보고서
Khalid Al Khudair ist einer von ihnen. So wie vielen anderen Saudis geht es ihm um mehr als sozialen Status und ein einträgliches Einkommen. Sein Anliegen ist es vielmehr, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und einen Beitrag zur Entwicklung seines Landes zu leisten. Deshalb hat er die soziale Initiative „Glowork“ gegründet, die sich die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt auf die Fahnen geschrieben hat. Seit 2011 gibt es die Arbeitsvermittlung, die inzwischen mehr als 27.000 Frauen auf ihrem Weg in ein Arbeitsverhältnis unterstützt hat. „Das hat Einfluss. Nicht nur auf die Gesellschaft, sondern auch auf die Politik. Die hat reagiert und in den vergangenen Jahren immer mehr Gesetze für Frauen am Arbeitsplatz auf den Weg gebracht,“ betont Khalid, der vom World Economic Forum für sein Engagement als „Global Young Leader“ ausgezeichnet wurde.
Ursprünglich als kleines soziales Startup initiiert, wird die Expertise von Glowork mittlerweile auch von politischer Seite gehört. So sind Khalid und sein Team seit drei Jahren Teil des Planungsausschusses zur Förderung wirtschaftlicher Teilhabe von Frauen im saudischen Arbeitsministerium. Ihr Fachwissen kam so beispielsweise bei der Ausarbeitung des neuen Mutterschaftsgesetzes und einer Regelung zur Kinderbetreuung am Arbeitsplatz zum Tragen.
Glowork gilt daher nicht umsonst als Vorreiter sozialen Unternehmertums im Königreich und dient einer wachsenden Zahl sozialer Initiativen als Vorbild. Deren Ideen stoßen in der politischen Klasse zunehmend auf offene Ohren. Neue Denkanstöße werden vor allem von jungen Saudis gesetzt. Angesichts des rapiden Bevölkerungswachstums ein enormes Potential: Bereits heute sind 70 Prozent der saudischen Bevölkerung unter 30 Jahre alt und bis 2050 könnte sich die Einwohnerzahl im Wüstenstaat verdoppeln.
„Die Jugend will, dass ihre Stimme gehört wird. Die Zeiten dafür sind gut“, ist sich auch Khalid sicher. Gerade dem Aufkommen sozialer Medien wie Facebook und Twitter schreibt er dabei eine wesentliche Rolle zu. Kaum ein anderes Land der Welt hat eine so hohe Nutzungsdichte an Usern wie Saudi-Arabien. Mehr als 40 Prozent der Saudis haben einen Twitter-Account, täglich werden im Schnitt mehr als sieben Millionen Tweets abgesetzt. In etwa die Hälfte davon kommen von Frauen. Auch wenn es sich dabei meist um Alltagskommunikation handelt, so stellen soziale Medien dennoch einen neuartigen öffentlichen Raum dar, in dem sich junge Menschen artikulieren können. Angesichts dieser Entwicklungen sieht Khalid in seinem Land großes Potential für zukunftsorientierte Initiativen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Bei allem Optimismus, den Khalid ausstrahlt, ist der Handlungsspielraum für junge Menschen in Saudi-Arabien immer noch eng umsteckt. Wer mitgestalten möchte, muss oftmals mit politischem Fingerspitzengefühl vorgehen und einen generationsübergreifenden Dialog suchen. „Wenn wir alle Hürden und Herausforderungen als Möglichkeiten sehen, dann haben wir sehr viele davon“, bemerkt der Jungunternehmer. Er ist sich sicher: „Die Jugend in Saudi-Arabien muss ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und nicht warten, bis es jemand für sie tut.“
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