Comptes-rendus d'événement
Am 24. Oktober 2016 lud die Konrad-Adenauer-Stiftung zum Forum „Familien im Zeitalter des demografischen Wandels – Welche Rahmenbedingungen bietet Sachsen-Anhalt?“ ein. In Uppstall-Kino Stendal fanden sich Interessenten aus der Region ein, um gemeinsam mit den Referenten die aktuellen Herausforderungen des demografischen Wandels in Sachsen-Anhalt zu diskutieren. Unmittelbar vor der Veranstaltung absolvierten die Teilnehmer eine Führung im Kino und unternahmen einen Blick hinter die Kulissen.
Als erste Referentin ergriff Marion Zosel-Mohr das Wort. Sie stellte das Projekt der Freiwilligen-Agentur Altmark e.V. “LeFa” (Leben mit Familienanschluss) vor. Es wurden die Ziele, bisherige Ergebnisse und Struktur des LeFa-Projekts präsentiert. Die Hauptziele des Projekts sind die Implementierung eines Unterstützungsarrangements für ältere Menschen mit Pflegebedarf in ländlichen Sozialräumen in Ostdeutschland sowie die Schaffung der Wohn- und Pflegealternative zur vollstationären Langzeitpflege im vertrautem Milieu. Es wurde betont, dass die breite Öffentlichkeit großes Interesse an dem Projekt zeigt. 25 interessierte Familien bzw. Einzelpersonen haben sich schon als Gastfamilie gemeldet. 4 Gastfamilien und 2 ehrenamtliche Pflegebegleiterinnen sind schon beteiligt. Viele Hausverwaltungen bzw. Vermieter zeigten Interesse am Projekt. Die Referentin war der Ansicht, dass das Projekt eine Chance für die Revitalisierung in der Region ist.
Wilfried Köhler vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt hat in seinem Vortrag die aktuellen Auswirkungen des demografischen Wandels auf Krankenhausbehandlungen und Pflegebedürftige, auf Schülerzahlen und Kindertagesbetreuung, sowie auf die Entwicklung der Erwerbspersonenzahl in Sachsen-Anhalt erörtert. Es wurden auch die Ergebnisse der Vorausberechnungen der statistischen Ämter zu den Folgen des demografischen Wandels benannt. Der Referent wies darauf hin, dass von der Regierung des Bundeslandes in letzten 10 Jahren mehrere vielversprechende Lösungsansätze entwickelt und eingesetzt wurden. Die Anregungen sind aber nicht ausreichend, wenn sie keine Unterstützung von der breiten Öffentlichkeit erhalten. Die Gesellschaft (Nichtregierungsorganisationen, Kommunen, etc.) soll aktiver mitarbeiten, um die schwierigen Probleme zu lösen.
Im Vortrag von Dr. Walter Bartl (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) ging es um die Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland (1950-2015) sowie über die aktuelle demografische Situation in Sachsen-Anhalt. Intensiv wurden die Folgen des demographischen Wandels für das Bildungssystem diskutiert. Der Referent hat auch deutlich gezeigt, dass der ländliche Raum an Bevölkerung verliert. Als Folgen nannte er steigende Ansprüche (z.B. Bildung und Eltern-Kind-Beziehung) sowie die Tatsache, dass Kinder relativ selten im öffentlichen Raum präsent sind. Bartl zeigte auf, dass Städte für Familien attraktiver sind. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Erreichbarkeit der Schulen.
Beim Statement von Tobias Ulbrich (Vorsitzender der Landeselternvertretung von Sachsen-Anhalt) wurde die Meinung geäußert, dass das KIFÖG 2013 stetig seine strukturellen Schwächen und den hohen Grad an Kompromissen offenbart. In Sachsen-Anhalt sah der Referent ein schwieriges Umfeld: Als Flächenland, mit dem demografischen Wandel und durch Urbanisierung das Land hat den vorletzten Platz beim Wirtschaftswachstum, ebenso bei den Bruttolöhnen sowie bei der hohen Kinderarmut. Ulbrich forderte eine Arbeitsgruppe angesiedelt beim Land, die das Thema demografischer Wandel aufnimmt und die Abstimmung mit allen Ministerien bündelt.
In seinem Beitrag hat als der freier Berater für die Konrad-Adenauer-Stiftung aktive Dr. Günter Dill die Tatsache erwähnt, dass schon seit mehr als 10 Jahren über den demografischen Wandel debattiert wird und es auch vielversprechende Lösungsansätze gibt. Nach Meinung des Referenten herrscht aber in der Gesellschaft jedoch Misstrauen gegenüber den Prognosen. Dill verwies darauf, dass der ländliche Raum bereits jetzt besonders von der demografischen Entwicklung betroffen ist und dies für nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche gilt, beispielsweise für die Bildung/Wissensvermittlung (z.B. Weiterbildung älterer Arbeitskräfte), aber auch für Bereiche wie Online-Banking, Telemedizin, Pflege/Betreuung, Telearbeit, Nahversorgung (Rückkehr der Dorfläden). Besonders der Mittelstand ist gefragt und muss entsprechend gefördert werden. Insgesamt seien die Kommunen gefragt, mit den neuen Herausforderungen umzugehen. Vor allem ist es das zivilgesellschaftliche Engagement zu stärken, äußerte der Referent die Meinung.
In der abschließenden Diskussion wurden die angesprochenen Probleme und Lösungsansätze sowohl innerhalb des Podiums als auch mit dem Publikum intensiv debattiert. Wie kann man die Situation in Sachsen-Anhalt verbessern? Welchen Beitrag können die lokalen Kommunen leisten? Ist die Politik der Landesregierung in diesem Bereich richtig? Wie kann man Sachsen-Anhalt für die Familien mit den Kindern attraktiver machen? Welche Probleme haben die berufstätigen Mütter und wie kann man die Probleme lösen? Das sind die Fragen, die in der letzten Runde debattiert wurden. Die Diskussion wurde von Heike Kopf moderiert.