Comptes-rendus d'événement
Die Leiterin des Bildungswerkes Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung, Maja Eib, eröffnete am 10. Mai 2010 den bereits 6. Teil der Veranstaltungsreihe zu gesellschaftspolitischen Fragen in Deutschland und den USA, den „Transatlantischen Dialog“ in Erfurt. Vortrags- und Gesprächspartner waren für die USA der Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden Prof. Dr. Wolfgang Donsbach und für Deutschland der Journalist Hermann Bernd.
Nach dem Grußwort des Konsuls James Seward und Staatssekretärs für Medien Peter Zimmermann waren die beiden Referenten bereit, sich mit den bereits angesprochenen Fragen, wie sich die Medien in der letzten Jahrzehnten veränderten und welche Rolle sie einnehmen, auseinander zusetzen.
Prof. Dr. Donsbach erläuterte in seinem Vortrag die Grundzüge der journalistischen Entwicklung in den USA und unterstrich die Pionierarbeit der dortigen Presse, der die Entstehung der modernen Presse zu verdanken ist. Aus der subjektiven Nachrichtenmeldung, die der eigenen Selbstverwirklichung und Werbung im Sinne von wirtschaftlichem Interesse am Geldverdienen diente, entstand Mitte des 19. Jahrhunderts die Nachfrage nach Objektivität. Schnell folgte auch die Ambition der Herausgeber, möglichst viele Leser anzusprechen, worauf sich die Massenmedien etablierten.
Später folgte in 70er Jahren des 20. Jahrhunderts der investigative Journalismus sowie Personalisierung der Berichterstattung. Als ein Beispiel kann die sorgfälltige Vorbereitung der jährlichen Treffen der politischen Parteien dienen, die zu einem durchdachten Event und Selbstpräsenatation in den Medien worden. Als letzte Stufe der Entwicklung folgte die Entprivatisierung der Privatsphäre der Politiker sowie die Tendenz, in den Medien überwiegend negative Nachrichten darzustellen um die rückläufige Zeitungsnutzung zu bekämpfen.
Im 21. Jahrhundert traten dann auf beiden Seiten neue Phänomene auf, die die für Jahrzehnte verankerte Funktion der Printmedien als vierte Macht im Staat in Frage stellten. Dank des verbreiteten und relativ einfachen Internetzuganges können einerseits auch Laien journalistische Beiträge veröffentlichen, auf der anderen Seite können die Nutzer selektiv auswählen, welche Artikel sie bevorzugen. Es kommt zwar dabei zu einer großen Demokratisierung und nahe unbegrenzten Verbreitung der Informationen, Prof. Dr. Donsbach wies aber gleichzeitig auf die Tatsache hin, dass z.B. viele Onlinezeitungen sich im Endeffekt sehr ähneln. Auch müssen oft die Online-Nachrichtenportale schnelle Meldungen mit Schlagzeilen auf Kosten der komplexen und präzisen Artikel anbieten. Er warnte davor, dass so nicht nur das Vertrauen gegenüber der Medien verloren geht, es entsteht in der letzten Zeit als Nebenauswirkung auch ein Mangel an Kommunikations- und Urteilfähigkeit der Leser.
Im anschließenden Vortrag von Hermann Bernd, Redaktionsleiter „drehscheibe Deutschland“ des ZDF Meinz, wurden die angesprochenen Tendenzen am Beispiel Deutschland weiter verarbeitet. Aus der beruflichen Erfahrung Bernds bestätigte sich die Transformation der Medien in die Richtung, in der Schnelligkeit und Online-Verfügbarkeit den Vorrang vor Genauigkeit und detailierter Angabe haben. Bernd erwähnte weiter den Begriff „Häppchenjournalismus“ als sehr passend für die Tatsache, dass einzelne Beiträge in einer Fernsehsendung in der Regel nicht länger als 30 Sekunden dauern könnten und dazu neigen, nur einzelne oft aus jeglichem Kontext gezogene Schlagzeilen anzugeben. Das alles nur um das Umschalten der Zuschauer zu vermeiden.
In Vordergrund tritt auch die Beliebigkeit der Unterhaltungssendungen auf, s.g. Eskapismus. Wenn schon Nachrichten verfolgt werden, dann oft eher nur s.g. „soft news“ über Prominenten oder irgendwelche Raritäten.
Das Fernsehen als Medium werde aber an Bedeutung dennoch nicht verlieren, weil gewisse Zuschauergruppe einfach immer noch den passiven Zutritt vor der aktiven Recherche nach Nachrichten oder Dokumentarkurzfilme im Internet bevorzugt, so Bernd und Donsbach.
In der anschließenden Diskussion wurde vor allem das Thema der jungen Zuschauer angesprochen. Die Frage, wie diese Gruppe effektiv und gezielt anzusprechen ist, bleibt immer noch offen. Die Medien sollten für sie interessant, zugänglich und schmackthaft werden. Die Mediengesellschaften versuchen also Fernsehen, Musik und Internetseiten zu vernetzen, um Jugendliche einzubeziehen und so neue dynamische Zuschauer gewinnen. Die Ergebnisse bleiben aber bisher eher unbefriedigend. Kritisch wurde durch eine Teilnehmerin angemerkt, dass die Medienbildung in der Schule einen Größeren Raum einnehmen müsse. Vor Gefahren, die die neuen Medien mit sich bringen, muss dringend bei den Schülern aber auch bei den Eltern aufgeklärt werden.
Bericht: Nina Mádlová