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S. Neitzel

#KASkonkret

„Wenn Europa keine militärische Abschreckung hat, spielt es in den großen Konflikten keine Rolle.“

KASkonkret_#33: Unsere Interviewreihe zu Fragen der Zeit

„Nie wieder Krieg“ oder „nie wieder allein“? Wohin wollen wir mit der Bundeswehr? #KASkonkret im Gespräch mit dem Militärhistoriker Sönke Neitzel

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Rund 184.000 Soldatinnen und Soldaten leisten, Stand heute, Dienst in der Bundeswehr. Im Fernsehen sind sie zurzeit vor allem als „Sozialarbeiter in Uniform“ zu sehen, in den Gesundheitsämtern, beim Nachverfolgen von Corona-Kontakten. Das ist aber nicht ihre primäre Aufgabe, sagt der Militärhistoriker Sönke Neitzel bei #KASkonkret:

„Wir haben die Bundeswehr zur Anwendung und Androhung von militärischer Gewalt. Dieser militärische Kernauftrag tritt aber ein bisschen zurück im öffentlichen Bild. Und das ist für viele Soldatinnen und Soldaten hoch frustrierend.“

 

 

Bundeswehr-Soldatinnen und Soldaten arbeiten in der Cyber-Abwehr, schützen die NATO-Ostflanke im Baltikum oder sind im Auslandseinsatz in Mali. Ihr Beruf verlangt als ultima ratio auch die Bereitschaft zu töten oder selbst zu sterben.  

 

Auslandseinsätze müssen gut begründet werden

Vor allem Auslandseinsätze sind in der deutschen Gesellschaft hoch umstritten. Das liegt einmal an der schwierigen deutschen Vergangenheit, vor allem an der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, so Neitzel. Doch auch die Erklärungsarmut der Politik sei Schuld. Warum gehen wir nach Mali oder nach Afghanistan? Welche Strategie, welche Interessen verfolgen wir dort? Neitzel vermisst hier Ehrlichkeit.

„Der Afghanistan-Einsatz war bestimmt nicht die ‚finest hour’ des Bundestags. Die Begründung wurde so gedreht, dass möglichst viele Parteien zustimmen können. Viele Abgeordnete, die in Afghanistan vor Ort waren, haben sich durch himmelschreiende Inkompetenz ausgezeichnet. Und das führt natürlich zu einer großen Frustration. Es führt dazu, dass Soldaten sich beklagen: gegen wen kämpfen wir hier eigentlich?“, so Neitzel.

 

 

 

 

Kämpfen oder nicht kämpfen?

Deutschland ist NATO-Mitglied, es gibt also den außenpolitischen Druck, eine gut aufgestellte Armee zu haben, die auch kämpfen kann. Auf der anderen Seite steht der innenpolitische Wunsch einiger Parteien nach einer Friedensarmee, die keine Kampfeinsätze macht. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die deutsche Gesellschaft. Militärhistoriker Sönke Neitzel hat ganz pragmatische Argumente FÜR eine schlagkräftige Armee:

„Die Krisen sind in den letzten 20 Jahren nicht weniger geworden. Europa muss für seine Werte und Normen eintreten, auch im Wettstreit mit anderen Regionen wie China oder Russland. Wenn Europa keine militärische Abschreckung hat, dann spielt es in den großen Konflikten keine Rolle.“

Aber noch sei der unmittelbare Druck zu gering, um das anzuerkennen, so Neitzel. Und wenn der Druck mal richtig groß ist? Dann könnte es zu spät sein, denn eine Armee könne man nicht aus dem Hut zaubern, wie ein Kaninchen aus einem Zylinder.

 

Wunsch nach mehr Anerkennung

In anderen Ländern, z. B. den USA, erfahren Soldaten Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung. In Deutschland schaut die Gesellschaft deutlich kritischer auf die „Bürger in Uniform“. Ursula von der Leyen, ehemalige Verteidigungsministerin, hat der Bundeswehr 2017 ein Haltungsproblem vorgeworfen. Viele Mandatsträger der AfD sind Soldaten. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass Soldatinnen und Soldaten per se rechtsextrem sind, so Neitzel.

Nur 0,2 Prozent der deutschen Bevölkerung sind Soldaten, für viele Menschen in der Bundesrepublik ist die Bundeswehr eine fremde Welt. Hier setzt für Cedric Bierganns, Referent für Sicherheitspolitik und Bundeswehr im Büro der KAS in Bonn, das Problem an: Es fehle das gegenseitige Verständnis. Er wünscht sich mehr Anerkennung für die Leistungen, die Soldatinnen und Soldaten täglich erbringen:

„Unsere Frauen und Männer riskieren täglich das wertvollste, was sie haben: ihr Leben, damit sich Deutschland und Europa für unsere gemeinsamen Werte einsetzen können. Der Frieden in unserer Welt ist nicht selbstverständlich und muss jeden Tag aufs Neue gesichert werden. Dafür kämpft unsere Bundeswehr. Sie ist das Rückgrat unserer freiheitlichen Demokratie.“

 

Kommende Woche bei #KASkonkret...

Am Dienstag, den 26.01.2021, geht es bei #KASkonkret um die Zukunft des Wasserstoffs als Energielieferant. Maximilian Nowroth spricht mit Stefan Welsch, Vorstand der Stadtwerke Hürth und Mitglied von HyCologne, dem Wasserstoffverbund der Region Rheinland. Der Livestream startet um 18 Uhr, bei Facebook und bei YouTube.

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Dr. Ulrike Hospes

Dr. Ulrike Hospes

Landesbeauftragte und Leiterin des Politischen Bildungsforums NRW /
Leiterin Büro Bundesstadt Bonn

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Referent DigitalAkademie, Büro Bundesstadt Bonn

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À propos de cette série

Unsere Interviewreihe, in der wir jede Woche aktuelle und dringliche Themen besprechen. Wir tun dies auf Facebook und wir tun es live!