Agrégateur de contenus

Comptes-rendus d'événement

Ettersburger Gespräch „1919…2019… Über alte und neue Räume der Gewalt

Vortrag und Gespräch

Agrégateur de contenus

partager

Referenten PBF Thüringen
Referenten

Am 5. Juni 2019 fand im Rahmen des Pfingst.Festival Schloss Ettersburg eine Kooperationsveranstaltung zwischen dem PBF Thüringen der KAS und der Stiftung Schloss Ettersburg statt. Im mit ca. 50 Personen sehr gut gefüllten Weißen Saal des Schlosses Ettersburg bei Weimar erwartete die interessierten Bürger mit Wolfgang Sobotka, Präsident des österreichischen Nationalrats, und dem Historiker und Gewaltforscher Prof. Dr. Jörg Baberowski ein hochkarätig besetztes Podium. Die Moderation übernahm nach einer Einleitung durch Daniel Braun, Leiter des PBF Thüringen, der Direktor des Schlosses Ettersburg, Dr. Peter Krause.

Aus dem großen Interesse des österreichischen Politikers Sobotka am 2015 erschienenen Werk Prof. Dr. Baberowskis Räume der Gewalt hatte sich über bestehende Netzwerke ein Anlass für den Austausch zwischen Wissenschaft, Philosophie und Politik vor Ort in Ettersburg ergeben. Der an der Humboldt-Universität zu Berlin unterrichtende und forschende Professor Baberowski verfolgt in seinem Buch die Frage, warum Menschen sich einander Gewalt antun. Als Grundthese seiner Argumentation stellte er vor, dass Gewalt immer eine Begleiterscheinung menschlichen Lebens war, ist und sein wird. Ableiten ließe sich diese Annahme von der Tatsache, dass Gewalt Teil eines realistischen Menschenbildes sei. Dabei stelle sie nicht per se einen Mangel dar, sondern lediglich eine Fähigkeit, etwas zu tun, was situationsbedingt gezügelt werden könne oder eben nicht. Nicht zuletzt ist Gewalt in unserer Gesellschaft möglich, weil der Mensch frei ist. Einzig allein durch die Vernunft unserer Spezies könne Gewalt eingedämmt, jedoch niemals vollständig abgeschafft werden, so Prof. Dr. Baberowski weitere These in Räume der Gewalt.

Der Präsident des österreichischen Nationalrates führte aus, dass sich sein Interesse am historisch-philosophischen Werk des Berliner Professors in seinen Jahren als österreichischer Innenminister zwischen 2016 und 2017 entwickelt habe. Aus seiner Perspektive sei aus dem Buch vor allem eine Hauptaussage zu entnehmen: der Zusammenhang zwischen Ordnung und Freiheit. Allein durch Recht und Gesetz, festgehalten auf Papier, sei ein wirklicher Rechtsstaat nicht zu konstituieren. Viel entscheidender seien der Raum der Freiheit, der tatsächlich für alle Bürger geschaffen und bewahrt wird, und das daraus resultierende Vertrauen der Menschen in Institutionen, wie z.B. die Polizei.

Beide Hauptredner waren sich einig, dass Werte und Normen, die früher durch religiöses Verständnis oder ähnliche Konstruktionen erzeugt wurden, heute durch eine wachsende Komplexität aufgehoben würden. Ein modernes Ordnungssystem sei die Folge, welches allein wegen der Tatsache fragil sei, dass  Menschen in einem Gesellschaftssystem, durch den Prozess des Geborenwerdens und Ablebens, dafür sorgen, dass das Ende eines Zivilisierungsprozesses in diesem umfangreichen Sinne gar nicht stattfinden könne.

Am Ende des Gesprächs diskutierten beide Referenten Meinungen zu aktuellen Themen der Politik. Sie sprachen unter anderem über wichtige Inhalte wie Digitalisierung, neuste Entwicklungen der Europäischen Union und die zunehmende Abkehr von den Printmedien. Es ei wichtig, vor allem auch für heutige Parteien, sich an den medialen Wandel anzupassen, da man über Zeitungen nicht mehr die Anzahl an Menschen erreichen könne, die man online ansprechen könne. Dabei sei das Beispiel des US-Präsidenten Donald Trump anzuführen, welcher via Twitter mit seinen Posts 61 Millionen Nutzer erreicht. Obwohl sich die Gedankengänge durch das lebendige Gespräch  etwas vom eigentlichen Thema der Veranstaltung entfernte, wurde das Gesagte mit großem Interesse vom Publikum mitverfolgt.

Agrégateur de contenus

comment-portlet

Agrégateur de contenus