einer „Capacity Building“-Maßnahme reiste deshalb Markus Brauckmann vom Regionalen Medienprogramm Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Dar es Salaam, um ausgewählten Vertretern der Oppositionspartei CHADEMA die neuen Instrumente des digitalen Werkzeugkastens näher zu bringen. Das Ziel: Am Ende des Workshops sollten erste Skizzen eines Kommunikationsplans zeigen, wie die gewonnenen Erkenntnisse vor Ort konkret umgesetzt werden können – als Startschuß für eine längerfristige Zusammenarbeit sozusagen.
Um den Bedürfnissen gerecht zu werden, hatten KAS Tansania und KAS Medien Afrika zwei ganztägige Maßnahmen exakt aufeinander abgestimmt. Am Vortag (8. April) des hier beschriebenen Seminars hatte KAS Tansania bereits einen Workshop ausgerichtet, der explizit dem kraftvollen Thema „Web TV in Election Campaigns“ gewidmet war. Es folgte am zweiten Tag (9. April) ein umfassender Überblick über die neue digitale Welt, in der Wahlkämpfer heutzutage operieren – diesmal veranstaltet vom Medienprogramm.
Mit zwei Impuls-Referaten führte Referent Brauckmann an diesem Tag die Teilnehmer in die Thematik ein. Zunächst erläuterte er die verschiedenen Elemente des erfolgreichen Wahlkampfs der CDU Deutschlands bei der Bundestagswahl 2009 – vom Slogan bis zum Online-Advertising, vom Web-TV bis zum Schlussspurt der letzten 72 Stunden vor dem Urnengang. Den lokalen Teilnehmern fiel besonders die einheitliche Linie der Kampagne auf – eine ganzheitliche und klare Außendarstellung, die vom Slogan über das Poster bis zum Online-Auftritt reichte. „Da müssen wir besser werden“, kommentierte ein Teilnehmer.
Anschließend präsentierte Markus Brauckmann, der bei der Bundestagswahl das Web-TV „CDU.TV“ geleitet hatte, die Chancen des Internets für politische Parteien. Zentrale Aspekte beinhalteten: Die brandneuen Möglichkeiten des Bürgers, sich am Dialog zu beteiligen und ihn sogar zu gestalten; die Chancen für Parteien, selbst News zu erstellen (man denke an Angela Merkels wöchentliche Videobotschaft); die Gelegenheit für politische Akteure, direkt und ungefiltert mit der Basis zu kommunizieren, frei vom Einfluss der Massenmedien; und schließlich: Die Überwindung großer geographischer Distanzen. Insgesamt liegt der Schlüssel wohl, so die erste Konklusion, in der völlig neuen Beteiligung des Bürgers, sei es in innerparteilichen oder in externen Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen.
Was aber bedeutet dies für ein Land wie Tansania, in dem z.B. nur 250.000 Facebook-User leben? (Zum Vergleich: Deutschland – 3,7 Mio.) Die Antwort der Teilnehmer: Die Beherrschung dieser Techniken ist ungemein wichtig für die Politischen Kommunikatoren in Tansania. Denn: die Nutzerzahlen im Lande steigen rapide an, die Technologie explodiert quasi – und so werden bei den nächsten Wahlen in den Jahren 2014 und 2015 diese neuen Instrumente die traditionellen signifikant ergänzen. Dann endlich kann der Bürger in gestiegenem Maße partizipieren, dann können neue (junge) Zielgruppen optimal angesprochen werden, dann können Informationen besser fließen und ausgetauscht werden – intern wie extern.
Die Ergebnisse der abschließenden Arbeitsgruppen, benannt nach stolzen Tieren (siehe oben), reflektieren dies vollumfänglich. Als Kernziele wurden formuliert: eine einheitliche Linie der Kommunikation und Außendarstellung (der CHADEMA-Präsidenschaftskandidat hatte zuletzt 5 Facebook-Seiten, von denen er nichts wusste!), eine notwendige Vernetzung der lokalen und nationalen Ebenen, Aufbau von parteiinterner Web 2.0-Kompetenz, eine bessere Präsenz auf Facebook und Twitter sowie erste Schritte beim Thema Bewegtbild/Online-Video.
Dr. Willbrod Slaa, Generalsekretär von CHADEMA und Präsidentschaftskandidat 2010, will die Erkenntnisse des Workshops umgehend konkret umsetzen: „Wir werden definitiv jetzt eine eigene IT-Abteilung ins Leben rufen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.“ KAS Medien Afrika und KAS Tansania werden diesen Prozess weiter begleiten.