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REUTERS / Brendan McDermid

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Ein Gipfel zur Zukunft unser Bildungssysteme

od Sebastian Borchmeyer

Die Pandemie ist ein herber Rückschlag für die Erreichung des globalen Bildungsziels

Wenige der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) wurden so heftig von COVID-19 zurückgeworfen wie das vierte Ziel zur Hochwertigen Bildung—mit dramatischen Folgen. Die Pandemie führte zur historisch größten Unterbrechung der Bildung von fast 1,6 Milliarden Schülern oder 90% aller Kinder weltweit. Die Vereinten Nationen schätzen, dass als Folge von Unterrichtsausfällen zwei von drei Kindern im Alter von zehn Jahren nicht mehr in der Lage sind, eine einfache Geschichte zu lesen und zu verstehen. Im September lud der Generalsekretär der Vereinten Nationen daher am Rande der alljährlichen Generalversammlung zu einem hochrangigen Gipfel, um die Zukunft unserer Bildungssysteme zu gestalten und die globale Bildungskrise anzugehen.

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Der Transforming Education Summit stellt eine der Schlüsselinitiativen des Our Common Agenda Berichts dar, den der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN) letztes Jahr vorstellte und in dem er einen erneuerten Gesellschaftsvertrag forderte. Guterres‘ Ziel ist es, das Thema Bildung an die Spitze der globalen politischen Agenda zu setzen und Impulse für seinen, für 2024 geplanten, Summit of the Future zu geben. Die Bestandsaufnahme des Gipfels bestand aus Hiobsbotschaften. Wie eingangs erwähnt, werden 400 Millionen Elfjährige ihre Grundschulzeit als Analphabeten beenden. 260 Millionen Kinder im schulfähigen Alter gehen darüber hinaus aktuell nicht zur Schule.[1] 70% aller Zehnjährigen weltweit können keinen einfachen Text lesen; vor der Pandemie waren es allerdings auch immer noch 57%. In Ländern niedrigerer Einkommen und in Sub-Sahara Afrika sind es sogar nahezu 90%.[2] 840 Millionen junge Menschen werden aus Bildungssystemen scheiden ohne adäquate Qualifikationen für den Arbeitsmarkt. Ökonomen schätzen, dass diese Generation bis zu 17 Billionen US-Dollar[3] an Lebenseinkommen verlieren könnten.[4] Die Weltbank spricht von einem Verlust von 10% des zukünftigen durchschnittlichen Jahreseinkommens.[5]

Der Gipfel teile sich auf drei Tage auf: Der erste Tag, der sogenannte Mobilization Day, wurde vollständig von Vertretern der Jugend organisiert und sollte den Ton für die weitere Konferenz setzen. An ihm wurde offiziell die Youth Declaration vorgestellt. Der Solutions Day widmete sich konkreten Initiativen und Lösungsansätzen, die sich bereits praktisch bewährt haben und die global ausgeweitet werden könnten. Der Leaders Day bot einen Abschluss mit prominenten Rednern und Vertretern der Mitgliedstaaten, der Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft.

 

Bildungssysteme als Treiber von Ungleichheit und Konflikt?

Der Generalsekretär machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihm die Sache am Herzen liegt: „Wenn es nur eine einzige Sache gäbe, in die man investieren könnte,“ so der Chefdiplomat, „dann müsste dies Bildung sein. Die drängendsten Probleme der Welt hängen direkt mit Bildung zusammen und können nur durch Bildung gelöst werden: Die Wahrung der Menschenrechte, die Beendigung der planetaren Zerstörung, Frieden und Sicherheit und die Verringerung von Ungleichheiten.“[6] Ungewöhnlich scharf ging er mit den aktuellen Bildungsinstitutionen ins Gericht, die seiner Meinung nach nicht geeignet seien, auf die genannten Herausforderungen zu reagieren. Anstatt ein entscheidender Wegbereiter für mehr Chancengleichheit zu sein, sei das Gegenteil eingetreten: Bildung verschärfe globale Ungleichheiten. Kinder wohlhabender Eltern bekämen die bessere Bildung und danach bessere Jobs mit höheren Einkommen. Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen erhielten hingegen eine schlechtere Bildung, die sie nicht auf den Arbeitsmarkt vorbereite. Die extremen Unterschiede bei den Bildungsausgaben weltweit untermauern Guterres‘ Aussagen. Nach Angaben der Weltbank betrugen 2020 die durchschnittlichen jährlichen öffentlichen Ausgaben pro Kind in Ländern mit niedrigem Einkommen 53 US-Dollar, verglichen mit 7.800 US-Dollar in Ländern mit hohem Einkommen. Laut Werner Hoyer, Chef der Europäischen Investmentbank, würden nur 1,5% der weltweiten Bildungsausgaben in Höhe von 4,7 Billionen US-Dollar auf Länder mit niedrigem Einkommen fallen, verglichen mit dem Anteil von 65% der Ländern mit hohem Einkommen.[7] Zur Ungleichheit trägt auch bei, dass die digitale Revolution nicht allen Schulkindern zugutekommt.

Der UN-Generalsekretär beklagte zudem, dass viele Bildungssysteme zu sehr auf Wettbewerb unter Schülern setzten, wo es immer nur darum ginge, besser zu sein als der andere. Wichtiger als der Wettbewerb sei die Fähigkeit der Zusammenarbeit und ein Fokus auf Problemlösung. Das Konkurrenzdenken in unseren Bildungssystemen erziehe uns für die falsche Gesellschaft, die nicht solidarisch sei und zu Konflikten führe. In Zeiten grassierender Fehlinformationen, Leugnung des Klimawandels, Angriffen auf Menschenrechte bräuchten wir ein Bildungssystem, das Fakten von Desinformationen unterscheide und Respekt vor Wissenschaft und der Menschheit in ihrer ganzen Vielfalt vermittele. Der Generalsekretär sagte, Schulen vermittelten Wissen, das in ein paar Jahre nicht mehr relevant sein könnte. Vielmehr müssten wir lernen, wie man lernt. Viele Lehrpläne seien zudem veraltet und Bildungssystem nähmen wenig Rücksicht auf lebenslanges Lernen.

 

Die Deklaration der Weltjugend

Die Deklaration der Weltjugend ist das Produkt eines umfangreichen Konsultationsprozesses. Nach eigenen Angaben wurden fast eine halbe Million Jugendliche aus 170 Ländern in Online-Formaten befragt, wie sie sich eine gemeinsame Vision für die Umgestaltung der Bildung vorstellen und welchen Zweck Bildung erfüllen solle. Es stellte sich heraus, dass sich die Jugend dabei den Prinzipien der Menschenrechte, der nachhaltigen Entwicklung, der Gleichstellung der Geschlechter, der Klimagerechtigkeit, der Inklusion und der Solidarität stark verbunden fühlen, was ihrer Meinung nach einen interdisziplinären Querschnitts-Ansatz notwendig mache, der auch politische Bildung einbinden müsse. Die Weltjugend fordert mehr Partizipationsrechte in Entscheidungsprozessen. Konkret verlangen sie bessere Sexualaufklärung, bessere Vermittlung von digitalen Fertigkeiten, mehr Bildungschancen für junge Migranten, Flüchtlinge und Vertriebe, ein Schulleben ohne Mobbing und Diskriminierung und bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer. Die Deklaration fordert ferner, dass 20% aller nationalen Haushalte in die Bildung fließen sollen.[8]

Die Sondergesandte des UN-Generalsekretärs für Jugend, Jayathma Wickramanayake, machte noch einmal deutlich, wieviel Expertise junge Menschen in politische Entscheidungsprozesse einbringen könnten. Sie seien nicht nur Experten in den klassischen Fragen der Jugend, sondern seien auch eine wichtige Stimme in Fragen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit geworden. Sie zitierte einen Teilnehmer der Konsultationen: "Erwachsene brauchen jungen Menschen keine Stimme verleihen; sie haben bereits eine. Erwachsene brauchen einfach nur zuzuhören."

Die Jugend-Deklaration erntete viel Applaus bei den anwesenden Regierungsvertretern. Die EU-Kommissarin für Internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, betonte, es sei nicht möglich, Bildungssysteme der Jugend zu verbessern, ohne diese darin einzubinden. Immerhin sei die aktuelle Jugendgeneration die größte der Geschichte. Ein generationsübergreifender Dialog sei der richtige Weg. Portugals Bildungsminister João Costa machte sich dafür stark, dass die Nachhaltigen Entwicklungsziele in die Lehrpläne aufgenommen werden. Er fügte hinzu, dass wir nicht behaupten könnten, dass wir Dinge wie den Klimawandel ernst nähmen, ohne sie in der Schule hinreichend zu behandeln. UN-Generalsekretär António Guterres resümierte, dass wir historisch gesehen durch verschiedene Phasen gegangen seien, wie die Gesellschaft mit ihrer Jugend umging. Von einer Phase der Vernachlässigung über eine Phase der Propaganda hin zu einer Phase der konsultativen Einbindung. Heute würde die Jugend in eine Phase der Verantwortung treten.[9]

 

Lösungen für die Bildung der Zukunft

Den Organisatoren des Gipfels war es wichtig, dass nicht nur über Probleme diskutiert wurde, sondern auch konkrete Vorschläge zur Adressierung der Herausforderungen in Bildungsfragen geliefert wurden. Dabei sollten konkrete Erfolgsgeschichten präsentiert werden, die international Schule machen könnten. Die stellvertretende Generalsekretärin Amina Mohammed sagte dazu: "Wir brauchen keine Pilotprojekte mehr; wir wissen, was wir tun müssen. Es geht jetzt darum, diese Ideen größer aufzuziehen."[10] Auf dem folgenden "Markplatz der Ideen" wurden insgesamt 46 Initiativen vorgestellt.

In mehr als einem Dutzend Entwicklungsländern wurde beispielsweise eine spezielle digitale Lernplattform namens Learning Passport eingeführt, die inzwischen von mehr als einer Million Schülern benutzt wird und in 56 Sprachen verfügbar ist. Das graphisch ausgerichtete Programm ist dabei sehr flexibel, anpassungsfähig und kontext-spezifisch aufgebaut und funktioniert auch ohne Internetanschluss. Dennoch wurde klargemacht, dass digitales Lernen immer nur eine Ergänzung des klassischen Schulunterrichts sein könne und dessen Qualität verbessern könne. Ersetzten können digitale Formate traditionelle Lehrmethoden nicht.[11]

Hinsichtlich der großen Migrationsproblematik weltweit wurde ein besonderes Augenmerk auf die Lage von Flüchtlingen gelegt. Lediglich 6% von ihnen würden Zugang zu tertiärer Bildung haben (bei einem internationalen Durchschnitt von 40% bei Menschen derselben Altersgruppe ohne Fluchthintergrund). Die Hoffnungslosigkeit, die viele von ihnen erfahren würden, seien ein Nährboden für Radikalisierung, Gewalttätigkeit und Kriminalität. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Arbeit ILO haben daher eine Kooperation gestartet, um Flüchtlingen eine Berufsausbildung anzubieten. Da qualifizierte Arbeiter in vielen Ländern dringend benötigt werden, können sie auf diese Weise auch einen Beitrag zu der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Gastlandes leisten, sich dort besser integrieren und die Akzeptanz in den aufnehmenden Gesellschaften verbessern.[12] UNHCR-Chef Filippo Grandi meinte dazu, dass Bildung nicht nur Chancen kreieren würde, sondern auch Identität stiften könne.[13]

Viele der weiteren vorgestellten Projekte setzten sich mit den schlechten Arbeitsbedingungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten von Lehrkräften auseinander, die, wie viele Redner unterstrichen, nicht die gesellschaftliche Wertschätzung bekämen, die sie verdienten. Es wurde auch angesprochen, dass aufgrund von Diskriminierung, Mobbing, Gewalt, Unterernährung und Krieg, Bildungsinstitutionen oft nicht in der Lage seien einen sicheren Ort zu bieten, an dem Studierende sich voll entfalten könnten. Patrice Latyr Evra, ehemaliger Spielführer von Manchester United, machte eindringlich darauf aufmerksam, dass laut WHO-Schätzungen jedes zweite Kind weltweit, also rund eine Milliarde Kinder, Opfer von Gewalt seien.[14]

 

Eine Frage des Geldes

Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai richtete deutliche Wort an die Weltgemeinschaft. Das Versprechen, Bildung die höchste politische Priorität einzuräumen, sei gebrochen worden. Sie griff dabei die Forderung der Vereinten Nationen und der Weltjugend-Deklaration auf, 20% aller nationaler Budgets in Bildung zu investieren. Corona-bedingte Schulausfälle sind dabei nur ein Teil des Problems. Es stellte sich heraus, dass sich 40% der Länder mit niedrigem Einkommen und niedrigem mittlerem Einkommen aus wirtschaftlichen Gründen genötigt sahen, ihre Bildungsbudgets zu reduzieren.[15] Vertreter der Vereinten Nationen und ihrer Sonderorganisationen forderten eindringlich, dem entgegenzusteuern. Der Bildungsfinanzierung sei die alleroberste Priorität einzuräumen, in dem man eine progressive Erhöhung der Ressourcen pro Schüler startet, um so die geschätzte weltweite Finanzierungslücke von 200 Milliarden zu schließen. Amina Mohammed merkte dazu an, dass wir von der Idee wegkommen müssten, dass die Budgets für Bildung Staatsausgaben seien. Es sind vielmehr Investitionen, die Dividenden generierten.[16]

Der international renommierte Ökonom Jeffrey Sachs machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass es im Gegensatz zu anderen Sektoren der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Bildung weniger internationale Finanzierungsinstrumente gäbe als in anderen Bereichen, wie beispielsweise Gesundheit.[17] In der Tat haben von 2019 bis 2020 43 Geber ihre bilaterale Entwicklungshilfe für Bildung reduziert.[18] Sachs beklagte, dass die „Globale Partnerschaft für Bildung“ hoffnungslos unterfinanziert sei hinsichtlich des Umstandes, dass es in Entwicklungsländern schätzungsweise 500 US-Dollar pro Jahr koste, ein Kind zur Schule zu schicken, was für viele Länder unerreichbar sei.[19] Laut Weltbank geben Länder der niedrigen Einkommensstufe aktuell lediglich 53 US-Dollar pro Jahr aus.[20] Eine schlecht ausgebildete Erwerbsbevölkerung wird hingegen nicht in der Lage sein, diese Länder aus der extremen Armut zu befreien.

Als Reaktion auf diese Finanzierungsproblematik wurde während des Gipfels vom ehemaligen britischen Premier Gordon Brown und Generalsekretär Guterres die "Internationale Finanzierungsfazilität für Bildung" gegründet, die speziell für Länder mit niedrigem mittlerem Einkommen entwickelt worden ist, in denen 80% aller Kinder weltweit leben. Die Fazilität wird ab 2023 zusätzliche Mittel in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar für Bildungsprogramme bereitstellen; bis 2030 sollen weitere zehn Milliarden US-Dollar mobilisiert werden.[21]Die EU, welche mit ihren Mitgliedern zusammen rund die Hälfte aller weltweiten Entwicklungsausgaben für Bildung bereitstellt, versprach, künftig mindestens 13% des Budgets für Partnerschaften im Bildungssektor vorzusehen, bislang sind es nur 7%. Der UN-Generalsekretär ging noch einen Schritt weiter und forderte einen Anteil von mindestens 15%.[22]

Nichtsdestotrotz werden diese Ausgaben nur einen symbolischen Beitrag leisten können, denn schätzungsweise 97% aller Bildungsausgaben werden aus inländischen Quellen kommen müssen. Es ist daher umso wichtiger, dass Entwicklungsländer verstärkt Steuern erheben, um die notwendigen Ressourcen zu generieren. Dass dies nicht leicht werden dürfte war auch dem Sonderberater des Generalsekretärs Leonardo Garnier im Hinblick auf die damit verbundene Umverteilung klar: „Wir reden hier von einiger Menschen Geld, aber anderer Leute Kinder.“ Trotzdem sei es sehr viel teurer, nicht in die Bildung zu investieren, als es einfach zu tun. [23] Die Vertreter der Weltbank gaben auch zu bedenken, dass die Notwendigkeit höherer Bildungsausgaben mit fiskalischer Tragfähigkeit in Einklang gebracht werden müsse. Alle Länder müssten daher sorgfältig kalkulieren, was für die Bildung jedes einzelnen Schülers erforderlich sei und nationale Bildungsfinanzierungspläne entsprechend ausarbeiten. Der Kauf von Lehrbüchern und -materialien, die Verbesserung von Lehrergehältern und deren Ausbildung sowie Investitionen in Technologie seien nur dann kosteneffektiv, wenn die Maßnahmen ganzheitlich umgesetzt würden. Bei zu niedrigen Bildungsausgaben seien keinerlei Verbesserungen von Lernergebnissen zu erwarten.[24]

 

Nationale Verpflichtungserklärungen

Anstelle einer gemeinsamen Abschlusserklärung ging man den Weg, von den Mitgliedsstaaten Nationale Verpflichtungserklärungen, ähnlich der Nationally Determined Contributions der Klimakonferenzen, einzufordern. Diese wurden von einem Vision Statement des Generalsekretärs ergänzt. 105 Länder nutzten die Gelegenheit, ihre nationalen Bildungsinitiativen vorzustellen, in denen sich einige Trends ausmachten: die meisten Länder arbeiten aktiv an einem Plan, die Unterrichtsausfälle aus der COVID-19-Pandemie wett zu machen, ihre Bildungssysteme resilienter gegenüber künftiger Schocks wie Pandemien und Katastrophen zu machen und benachteiligte Gruppen wie Frauen, Minderheiten, von Armut betroffene Menschen, Migranten und Behinderte besser einzubinden. Die große Mehrheit der Mitgliedsstaaten kündigte an, den Lehrerberuf attraktiver gestalten zu wollen, um den Lehrermangel zu beseitigen, Lehrpläne zu überarbeiten und digitales Lernen zu fördern. Bedauerlicherweise machten nur etwas mehr als ein Drittel der Länder konkrete Zusagen, den Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben in Einklang mit internationalen Richtgrößen von 4-6% des Bruttoinlandsprodukts und 15-20% der öffentlichen Ausgaben zu bringen.[25] Deutschlands Verpflichtungserklärung, die gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz und der Bundesregierung erstellt worden ist, blieb an dieser Stelle ebenfalls vage, machte jedoch auf das mit zwei Milliarden Euro geförderte Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" aufmerksam. Der „Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung,“ der sich zum Ziel gesetzt hat, das Thema in allen Bereichen des Bildungssystems zu verankern, und der „DigitalPakt Schule“ wurden als weitere wichtige Initiativen erwähnt.[26]

Fazit

Die COVID-19-Pandemie und die vielen weltweiten Krisen haben das vierte Nachhaltigkeitsziel schwer getroffen. Die Vision, dass wir die erste Generation der Geschichte werden könnten, in der jeder einzelne Junge und jedes einzelne Mädchen das Recht hat, zur Schule zu gehen—wie es Gordon Brown formulierte—ist in weite Ferne gerückt. Die katastrophalen Auswirkungen der Bildungskrise auf die jüngere Generation sind bislang schwer abzuschätzen, massive Einkommensverluste sind zu befürchten. Insbesondere die Lage der Flüchtlinge, von denen die Hälfte Kinder sind, ist prekär.

Dem UN-Generalsekretär gelang es mit dem, teilweise recht emotionalen, Gipfel die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Schützenhilfe bekam er von den vielen Jugendaktivisten und der zahlreich erschienenen Prominenz aus Staats- und Regierungschefs, Ministern und anderen Teilen des öffentlichen Lebens, wie Priyanka Chopra, Fußballgröße Patrice Evra, Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, First Lady Jill Biden und der belgischen Königin, wobei sich letztere beide per Videobotschaft dazu schalteten.

 


 

[1] Gordon Brown, United Nations Special Envoy for Global Education, Transforming Education Summit, Solutions Day, New York, 17. September 2022.

[2] Audrey Azoulay, Director-General, UNESCO, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September 2022.

[3] Barwert.

[4] United Nations Department of Economic and Social Affairs, https://sdgs.un.org/goals/goal4, Zugriff: 26. November 2022.

[5] Mari Pangestu, Managing Director of Development Policy and Partnerships, World Bank, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September 2022.

[6] António Guterres, UN Secretary-General, Transforming Education Summit, Mobilization Day, New York, 16. September 2022.

[7] Werner Hoyer, President, European Investment Bank, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September.

[8] Youth Declaration on Transforming Education, September 2022, https://www.un.org/en/transforming-education-summit/youth-declaration, Zugriff: 26. November 2022.

[9] António Guterres, UN Secretary-General, Transforming Education Summit, Mobilization Day, New York, 16. September 2022.

[10] Amina Mohammed, UN Deputy-Secretary-General, Transforming Education Summit, Solution Day, New York, 17. September 2022.

[11] “Learning Passport” initiative hosted by UNICEF, Microsoft, Lao PDR and Zimbabwe, 17. September 2022.

[12] “Transforming Technical and Vocational Education and Training for Refugees: Skills and Labour Market Transitions in Contexts of Fragility” hosted by Finn Church Aid, Finland, Germany, UNHCR and ILO, 17. September 2022.

[13] Filippo Grandi, High Commissioner, UNHCR, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September 2022.

[14] https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/violence-against-children, Zugriff: 26. November 2022.

[15] https://www.un.org/en/transforming-education-summit/IFFEd, Zugriff: 26. November 2022.

[16] Amina Mohammed, UN Deputy-Secretary-General, Transforming Education Summit, Solution Day, New York, 17. September 2022.

[17] Jeffrey Sachs, Director of the UN Sustainable Development Solutions Network, Transforming Education Summit, Solution Day, New York, 17. September 2022.

[18] https://www.un.org/en/transforming-education-summit/IFFEd, Zugriff: 26. November 2022.

[19] Zum Vergleich: Länder der niedrigen Einkommensklasse sind von der Weltbank definiert als solche mit einem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von $1,085 pro Jahr.

[20] Mari Pangestu, Managing Director of Development Policy and Partnerships, World Bank, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September 2022.

[21] https://www.un.org/en/transforming-education-summit/IFFEd, Zugriff: 26. November 2022.

[22] Jutta Urpilainen, Commissioner for International Partnerships, European Commission, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September 2022.

[23] Leonardo Garnier, Special Adviser to the UN Secretary General on Transforming Education Summit, Solutions Day.

[24] Mari Pangestu, Managing Director of Development Policy and Partnerships, World Bank, Transforming Education Summit, Leaders Day, New York, 19. September 2022.

[25] Analysis of National Statements of Commitment, United Nations, 8. September 2022.

[26] National Statement of Commitment, Germany, https://transformingeducationsummit.sdg4education2030.org/system/files/2022-09/Germany_National%20Statement%20of%20Commitment.pdf, Zugriff: 26. November 2022.

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