Comptes-rendus d'événement
Beim Nordhäuser Gespräch referierte Levi Salomon, Sprecher und Koordinator des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V. (JFDA ) zu aktuellen Tendenzen des Antisemitismus. In seinem Vortrag verwendete er vielfältiges Video- und Fotomaterial, welches seine Institution in den letzten beiden Jahren sowohl im Internet sammeln konnte als auch selbst bei Demonstrationen filmen konnte.
Levi Salomon betrachtete in seinem Vortrag besonders aktuelle Entwicklungen, die er in neuen rechtsextremen und rechtspopulistischen Bewegungen wie der identitären Bewegung, den IDAS oder auch der AfD beobachten konnte wie auch linken Bewegungen sowie Islamisten. Gemeinsam sind ihnen dabei die Bezugnahme auf eine vermeintliche jüdische Weltverschwörung, welche zum Ziel hätte, dass die Juden die Kontrolle der Finanzwelt und Zersetzung der Völker anstreben sowie darüber gesteuert, gezielt politische Prozesse initiierten. Damit ergibt sich eine gezielte Bezugnahme auf alte antisemitische Stereotypen, welche Juden als Krake über die Welt darstellen und in verschiedener Weise an wirtschaftlichen, politischen und kriegerischen Entwicklungen die Schuld tragen.
Die sich aus dem Palästinakonflikt speisende Konfliktlinie mit Israel bedient sich ebenfalls antisemitischer Stereotype, bei der Juden als teuflisch oder Kindermörder bezeichnet werden, was bereits von Kindern und Jugendlichen auf Demonstrationen skandiert wird. Bemerkenswert ist laut Salomon hierbei, dass Islamisten die antisemitische Symbolsprache alter christlicher Zerrbilder von Juden benutzen, da der Islam als Religion den Teufel nicht kennt, jedoch die Bilder darauf Bezug nehmen. Zusätzliche Aufladung erhielte dies durch die Tatsache, dass die in vielen arabischen und muslimischen Ländern regierenden autoritären Machthaber und Diktatoren das Scheitern in den Kriegen gegen Israel als auch die schlechte Lebenssituation von großen Teilen der Bevölkerung mit der vermeintlich teuflischen und verschwörerischen Kraft von Juden erklären, gegen die man nur schwer gewinnen könne, aber eben auch Grund für Not und Elend der eigenen Bevölkerung sei.
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum waren viele Punkte aus dem Kontext des Nahostkonflikts zu sehen, bei der u.a. die Frage gestellt wurde, ob Kritik an Israel schon Antisemitismus sei. Levi Salomon erklärte, dass Kritik an Politik und Regierung in Israel selbstverständlich zulässig ist, aber der Maßstab dafür die Kritik an anderen Ländern sei, bei denen nicht sofort rassistische und verschwörerische Zerrbilder gezeichnet werden. Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh warb in diesem Zusammenhang auch für historische Genauigkeit, denn viele historische Tatsachen zur Genese des Nahostkonflikts werden nicht vollständig dargestellt, so dass Israel aufgrund seiner heutigen Stärke als der natürlich Aggressor und Schuldige dargestellt würde.
Im Lauf der Diskussion zeigten sich die Gäste zudem negativ überrascht, welche real stattfindenden Hausausbrüche auf Juden in Deutschland zu beobachten sind und forderten mehr Engagement in Schulen und Politik.