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Comptes-rendus d'événement

Europa der Nachbarn Perspektiven aus und nach Dänemark

Vortrag und Gespräch zur Europawoche 2018

Vortrag und Gespräch

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Im Rahmen der Europawoche lud die Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit Bürgels Bürger-meister Johann Waschnewski am 07. Mai zur Veranstaltung „Europa der Nachbarn Perspektiven aus und nach Dänemark“ nach Bürgel ins Rathaus ein. Nach einer kurzen Begrüßung durch Daniel Braun, hielt Dr. Daniel Etzold einen informativen Vortrag zu Dänemark. Im Anschluss berichtete Johann Waschnewski über den Nachbarstaat, wie er ihn während seines früheren Studienaufenthalts kennengelernt hat, aber auch wie er den Staat heute bei wiederholten Besuchen erlebt.

Dänemark- „Das Tor zu Skandinavien“

Auch wenn unser Nachbar im Norden beim ersten Blick auf die Landkarte recht klein erscheint, ist er doch –selbst wenn man Grönland und die Färöer Inseln nicht mitzählt- größer als die Niederlan-de. Umgeben von der See auf allen Seiten, hat Dänemark nur eine Landgrenze: zu Deutschland.

Was verbindet Dänemark und Deutschland sonst noch, was trennt es?

Um auf diese Fragen einzugehen begann Dr. Daniel Etzold seinen Vortrag zunächst mit geschichtlichen Berührpunkten zwischen den beiden Ländern. Den Dänen sei besonders die Schlacht von Düppel, in der die dänische Niederlage im deutsch-dänische Krieg besiegelt wurde, im kollektiven Gedächtnis bis heute erhalten. Ein weiteres entscheidendes Jahr in der gemeinsamen Geschichtsschreibung war die Volksabstimmung von 1920. Die Grenzziehung hatte zur Folge, dass fortan deutsche Minderheiten in Dänemark und umgekehrt dänische Minderheiten in Schleswig-Holstein lebten.

Auch die deutsche Besatzung Dänemarks während des zweiten Weltkrieges, war ein Ereignis, dass die Verbindung zwischen den Nachbarn nachträglich beeinflusste. Nach dem Kriegsende, gelang den Staaten allerdings, nach anfänglicher Skepsis Dänemarks, der Wiederaufbau guter Beziehungen, die bis heute anhalten. Allerdings sei dies zu Beginn eher pragmatisches Miteinander, als eine wahre Freundschaft gewesen, meinte Etzold. Auch heute gibt es in Teilen der Bevölkerung Dänemarks eine Skepsis gegenüber Deutschland.

Auch sei der skandinavische Staat mit Blick auf seine Stellung in der EU eher zurückhaltend. Wirtschaftliche Integration strebe Dänemark an, insgesamt nehme es aber eine kritische Position gegenüber weiterer Vertiefung ein. Ausstiegsstimmung herrsche jedoch keine. Etzold vermutet eher, durch den Wegfall Großbritanniens, das starker Orientierungspartner in der EU war, könne die Zusammenarbeit mit der EU wachsen.

Carlsberg-Nation und Hygge-Wohlfühlstaat?

Als Zielkultur im Politikstudium wählte der heutige Bürgermeister der Stadt Bürgel Skandinavien. Später entschied sich Johann Waschnewski dann dafür die Region vor Ort kennenzulernen. Er nutzte die Vorteile der EU und reiste zum Zwecke eines Auslandssemesters im Rahmen des Erasmus Programms nach Dänemark. Geplant sei ursprünglich nur ein halbes Jahr gewesen. Durch ein Praktikum im Industrieverband blieb er dann jedoch sechs weitere Monate, teilte der Bürgermeister den Gästen mit. Im Anschluss verfasste er seine Magisterarbeit über das dänische Arbeitsmarktmodell. Und bis heute halten die Kontakte nach Dänemark an: Im Rahmen des Jugendbotschafter-Programms kehrt der Politiker jährlich in seine zeitweise Wahlheimat zurück. Aber auch die Dänen seien daran interessiert ihn in Deutschland zu besuchen. So sammelte er viel lebensnahe, sowie akademische Expertise, die er an diesem Abend mit den Anwesenden teilte.

Blick von Deutschland auf Dänemark

Der Werbespott zu einer der bekanntesten Biermarken Dänemarks, den Johann Waschnewski zunächst einspielte, beschreibt wahrscheinlich bereits relativ gut, was viele Deutsche bei dem Gedanken an den Nachbarn im Norden zunächst vor Augen haben: Hygge (grob übersetzt - dänische Gemütlichkeit), eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit und den Inhaber des Titels der glücklichsten Nation der Welt.

Dänemark ist, spricht man vom Kernland, mit knapp sechs Millionen Einwohnern kein besonders stark bevölkerter Staat. Durch diese kleine Gesellschaft entstehe Vertrauen. Das sei auch in den Betrieben so, in denen es deshalb keinen Kündigungsschutz gibt. Auch die Hierarchien seien sehr flach, da man sich kennt. Der Vergleich fällt auf Thüringen.

Gründe für das Wohlbefinden der Dänen sieht der Bürgermeister unter anderem in der nordischen Genügsamkeit und dem häufig rauen Wetter, das einen dazu verleite es sich drinnen gemütlich zu machen.

Blick von Dänemark auf Deutschland

Um auch einen Einblick in die Sichtweise der Dänen auf Deutschland präsentieren zu können bat der Politiker zwei prominente Dänen um ein kurzes Statement. Prinz Joachim von Dänemark betonte Waschnewski zufolge, dass Deutschland das einziges Land mit Landesgrenze zu Dänemark sei und der große Nachbar, die jüngere Generation sollte sich mehr damit auseinandersetzen. Ein Austausch fände aber statt, Berlin wäre bei jungen Dänen sehr angesagt.

Ein weiterer Bekannter aus dem dänischen Industrieverband hätte anklingen lassen, dass Deutschland heute eine untergeordnete Rolle spielt. Noch vor 200 Jahren sei Deutsch die erste Fremdsprache gewesen, heute bestehe ein stärkerer Bezug zum Englischen. Dieses Phänomen ist im Zuge der Globalisierung nicht verwunderlich. Deutschland nimmt als größter Handelspartner Dänemarks, zumindest im Bereich der Wirtschaft, aber weiterhin eine wichtige Rolle ein.

Im Gespräch: Grenzkontrollen, Gesundheitssystem und Sozialstaat

Im abschließenden Gespräch mit dem Publikum kamen Fragen auf zu den Grenzkontrollen und dem Gesundheitssystem Dänemarks. Im Zuge dessen erklärte Dr. Etzold, dass es durch die unterschiedliche Herangehensweise in Sachen Migration zu kleineren Streitigkeiten zwischen Dänemark und Schweden kam. Die Wiedereinführung der Grenzkontrollen zwischen den Nachbarstaaten sei dagegen schon ein richtiges Problem gewesen. Waschnewski sieht das ähnlich. Er beschreibt das Problem der Berufspendler zwischen Kopenhagen und Malmö, deren täglicher Arbeitsweg durch die Grenzkontrollen erheblich erschwert würde. Abschließend geht er kurz auf das Gesundheitssystems Dänemarks ein, das im Wesentlichen auch in eine gesetzliche und private Krankenversicherung geteilt ist. Unterschiede zum deutschen System liegen beispielsweise in der Zuteilung eines Arztes für gesetzlich versicherte. Ein weiterer Interessanter Fakt den der Bürgermeister zum Schluss anfügt: Pensionsfonds in Dänemark werden staatlich gefördert.

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