Comptes-rendus d'événement
Am 10.09.2018 fand in der PRAGER SCHULE Pflege- und Verwaltungsakademie ein Vortrags- und Gesprächsabend der Konrad-Adenauer-Stiftung statt. Jörg Geier, Leiter der PRAGER-SCHULE in Arnstadt sprach ein Grußwort und wies auf Probleme in der der unterschiedlichen Handhabung von Abschlüssen in den einzelnen Bundesländern hin. Nach der Begrüßung durch Herrn Daniel Braun sprach Prof. Dr. Margot Sieger, Professorin im Fachgebiet Pflege. Sie begann ihren Vortrag damit, die Begriffe aus dem Veranstaltungstitel „würdig“ und „effizient“ zu definieren und den Unterschied zwischen alltäglicher und professioneller Pflege darzulegen. Unter dem Oberbegriff Pflege fasste sie die Gesichtspunkte Prävention, Kuration, Rehabilitation und palliative Versorgung zusammen. Entscheidend bei der Pflege sei jedoch, dass die Pflege zur sozialen Situation des Patienten passen müsse. Anschließend ging sie auf die aktuellen Herausforderungen der Pflege ein. Dabei stehen vor allem die Dichotomien Ambulant vs. Stationär, Expertenweisung vs. Klienten Orientierung und individuelle Versorgung vs. Sorgende Gemeinschaft im Vordergrund. Auch zeigte sie auf, dass das veraltete dichotomische Gesund/Krank-Denken sich zu einem Gesundheits- und Krankheitskontinuum gewandelt habe. Das neue Kontinuum entspreche damit eher dem Gedanken, dass Gesundheit einerseits ein abnehmender und andererseits nie endender Prozess sei. Weiterhin sprach Prof. Dr. Sieger den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff an, der die eigenen Potentiale des Individuums in den Vordergrund nehme. Es fand in den letzten Jahren ein Perspektivwechsel statt und der Fokus werde nun mehr den je auf den Patienten gerichtet. Demnach solle die Pflege darauf schauen, was das Individuum noch könne und wobei es unterstützende Hilfe benötige, anstatt nur darauf zu schauen was es nicht mehr könne. Entscheidend dafür sei jedoch die Zusammenarbeit der verschiedenen Säulen, wie zum Beispiel Ärzte, Therapeuten, Apotheker, Krankenkassen und Pfleger, denn nur so könne die bestmögliche und auf den Patienten zugeschnittene Pflege gewährleistet werden. Als Antwort auf die aktuellen Herausforderungen in der Pflege schlug sie das Zukunftsmodell der „Sorgenden Gemeinschaft“ vor. Das Konzept sehe vor, dass Pflege, Betreuung und Begleitung als gesamtgemeinschaftliche Aufgabe angesehen werden. Dadurch schaffe es das Konzept, dem Patienten den Wunsch nach Sozialität im gewohnten Lebensumfeld zu ermöglichen.
Anschließend sprach Dr. Roy Kühne MdB aus der politischen Sicht auf die Pflege. Er kritisierte, dass Gelder nicht richtig eingesetzt würden und dass der Hilferuf nach Pflegekräften nicht neu sei, sondern nur viel zu spät wahrgenommen wurde. Dazu flössen viele Investitionen nur in die Krankenhäuser, was wiederum dazu führe, dass gutes Personal aus kleinen stationären Pflegeeinrichtungen in Krankenhäuser wechsle, kritisierte er. Sein Plädoyer für politische Entscheidungen bestehe darin, mehr auf die Erfahrungen der Praxis zu vertrauen und praxisorientierter zu Arbeiten. Um den Herausforderungen in der Pflege effektiv entgegen zu treten, suche die Politik den Austausch mit der Wissenschaft, damit die neuesten Erkenntnisse in die Entscheidungen einfließen können.
Im Anschluss an den Vortrag von Dr. Kühne folgte ein Gespräch und Diskussion an der auch Nadine Lopuszanski, Leiterin eines Seniorenheims in Arnstadt, teilnahm. Die vom Landtagsabgeordneten und Sprecher für Pflegepolitik der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag Jörg Thamm moderiert wurde. Nadine Lopuszanski kritisierte dabei die aus ihrer Sicht mangelnde Qualität der Selbstverwaltung durch die Krankenkassen und Mittelbereitstellung sowie die fehlenden Rehaplätze, Ergo- und Physiotherapeuten. Dieser Mangel führe wiederum dazu, dass mehr Arbeit von den Altenpflegern geleistet werden muss. Auch bemängelte sie die sich häufig ändernden und ergänzten Gesetze und Versicherungsleistungen, die durch die Pflege nicht immer schnell und effizient umgesetzt werden können. Ihre Bewertung der Lage schloss sie mit dem Fazit ab, dass zu lange darauf vertraut worden wäre, dass die Pflegekräfte und Einrichtungen die Herausforderungen am Ende immer meistern könnten, diese jedoch immer weniger zu bewältigen seien. Alle Redner waren sich jedoch darin einig, dass die Zahl der fehlenden Altenpfleger nicht allein entscheidend ist, sondern das vor allem die verschiedenen Akteure besser miteinander arbeiten müssten, um die Pflegebedürftigkeit zu verringern. In diesem Zusammenhang wurden auch die Arbeitsbedingungen in der Pflege erörtert, wie zum Beispiel die unberechenbaren Arbeitszeiten, das schlechte Image des Berufs Altenpfleger, fehlende Nachhaltigkeit und zu wenig Investitionen in die stationäre Pflege. Hier wies Dr. Kühne darauf hin, dass alle Verantwortungsträger an einer positiven Besetzung des Pflegeberufs interessiert sein sollten, denn niemand würde eine berufliche Perspektive in Segmenten suchen, die nur Gegenstand negativer Berichterstattung seien. Von den Rednern wurde die 2020 eingeführte generalisierte Ausbildung diskutiert. Frau Lopuszanski wies dabei auf die Risiken der Generalistik und die Befürchtung der Pflege, dass sich weniger Auszubildende für die Altenpflege spezialisieren würden, hin, da die Konkurrenz durch positiv besetztere Einrichtungen wir Krankenhäuser oder Kinderpflege für einen Abfluss weg von der Pflege beringen würde. Frau Sieger stellte dagegen fest, dass bei gleicher Bezahlung in allen drei Berufen und einer Verbesserung des Images der Altenpflege diese Abwanderung vermieden werden könnte. Dr. Kühne sekundierte dabei, dass in den Pflegeeinrichtungen, wo im Gegensatz zu Krankenhäusern nicht permanent Ärzte vor Ort sind, auch berufliche Spannung und Verantwortung größer sein könnten, besonders wenn die Verdienstmöglichkeiten identisch sind. Nach mehr als 2h endete eine Veranstaltung mit engagierten Redebeiträgen durch Redner und Gäste.