Comptes-rendus d'événement
Am 13. Dezember 2016 fand organisiert vom Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen die vierte und vorerst letzte Ringlesung der vierteiligen Veranstaltungsreihe zu Eric-Emmanuel Schmitts Werken „Zyklus des Unsichtbaren“ statt. Gute 60 Gäste fanden sich zur Lesung in der St. Petrikirche in Sömmerda ein.
Das Werk des Eric-Emmanuel Schmitt
Neben Theaterstücken schrieb und schreibt der französisch-belgische Autor und Regisseur Eric-Emmanuel Schmitt Romane und Erzählungen. Seine Werke wurden in 35 Ländern aufgeführt. Sein Buch zum Islam „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ wurde 2003 sogar verfilmt und ein Jahr darauf mit dem deutschen Bücherpreis ausgezeichnet. Sein Hauptschwerpunkt liegt in der Behandlung der Weltreligionen, dem Christentum, Judentum, Islam und dem Buddhismus. In seiner Bücherreihe „Zyklus des Unsichtbaren“ (französisch Cycle de l’ invisible) nähert er sich an Religion und Kultur an. Doch er betrachtet sie nicht einzeln, sondern stellt sie gegenüber und vergleicht die Weltreligionen, um möglicherweise zur Erkenntnis zu gelangen, dass sie nicht so verschieden sind, wie angenommen wird.
"Oskar und die Dame in Rosa"
„Oskar und die Dame in Rosa“ erzählt die Geschichte des zehn Jahre alten Oskars, dessen Leben in seinem jungen Alter aufgrund einer Krankheit bereits dem Ende zugeht. Der Krebspatient leidet vor allem darunter, dass ihm niemand sagen mag, was offenbar unvermeidlich ist – dass er sterben wird. Oma Rosa ist anders. Die alte Dame begleitet Oskar im Hospiz und schlägt ihm vor, Gott seine Sorgen in Briefen anzuvertrauen. Sogar wünschen kann man sich etwas von dem alten Herren! Trotz aller Zweifel geht er auf den Vorschlag von Oma Rosa ein. Als die Krankheit sich immer schneller ausbreitet, macht Oma Rosa einen weiteren Vorschlag: Er solle jeden einzelnen Tag wie zehn Jahre ausleben und genießen. So durchlebt Oskar in wenigen Tagen ein ganzes Leben, findet Trost, Kraft und einen ganz persönlichen Bezug zu Gott.
Bewusstsein über die Religion und ihre Werte
Nach einer Begrüßung durch die Landesbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen, Maja Eib, übernahm der Präsident des Thüringer Landtages, Christian Carius, das Wort. In seiner Ansprache thematisierte er die Bedeutung der Religion und des Glaubens und ging dabei besonders auf die aktuelle gesellschaftliche Situation in Deutschland ein. Anders als vor einigen Jahrzehnten leben heutzutage Anhänger verschiedenster Religionen Tür an Tür. So sei das Land herausgefordert richtig mit Einwanderern anderer Konfessionen umzugehen, aber dabei nicht zu vergessen die Haltung und die Werte der verbreitetsten Religion, des Christentums, beizubehalten und sie ihrer bewusst zu sein, so Carius.
Religion und Spiritualität durch Musik
Bewusst wurde für die Veranstaltungsreihe ein musikalischer Zugang gewählt, um während der Lesung eine möglichst intensive Atmosphäre zu kreieren und den Zuhörern so die Möglichkeit zu verschaffen leichter in die Themenfelder Glaube, Religion und Spiritualität zu finden. Neben klassischen Stücken, wie von Johann Sebastian Bach, die abgewandelt dargeboten wurden, spielten Freiraum Syndikat Stücke von Bill Frisell und den Jazzmusikern und –komponisten Chick Corea und Patrick Bruce "Pat" Metheny. Zur musikalischen Umrundung des Abends erklangen eine Jazz-Gitarre, verschiedene Flöten, sowie ein Cello. Zur Musik las Marcella von Jan.
Im Gespräch mit Pfarrerin Juliane Baumann
Anschließend an die Lesung war Svea Haugwitz im Gespräch mit Pfarrerin Juliane Baumann. Neben ihrer eigenen Haltung zum Christentum wurde dabei die Frage diskutiert, ob die eigene Leidensgeschichte oder die einer nahe stehenden Person sich auf den Bezug zum Glauben und zur Religion auswirkt und wie in solchen Situationen mit einer Person umgegangen werden sollte. Juliane Baumann erklärte, dass sie dazu rät offen und ehrlich mit Menschen umzugehen, die einen schwierigen, schmerzhaften Weg bestreiten müssen. Auf die Frage, ob das eigene Leid oder das Leid anderer einen Einfluss auf die eigene Religiosität hat, antwortete sie mit einem Ja. Es käme oftmals vor, dass Menschen in solchen Situationen erst zur Religion finden. Andererseits könnte auch das Gegenteil eintreten, dass also die Situation und folglich auch die Religion hinterfragt und vor allem angezweifelt werden, so Baumann.
Die Lesung wurde traditionell mit einem letzten Stück beendet. Freiraum Syndikat spielten hierfür abschließend eine eigens veränderte Komposition von Pat Metheny.